Der Rekordmeister siegt gegen Frankfurt und diskutiert über die Zukunft von Michael Rensing und Jürgen Klinsmann. Das Champions-League-Rückspiel gegen Barcelona könnte weitere Indizien liefern. Bilder und Kommentare zu Bayerns Hinspielschande.

München. Mark van Bommel stand der Sinn nach Selbstkritik, aber eines war für ihn nicht diskutabel: der Einsatzwille. "Ich finde es unglaublich, wenn man sagt, dass wir ohne Herz gespielt haben", erklärte er in Widerspruch zur Bankettansprache, die sein Chef, der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, nach dem 0:4 beim FC Barcelona gehalten hatte ("Stolz des Klubs mit Füßen getreten"). "Der Wille ist immer da", fuhr van Bommel fort. "Aber wenn man gegen Barcelona spielt, dann kommt man einfach nicht an den Mann ran."

Wenige Minuten zuvor hatte der FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt gewonnen. Doch dieses 4:0 war eine Nebensächlichkeit. Spieler wie Trainer waren über das Osterwochenende damit beschäftigt, jenes Trauma aus Barcelona zu verarbeiten - auch deshalb, weil schon heute (20.45 Uhr/Premiere) das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League ansteht.

"Ich habe mich geschämt auf dem Platz", sagt van Bommel. Seine Selbstgeißelung lässt interessante Schlüsse auf die körperliche wie geistige Verfassung der Mannschaft zu. Die fast rührenden Worte des Kapitäns zeugen nämlich von einer Denkweise, der zufolge man Partien vor allem durch Körperkontakt Mann gegen Mann dominieren kann. Das mag gegen viele Gegner funktionieren. Doch im Kontrast zum FC Barcelona mutet diese Philosophie so antiquiert an wie die Lehren mittelalterlicher Wanderprediger. Denn der Clou am Spiel der Katalanen ist ja, dass sie genau diese vanbommelschen Zusammenstöße vermeiden, und zwar durch Technik, eingeübte Passwege und Schnelligkeit. So ähnlich schwebt das Jürgen Klinsmann eigentlich auch vor.

Doch die Bayern haben zwar ein paar Spieler, die den Ball gut im Griff haben. Doch der einzige Spielzug, der funktioniert, ist der Pass auf Franck Ribery. Und wie es um die Schnelligkeit von Stammspielern wie van Bommel, Ze Roberto, Toni und Demichelis im internationalen Vergleich bestellt ist, hat das Hinspiel bewiesen. "Wir sind in Barcelona an unsere Grenzen gestoßen", sagt Klinsmann. Doch weil die Tabelle für die Bayern wieder freundlicher aussieht, dürfte die Diskussion um Klinsmanns Zukunft sich vorerst beruhigen.

Dazu hat er selbst beigetragen, indem er eine ablenkende Debatte eröffnet hat. Gegen Frankfurt ließ Klinsmann erneut Hans-Jörg Butt anstelle Michael Rensings spielen. Butt sei dem eigentlichen Stammtorhüter in Sachen Erfahrung voraus. Zudem kursiert das Gerücht, Bayern habe sich bereits mit Hannovers Robert Enke geeinigt. Enke selbst, dessen Vertrag bis 2010 läuft, sagt: "Ich habe zurzeit keinen Kontakt mit Bayern." Martin Kind, Vorstandschef von Hannover 96, hingegen erklärt: "Wenn die Bayern es wünschen, würden wir ein Gespräch nicht ablehnen."

Im Rückspiel gegen Barcelona wird wieder Butt spielen "und voraussichtlich auch in den nächsten Wochen", wie Klinsmann gestern bestätigte. Er erwartet von seiner Mannschaft, dass sie dann alles dafür tut, "Barcelona zu schlagen, wohl wissend, dass wir sie nicht mit vier Toren Unterschied schlagen können".

Einer hegt daran Zweifel: Barcelonas Trainer Josep Guardiola. "Die Bayern sind jederzeit in der Lage, vier Tore zu schießen." Er erinnert sich an eine Partie, die er 1991 mit Barcelona gegen Kaiserslautern bestritt. Nach einem 2:0 im Hinspiel erzielte Barca auf dem Betzenberg erst kurz vor Schluss das erlösende 1:3. Nach einer Demütigung seien Deutsche besonders gefährlich. "Wenn wir nicht aufpassen, werden sie über uns herfallen." Vielleicht hat er dabei auch an den Niederländer Mark van Bommel gedacht.