Profiboxen: Warum BDB-Präsident Bodo Eckmann die Neuordnung der nationalen Branche nicht fürchtet.

Hamburg. Bodo Eckmann ist ein Mann, der die Fähigkeit, zur richtigen Zeit das richtige Wort zu finden, durchaus zu seinen Eigenschaften zählen darf. Der Hamburger Internist, ehrenamtlich als Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) tätig, hat jedoch das Credo, die Zeitpunkte zum öffentlichen Erheben der Stimme sparsam einzusetzen. "Der BDB ist nicht wichtig, und ich schon gar nicht", sagt er und begründet damit, warum er selten und ungern Interviews gibt.

In den vergangenen Wochen jedoch hat sich die Situation im deutschen Berufsboxen gravierend verändert. Der in Berlin ansässige Wilfried Sauerland, nach dem Hamburger Universum-Chef Klaus-Peter Kohl wichtigster deutscher Boxpromoter, gab Anfang Januar seinen Austritt aus dem BDB bekannt. Als Begründung nannte er "rassistische Ausfälle des Funktionärs Hans Högner". Der ehemalige Pharmareferent aus Hessen, der sich zu den Vorwürfen nicht äußern möchte, war zwar im Mai 2003 als BDB-Vize abgetreten, fungiert jedoch noch als BDB-Delegierter bei der Europäischen Box-Union (EBU). Er soll einen algerischen Boxer beleidigt und sich zudem abfällig über jüdische Mitbürger geäußert haben. Dies nahm Sauerland zum Anlass, seinen schon seit Monaten angedrohten Rückzug aus dem BDB wahr zu machen.

Sauerland, der seine Veranstaltungen ab sofort mit einer österreichischen Lizenz durchführen wird, drohte, sich dem Konkurrenzverband German Boxing Association (GBA) anzuschließen. Davon ist er jedoch nach Verhandlungsgesprächen mit den GBA-Verantwortlichen aus München, wo der neue Verband am kommenden Freitag gegründet werden soll, bereits wieder abgerückt.

Angesichts dieser Umwälzungen war es für Eckmann, der von Sauerland persönlich für dessen Austritt verantwortlich gemacht worden war, notwendig, sein Schweigen zu brechen. Im Abendblatt schildert er seine Sicht der Vorkommnisse.

ABENDBLATT: Was ist für Sie der Grund für Sauerlands Austritt?

BODO ECKMANN: Die persönlichen Differenzen mit Herrn Högner, die schon lange bestehen, sind ausschlaggebend für diesen Schritt. Die nachteilige Ranglisteneinstufung von Sauerland-Kämpfer gegenüber Universum-Boxern, die auch ins Feld geführt wurde, kann ich nicht als Grund gelten lassen, dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage. Ich bedaure Herrn Sauerlands Schritt sehr, die Tür für ihn ist beim BDB weiter offen. Ich wollte, dass wir bis zur nächsten Generalversammlung im Mai warten und die Dinge dann klären. Das wollte Herr Sauerland nicht, und das muss ich akzeptieren.

ABENDBLATT: Warum stehen Sie weiter zu Herrn Högner? Die Vorwürfe gegen ihn lassen sogar Freunde von ihm abrücken.

ECKMANN: Die kolportierten Aussagen habe ich weder gehört, noch habe ich bislang eine eidesstattliche Versicherung darüber gesehen. Ich habe Herrn Högner damit konfrontiert, und er hat mir schriftlich versichert, dass er diese Äußerungen so nie getroffen hat. Hätte ich die Aussagen in der Form gehört, wäre eine weitere Zusammenarbeit natürlich völlig ausgeschlossen. Högner ist kein einfacher Mensch. Ich rate ihm, sich in einigen Situationen diplomatischer zu verhalten. Aber seine fachliche Kompetenz ist unbestritten, und da wir von seiner Qualität nicht viele haben, ist er weiter als Delegierter des BDB bei der EBU tätig.

ABENDBLATT: Müssen Sie sich nicht vorwerfen lassen, sich zu spät von ihm distanziert und damit Sauerlands Austritt mitverschuldet zu haben?

ECKMANN: Mein Credo ist, dass wir als Verband die Aufgaben haben, auf das Einhalten der Regeln zu achten und Lizenzen zu erteilen. Deshalb will ich nicht zu allem Stellung nehmen, was geschrieben wird. Wenn einige Medienvertreter eine solch vorgefertigte Meinung haben wie im Fall Högner, dann kann ich noch so oft reden, und es wird doch nichts bringen. Es ist jedoch völlig aberwitzig, dem BDB oder mir Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen. Wer unsere tägliche Arbeit kennt, weiß das. In anderen Ländern glauben die Leute gar nicht, mit was für Dingen wir uns das Leben schwer machen. Die fragen, ob wir keine anderen Probleme haben.

ABENDBLATT: Werden Sie persönliche Konsequenzen ziehen? Einige Szenekenner forderten bereits Ihren Rücktritt.

ECKMANN: Es ist nicht mein Naturell zurückzutreten, wenn es jetzt etwas schwerer wird. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Deshalb werde ich mich im Mai wieder zur Wahl stellen. Wenn man mich nicht mehr will, kann ich auch nichts machen.

ABENDBLATT: Welche finanziellen Folgen hat Sauerlands Austritt für den BDB? Sie verlieren immerhin die Einnahmen aus der Lizenzerteilung, eine sechsstellige Summe ist im Gespräch.

ECKMANN: Es ist eine fünfstellige Summe. Aber wir sind ein gemeinnütziger Verein. Wir haben Einnahmen dank Mitgliedsbeiträgen und Lizenzgebühren, die festgelegt sind. Wir sind nicht darauf aus, Gewinn zu erwirtschaften, deswegen werden wir auch keine finanziellen Probleme bekommen.

ABENDBLATT: Welche Gefahren sehen Sie denn für den BDB, wenn sich mit der GBA ein Konkurrenzverband gründet?

ECKMANN: Wir können und wollen kein Monopolverband sein. Aber in der GBA wollen sich Leute zusammenschließen, deren Ideen hart an der Grenze dessen sind, was man im Profisport tolerieren kann. Es geht da ums Umgehen der weltüblichen Regeln. Wir distanzieren uns davon, das ist unverantwortbar fürs Profiboxen. Die Arbeit des BDB wird weltweit anerkannt. Wir müssen uns an sehr strenge Regeln halten, und die vertreten wir konsequent. Das sind wir unseren Mitgliedern schuldig. Deshalb wird die GBA keine Konkurrenz für uns sein.