Entscheidung: Der ehemalige HSV-Chef ist jetzt die Nummer eins in Hamburg.

Hamburg. Sie trafen sich im Mikado-Verlagsgebäude am Mittelweg: Gastgeber Jürgen Hunke, Bernd Bormann, Henning Rathjen und Hans-Ludolff Matthiessen - drei von sieben Mitgliedern des Verwaltungsrates der Hamburger Trabrenngesellschaft (HTRG) und der Geschäftsführer. Nach kurzer Diskussion war die Entscheidung gefallen. Vizepräsident Jürgen Hunke akzeptierte den Wunsch des bisherigen Traber-Präsidenten Bernd Bormann. Der 60-jährige Börsenexperte, der als Nachfolger von Heinz Brenner neun Jahre die HTRG führte, hatte sein Amt zur Verfügung gestellt.

"Wegen starker, zusätzlicher beruflicher Aufgaben kann ich leider nicht die Zeit aufbringen, noch intensiver als bisher für den Trabrennsport zu arbeiten", begründete Bormann seinen Entschluss. Er ist Leiter der Wertpapierabteilung der ING BHF-Bank in Hamburg, die gerade mit erheblichen Umstruktuierungen innerhalb der Firma beschäftigt ist.

Ab sofort übernimmt Jürgen Hunke (60) den Vorsitz im HTRG-Verwaltungsrat. Bormann ist künftig Hunkes Stellvertreter. "Es wäre verkehrt, die Traber in der derzeitigen dramatischen Situation im Stich zu lassen", sagte er.

Für Hunke ist das Traber-Engagement längst zu einem Full-Time-Job geworden. Er bastelt an einem Rettungsanker für die mit knapp einer Million Euro verschuldete HTRG.

Licht scheint in Sicht zu sein: Am Montag trifft Hunke mit Vertretern der Liegenschaft und mit Wirtschaftssenator Gunnar Ulldall zusammen, um über eine bessere Zusammenarbeit zu sprechen.

Am 20. Februar handeln Anwälte der HTRG und der Hamburger Sportpark AG (HSP) mit den Anwälten eines Investors aus Kanada (Victory Park Corporation) Einzelheiten eines spektakulären Vertrages aus, der die Traber retten könnte. Kommt dieser Vertrag zu Stande, erhält HSP eine Million Euro, zahlbar bis Ende Mai 2004, außerdem ab 1. Januar 2005 pro Jahr 150 000 Euro, zahlbar jeweils am Ende des Kalenderjahres. Der Vertrag soll zwischen dem 15. März und dem 15. April abgeschlossen werden.

"Klappt es mit diesem Vertrag, dann wäre das wie ein Lottogewinn", sagt Jürgen Hunke. Sein Vorgänger im Amt, Bernd Bormann, sieht das ähnlich positiv: "Das wäre ein Silberstreif am Horizont. Dann würden wir unsere Lage erheblich verbessern können."

Die Kanadier würden für ihr Geld etliche Vorteile erhalten. Victory Park, mit Büros in Toronto und Ontario, erhielte die Werbe- und Namensrechte für die gesamte Rennbahn. Die Kanadier planen zahlreiche Events: Musikveranstaltungen, Autorennen, Ski-Langlauf, Biathlon, Freiluft-Messen, Beachvolleyball-Turniere, Flugtage für Modellflugzeuge, Zirkus, Boßeln, Skaten und Inliner-Wettbewerbe.