Football

Hamburg. Die Unterwelt ist bei den Hamburg Blue Devils noch in Ordnung. In dieser Woche sollen am vereinseigenen Dr.-Hermann-Schnell-Sportplatz an der Memellandallee die Tiefbauarbeiten abgeschlossen werden. Doch ob oben auf dem Rasen Spiele der German Football League ausgetragen werden, ist fraglich. Am vergangenen Mittwoch hat Geschäftsführer Karsten P. Steffens (37) für die Betriebs- und die Vermarktungsgesellschaft des viermaligen deutschen Meisters ein Insolvenzverfahren beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Sven-Holger Undritz (White & Case) bestellt.

"Wir haben derzeit keine liquiden Mittel, aber die Lage ist nicht dramatisch", so Steffens, der den Verein im Herbst 2003 mit seinem Einstieg selbst aus der Insolvenz herausgelöst hatte. Trotz einer sechsstelligen Finanzspritze von Profi-Partner Hamburg Sea Devils aus der NFL Europe League drücken Verbindlichkeiten auf die Bilanzen, allein Hauptgläubiger FC St. Pauli stehen laut Gerichtsentscheid noch etwa 60 000 Euro Stadionmiete (inklusive Vermarktungsrechten) aus 2004 zu.

Die eigenen offenen Forderungen beziffert Steffens auf 90 000 Euro, viele Sponsoren hätten sich bereit erklärt, ihr Engagement aufzustocken. Allerdings ist das Geldgeber-Portfolio im Vergleich zur vergangenen Saison dünner geworden, als neue Partner konnten nur Stadionnamensgeber eVendi und der Schädlingsbekämpfer Kill-Team hinzugewonnen werden. Ein Grund, weshalb sich Steffens von seinem Marketing-Direktor Erik Herklotz getrennt hat.

Der versucht nun offenbar Steffens auszubooten. Gestern abend trafen sich Blue-Devils-Präsident Jürgen Kemper und Sea-Devils-Chefin Kathrin Platz bei Vereins-Insolvenzverwalter Olaf Büchler, um über eine Kündigung der Verträge mit Steffens' Gesellschaften zu beraten. "Sinn und Zweck ist der Erhalt der Blue Devils und des Spielbetriebs", sagte Kathrin Platz. Ein Rettungskonstrukt wollen sie, Kemper und Schatzmeisterin Heike Jahn heute vorstellen. Notwendig wären zumindest 50 000 Euro: je 25 000 für die Gründung einer neuen GmbH und die Erfüllung von Büchlers Insolvenzplan.

Sollte Steffens sein Stadionprojekt nicht realisieren können - Unterhaltskosten: 9000 Euro im Monat -, könnte man am geplanten ersten Heimspiel am 18. Juni gegen die Cologne Falcons auf den Union-03-Sportplatz ausweichen.

In jedem Fall im Victoria-Stadion auflaufen wird Marico Gregersen (28). Der ehemalige Paßempfänger der Blue und jetzige Flagfootball-Koordinator der Sea Devils hatte sich schon vor Wochen dem Zweitligateam Hamburg Eagles angeschlossen. Nachdem die Blue Devils die Freigabe nun doch erteilt haben, kann er nach einer Wechselsperre von fünf Spielen Mitte Juni für die Eagles angreifen - gleich als Quarterback.