Wedel. Die Basketballer des SC Rist Wedel sind Spitze. Und weil die (sehr jungen) Damen in der Zweiten Bundesliga und die (etwas älteren) Herren in der Regionalliga Nord bisher alle Spiele in dieser Saison - meistens souverän - gewannen, machen sich Verein und Management Gedanken um eine sportlich noch bessere Zukunft. Und die, sagt Jörg Siegfried Gehrke, Vorsitzender der ausgegliederten Wedeler Herren-Basketballer, "kann es mittelfristig nur in Hamburg geben". Sein Nahziel: Nach dem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga soll die Basketball-Euphorie elbaufwärts getragen werden. Mitte Dezember will er konkrete Pläne vorlegen. In diesen wird erstmals der Begriff "Erste Bundesliga" auftauchen. Vor 2007 aber ließe sich ein solches Projekt kaum realisieren.

Nach einem Klassensprung möchte Gehrke schon in der nächsten Spielzeit einige Begegnungen in Hamburger Hallen austragen. Kooperation mit dortigen Vereinen wie den BC Tigers (ebenfalls Regionalliga) schließt er nicht aus. Das Tigers-Management um Hans-Jürgen Jessen (Veranstaltungsdienste Contro) und Gerhard Ramcke (Agentur Commix) hatte kürzlich der Handelskammer Hamburg ein detailliertes Konzept mit Etatzahlen präsentiert. Titel der 42seitigen Hochglanz-Broschüre: "Basketball. Erstklassig in Hamburg." Kalkulierte Kosten einer Erstliga-Mannschaft, die in der Sporthalle Hamburg und der Color-Line-Arena auftreten würde: 2,33 bis 2,88 Millionen Euro. Gehrke: "Es gibt keine Eitelkeiten. Jeder, der die Sache vorantreibt, ist herzlich willkommen."

Ingo Freyer (33), der neue Trainer der Wedeler Regionalliga-Mannschaft, steht hinter den ehrgeizigen Visionen: "Deshalb habe ich den Job hier angenommen. Ich will den Hamburger Basketball wieder nach oben bringen. Der SC Rist bietet dafür die beste Basis", sagt der 39malige Nationalspieler und Europameister von 1993. Seine Mannschaft, die am Sonnabend den Osnabrücker SC 94:89 besiegte, gleicht ohnehin einer Hamburger Auswahl. Beim Aufstieg in die 2. Liga könnte der Exodus weiterer Talente aus der Region gestoppt werden. In den vergangenen zwölf Jahren hatten zehn spätere deutsche Nationalspieler in und um Hamburg Basketball gelernt - und ihr Geld in der Fremde verdienen müssen.

"Wir wollen keine Mannschaft für irgendein ausländisches Unternehmen zusammenkaufen, diese Angebote gibt es, sondern auf dem vorhandenen Potential in der Metropolregion Hamburg aufbauen", sagt Gehrke. Dafür hofft er Partner aus der Wirtschaft zu finden. Bereits jetzt bringen lokale Sponsoren und Spender rund 70 000 Euro für das drittklassige Team auf, eine Liga höher setzt er für 2005 auf den doppelten Effekt.

Siegmar Kuntze wiederum sind solche Pläne suspekt. Der Vorsitzende des SC Rist mahnt vor der Schuldenfalle. Der Klub hat in den vergangenen Jahren Verbindlichkeiten aus dem Leistungssport von einst 240 000 Mark (rund 122 500 Euro) auf 20 000 Euro mühsam reduzieren können und will weiter auf eigene Talente setzen. Die Frauen des SC Rist, die nach dem 58:54 über den Tabellenzweiten BG Zehlendorf vor einem Comeback in der Ersten Liga stehen, hatten erst in diesem Jahr nach ihrem Bundesligaabstieg ihre GmbH liquidiert und waren in den Verein zurückgekehrt. Die erfolgreiche Damen-Mannschaft (Zweitligaetat: 26 000 Euro), lobt der Vereinsboss, rekrutiere sich zu 80 Prozent aus der U 20, die im Sommer Deutscher Meister wurde. Kuntze weiß aber: "Wenn es um große sportliche Ziele geht, kommen Emotionen ins Spiel." Die Risiken würden kaum gesehen.

Andere sprechen dagegen lieber von Chancen: "In Wedel wächst etwas heran, das Umfeld stimmt, der Spaß ist da", sagt Spielmacher und Regionalliga-Topscorer Cecil Egwuatu (24), der in der Bundesliga 2001 für die BCJ Tigers dribbelte, "ich will mit dieser Mannschaft erst einmal in die 2. Liga aufsteigen. Und dann sehen wir weiter!"