Hamburg. Die Handballer des HSV haben mit der geforderten Umstrukturierung des Vereins begonnen. Am Mittwoch wird der Mäzen Andreas Rudolph (49) neuer Präsident. Der Ahrensburger Medizin-Unternehmer tritt die Nachfolge Heinz Jacobsens an. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll er im Januar zum Klubchef gewählt werden. Jacobsen, er hatte Rudolph das Amt über Weihnachten angeboten, wird weiter ehrenamtlich für den Verein und speziell die Bundesliga-Mannschaft arbeiten. Erste Entscheidung Rudolphs: Er bestellte Dierk Schmäschke zur neuen Saison zum Manager und Vereinssprecher. Der Flensburger Lehrer übt diesen Job bisher ohne offizielle Funktion und Entlohnung aus.

Rudolph, einst Spielertrainer beim Handball-Bundesligaklub OSC Rheinhausen, wird dem HSV auch künftig finanziell helfen und ihm Kontakte zu weiteren dringend benötigten (und bereitstehenden) Geldgebern vermitteln - es fehlen 1,1 Millionen Euro bis zum Saisonende, 4,2 in den nächsten anderthalb Jahren. Sein Credo dabei: "Ehrlichkeit und Transparenz." Seine Motivation: "Diese integre Mannschaft und dieser leidenschaftliche Trainer." Bob Hanning war es auch, der die Kontakte zum HSV herstellte und ausbaute.

Rudolphs Hauptproblem: Er muß versuchen, die Handballer vom mit 2,3 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten wirtschaftlichen Träger Omni Sport GmbH & Co. KG in Einklang mit den Statuten der Handball-Bundesliga (HBL) zu lösen. Eine Option bleibt die Integration der Handballer in den Hamburger Sport-Verein, dessen Symbole sie gegen - zuletzt nicht bezahltes - Entgelt bereits nutzen. Rudolph hat darüber mit dem HSV-Vorsitzenden Bernd Hoffmann verhandelt - Entscheidung im neuen Jahr. Die HBL würde Schritte dieser Art begrüßen. "Es gibt Lösungen, und wir sind bereit zu helfen. Was jetzt nicht passieren darf, ist, daß Omni Sport Insolvenz anmeldet. Das würde zum Zwangsabstieg des HSV führen", sagte der HBL-Vorsitzende, Magdeburgs Geschäftsführer Bernd-Uwe Hildebrandt.

Der Rückzug Jacobsens darf auch als Geste an die HBL gedeutet werden. Die nimmt ihrem Ende Juli zurückgetretenen langjährigen Vorsitzenden sein - lange vorher geplantes - nachfolgendes Engagement beim HSV übel. Die Vorwürfe, Bundesverdienstkreuzträger Jacobsen hätte dem seit seiner Gründung 2002 wirtschaftlich über seine Verhältnisse lebenden Klub die Lizenz zugeschanzt, sind bis heute nicht verstummt. Sie entbehren rechtlich jeder Grundlage, weil der unabhängige Gutachterausschuß der HBL dem Vorstand die Lizenzerteilung für den HSV einstimmig empfohlen hatte. Vereinsintern wird dem 63 Jahre alten Kieler zudem schlechtes Krisenmanagement vorgehalten. Der Übergang zu Rudolph verspricht nun den stets geforderten Einzug größerer Professionalität in die Klubführung. Rudolphs Inthronisation war mit Vizepräsident Fritz Bahrdt und HSV-Fußball-Aufsichtsrat Jürgen Hunke abgestimmt worden. "Nachdem wir dieses deutliche Zeichen gegeben haben, hoffen wir, daß die Liga es akzeptiert und den Standort Hamburg erhält", sagte Manager Schmäschke.

Verleger Hunke wird sich weiter um Kontakte zur Stadt bemühen. Die letzten Signale aus dem Rathaus sind ermutigend. Sollten die Handballer künftig solide wirtschaften, seien Verhandlungen über eine Bürgschaft zur Absicherung eines eventuell benötigten Millionenkredites möglich, hieß es aus der Senatskanzlei. Die Gespräche mit dem Klub waren im Sommer abgebrochen worden, weil die Stadt kein Vertrauen in die Omni Sport und dessen inzwischen inhaftierten Geschäftsführer Winfried M. Klimek setzte. Selbst ein Zuschuß im Rahmen einer Wirtschaftsförderung sei bei transparentem Geschäftsgebahren und einem Busineßplan möglich.