REGIONALLIGA Trotz überlegenem Spiel verlor der Klub 0:1 beim KFC Uerdingen.

Christian Pletz

Krefeld

Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli wurde Andreas Bosheck gestern abend unruhig. Der 36jährige sichtete außerhalb der Grotenburg-Kampfbahn 30 gewaltbereite Anhänger von Fortuna Düsseldorf. An die hat Bosheck schlechte Erinnerungen: Einmal wurde er von den Düsseldorfer Fans tätlich angegriffen, später sogar von Fortuna-Torwart Nulle verprügelt. Da half auch sein Kostüm des Uerdinger Maskottchens "Grotifant" als Puffer nicht.

Dennoch war Bosheck vor der Partie gegen die Hamburger zuversichtlich: "Wenn wir heute und dann noch gegen Bielefeld gewinnen und uns in der Winterpause verstärken, könnte es was mit dem Aufstieg werden." Zumindest sein erster Wunsch wurde erfüllt: 1:0 hieß es gegen die ersatzgeschwächten, überraschend spielstarken Gäste, die sich nach ihrer überzeugenden Leistung über drei verschenkte Punkte ärgern mußten.

Bereits in der ersten Halbzeit mußte der "Grotifant" mit seinen Cheerleadern Schwerstarbeit vor der wenig amüsierten Anhängerschaft verrichten, um diese bei Laune zu halten. Es spielte fast nur eine Mannschaft: St. Pauli. Ohne Wojcik, Agu, Taljevic und Akbel, dazu mit einigen angeschlagenen Spielern in der Start-elf, stand das Team von Trainer Andreas Bergmann defensiv kompakt und erarbeitete sich vor allem über Standards Chancen: Die beste Möglichkeit vergab Bounoua nach einem Eckball von Mazingu-Dinzey (5.). Da kämpfte einer für den anderen, da stand eine Einheit auf dem Platz. Im Strafraum allerdings machte sich das Fehlen eines Vollstreckers Marke Wojcik bemerkbar. Die Uerdinger Fans und ihr "Grotifant" durften in der ersten Hälfte nur einmal hoffen, als Heun aus - umstrittener - Abseitsposition ins Tor traf (37.).

Würde die unbefriedigende St.-Pauli-Serie der Unentschieden (drei Remis in den vergangenen vier Spielen) endlich reißen? Nach einer Stunde mußte die Millerntor-Elf vor 2778 Zuschauern, darunter 400 lautstarke Hamburger, eine Schwächephase überstehen und Canizzaro vergab die beste Uerdinger Chance (60.). Doch auch St. Pauli hatte den Matchball auf dem Kopf: Eine Lechner-Flanke verlängerte der eingewechselte Smithaber, der wohl überraschte Palikuca vergab aus kürzester Distanz (67.). Eine Riesen-Chance!

Da wachte sogar der stark erkältete Trainer Bergmann auf und wirbelte heftiger an der Außenlinie als der Grotifant erahnte, daß hier ein Sieg drin war. Dies mißlang, und es kam noch bitterer. In der 90. Minute erzielte Heun per Kopfball aus dem Nichts heraus den Siegtreffer für den KFC. Nur Sekunden später riß sich Bosheck seine 800 Euro teure Rüsselmaske vom Kopf und stürmte nach dem Abpfiff jubelnd auf den Platz, während die St. Paulianer frustriert zu Boden sanken. Bergmann hingegen tobte wild fluchend über den Rasen: "Diese Pleite tut so weh, wir sind hier 90 Minuten die eindeutig bessere Mannschaft, und dann steht plötzlich einer so frei."

Bosheck hatte da schon längst den 29. Februar im Kopf, dann kommen die Düsseldorfer erneut in die Grotenburg. Und dann wird die Fortuna sicher nicht solche netten Geschenke verteilen, wie es gestern der FC St. Pauli tat.