Basketball: Warum BCJ-Boss Holtkötter gescheitert ist - und was seine Nachfolger im BCH ändern wollen

Hamburg. Er wollte sich auf die Tribüne setzen, sich zurücklehnen und die Spiele seiner Basketballer gegen Spitzenteams wie Alba Berlin genießen. Es war Ende April 1999, die Tigers waren gerade das erste Mal in die Bundesliga aufgestiegen, als Jens Holtkötter, charmant und eloquent wie immer, seine Visionen entwickelte. Heute hat der Unternehmer, der in acht Jahren rund 3,5 Millionen Euro privates Geld in seinen Traum investierte und dabei an die Grenze seiner persönlichen Liquidität stieß, keine Zukunft mehr. Mit dem insolventen BC Johanneum (1,5 Millionen Euro Schulden) geht auch die Ära seines letzten Vorsitzenden zu Ende. Jens Holtkötter tritt ab. Ihm bleibt keine Wahl. Drei Jahre lang hatte er vergeblich einen Hauptsponsor für die Tigers gesucht. Im Nachfolgeclub BC Hamburg (BCH) ist kein Platz für Hamburgs größten Basketball-Mäzen aller Zeiten. Mit der vor drei Wochen geglückten sportlichen Rückkehr in die Erste Bundesliga hatte Holtkötter seinem Teufelskreis aus Verbindlichkeiten, Versprechungen und Vertröstungen im letzten Moment entkommen wollen. Sein Pech: Er setzte einmal mehr auf den falschen Mann. Ausgerechnet Vermarkter Lutz Rohlf, dessen Engagement für die HSV-Fußballfrauen und die ETV-Zweitligavolleyballer ergebnislos endete, sollte die bankrotten Tigers retten. Rohlfs neugegründete Agentur hanse-ConZept, die nur ein Firmenschild, aber kein Büro in der Flughafenstraße 52a, Haus C, besitzt, schien aber zunächst die hohen Erwartungen zu erfüllen. Holtkötter konnte der Basketball-Bundesliga AG (BBL) mit angeblichen Sponsorenzusagen über 1,4 Millionen Euro für die nächste Saison beeindrucken. Der beabsichtigte Vertrag zwischen hanse-ConZept und Holtkötters neuer Gesellschaft BBM indes kam nicht zustande. Die Schuld schieben sich inzwischen beide Parteien gegenseitig zu. Holtkötter ist aber Opfer und Täter zugleich. Er vertraute vorzugsweise Leuten, die er zu seinen Freunden zählte, die ihn aber am Ende immer wieder fachlich und menschlich enttäuschen sollten. Weder Carsten Rühl, Axel Cadow noch Kay Lorenz füllten in den vergangenen Jahren die zugedachten Rollen mit Kompetenz und Kreativität aus. Holtkötter haftete für die angerichteten Schäden, solange er konnte. Stattdessen das Geld für einen starken, erfahrenen und durchsetzungsfähigen Manager auszugeben, kam dem konfliktscheuen Basketball-Impresario nicht in den Sinn. Es mag in seiner Biografie begründet sein. Lieber verstrickte er sich in ein Geflecht von Hoffnungen und Wunschvorstellungen, das sich von der Realität immer weiter entfernte und fast zwangsläufig in der Insolvenz seiner Firmen Ballyhoo und Bits sowie des BC Johanneum mündete. Eine tragische Geschichte. Für den jetzt nötigen Neuanfang aus dem Stand bleibt wenig Zeit. In rund sechs Wochen muss der Nachfolgeclub BC Hamburg gut eine Million Euro für die Erste Bundesliga akquirieren, sonst kann der Aufstieg nicht vollzogen werden. Mit Seriosität, hofft Holger Barrelet, der Vorsitzende des BCH, könnte die Quadratur des Korbes noch gelingen. Die fünf Profis der Tigers um Duane Woodward und Nerijus Karlikanovas jedenfalls, das hat Trainer Pat Elzie bereits ausgelotet, wären zu einer Rückkehr nach Hamburg bereit. Voraussetzung: Keine Verträge mehr mit Holtkötter. Das scheint künftig gewährleistet. Der Mann, der den Aufstieg erst möglich machte, darf ihn nicht auskosten. Das ist sein Schicksal.