Ein Weltstar in Hamburg: Frankie Fredericks.

Hamburg. Er hätte am Montag für ein paar Dollar mehr beim Meeting in Athen sprinten können, doch Frankie Fredericks (34) stand zu seinem Wort: "Zwei Sportfeste in so kurzer Zeit sind in meinem Alter zu viel. Ich hatte beim Hammer Park schon zugesagt, also bin ich hier; auch wegen der viel familiäreren Atmosphäre." Heute Abend wird deshalb einer der schnellsten Männer der Welt in Hamburg die 100 Meter sprinten, im Vor- und im Endlauf. Das Angebot, sich für das Finale vorberechtigen zu lassen, lehnte er ab: "Das wäre doch unfair gegenüber meinen Konkurrenten." Der härteste, der englische Europameister Darren Campbell, sagte gestern Nachmittag ab. Er hatte sich im Training den Oberschenkel gezerrt. Beim Stichwort Verletzungen fallen Fredericks sofort die vergangenen zwei "Leidensjahre" ein. Wegen Achillessehnenproblemen hielt er sich öfter in Krankenhäusern als auf den Tartanbahnen auf. Bei Olympia in Sydney und der WM in Edmonton musste er zusehen, wie andere seine Medaillen gewannen. Diese Erfahrung hat ihn gelehrt, nur noch in kleinen Schritten zu denken: "Ich genieße jetzt jedes einzelne Rennen, besonders wenn das Publikum wie in Hamburg ganz dicht dabei ist, und mache keine großen Pläne mehr. 2004 ist weit weg." Fragen nach seinen letzten Karrierezielen beantwortet er folgerichtig: "Ich will vor allem gesund bleiben!" Im harten Geschäft der 100 und 200 Meter gilt der Mann aus Namibia, der mit Jessica, der Schwester des Berliner 800-Meter-Läufers Nico Motchebon verheiratet ist, als Ausnahme. Keine Intrigen, keine Skandale, keine Psychotricks, Fredericks läuft einfach - und das immer schnell. Wenn er fit war, gehörte er in den vergangenen zwölf Jahren stes zu den weltbesten fünf im Sprint. In seiner Heimat wird er nicht nur wegen seiner Leistungen, sondern auch wegen seines Auftretens verehrt. Mit der Frankie-Frederick-Foundation ermöglicht er zudem Talenten Karrieren. Einer seiner Stipendiaten, Sherwin Vries, tritt heute gegen ihn an. "Noch verliert die Leichtathletik viele jungen Leute an Fußball, Rugby und Cricket. Dem versuche ich entgegenzuwirken." Wenn es einer schaffen kann, dann Fredericks - das Vorbild.