Hamburg. An seine ersten Thaibox-Kämpfe erinnert sich Ralf Stege mit leichtem Grausen. "Als ich mit dem Sport anfing, war die Szene brutal, nur Schlägertypen haben damals Thaiboxen betrieben", sagt der 36jährige Hamburger. Die ersten Kämpfe des früheren Weltmeisters liegen jedoch 15 Jahre zurück. Warum sich die früher als Halbwelt-Unterhaltung verschrieene Kampfsportart zu einem in vielen Fitness-Studios auch von Frauen betriebenen Trend gewandelt hat, davon konnten sich am Sonntag 1000 Fans in der Großen Freiheit 36 überzeugen.

Stege, der seit Herbst 2000 die Kampfsportschule Siamstore leitet, hatte zum "Day of Destruction" geladen. In acht Kämpfen standen sich Hamburger Lokalmatadoren und nationale Topgegner gegenüber, die sich teilweise hochklassige Fights lieferten. "Unser Konzept ist es, in jedem Kampf Hamburger zu haben, um die heimischen Fans anzusprechen", erklärt Stege. Unter fachkundiger Anleitung seines Kompagnons Darius Alibek, der den Laien unter den Zuschauern Einblicke in die Regelkunde gab und die Kämpfer vorstellte, wurden die Duelle durchgeführt.

Während gegenüber der "Freiheit" Dutzende Gläubige vor der St. Josephs-Kirche für den verstorbenen Papst beteten, ließ es Florian Ogunade im Hauptkampf richtig krachen. Der Halb-Nigerianer aus Hamburg sicherte sich durch Abbruch in der dritten Runde gegen den Deutschtürken Ali Durmaz aus Mannheim den deutschen Meistertitel im Superschwergewicht nach Version des Verbandes WFCA. Nach dem Duell, das der 29jährige durch einen Fußtritt zum Oberschenkel seines Gegners beendete, erhielt Ogunade eine Einladung für einen Kampf in Spanien. Über Mikrofon dankte er jedoch zunächst seinen lautstarken Fans und kündigte an, bald wieder in Hamburg kämpfen zu wollen. Im Herbst soll es so weit sein, schließlich will Stege seinen Sport weiter voranbringen. Und dabei mit einem Vorurteil aufräumen: die Verletzungsgefahr beim Thaiboxen ist nicht höher als in anderen Sportarten auch. "Ich habe lange Fußball gespielt, und da war ich häufiger verletzt", sagt Ogunade. Heute ist er seinen Gegnern immer einen Tritt voraus.