Beim WM-Qualifikationsspiel der Elfenbeinküste gegen Malawi kam es zu einer Massenpanik, weil angeblich 15.000 Zuschauer zu viel ins Stadion strömten, um Superstars wie Didier Drogba und Salomon Kalou zu sehen. Aktuelle Berichte gehen von 19 Toten und mindestens 132 Verletzten aus. Bilder von der Tragödie in Abidjan.

Abidjan. 15 Monate vor der Fußball-WM in Südafrika hat die größte Stadion-Katastrophe seit acht Jahren den schwarzen Kontinent erschüttert. Eine Massenpanik beim WM-Qualifikationsspiel zwischen der Elfenbeinküste und Malawi (5:0) forderte nach offiziellen Angaben 19 Tote und 132 Verletzte und weckte traurige Erinnerungen an die Tragödie von Accra (Ghana), wo 2001 bei einem Ligaspiel 130 Menschen starben. Zwischenzeitlich war sogar von 22 Toten gesprochen worden.

Im Stadion Houphouet-Boigny der ivorischen Hauptstadt Abidjan war ersten Medienberichten zufolge eine Mauer eingestürzt, die zahlreiche Menschen unter sich begrub. Offenbar hatten Auseinandersetzungen rivalisierender Fans eine Panik in der deutlich überfüllten Arena ausgelöst. Angeblich sollen 50.000 Menschen in das maximal 35.000 Zuschauer fassende Stadion geströmt sein.

In einer ersten Reaktion drückte Fifa-Präsident Joseph Blatter den Angehörigen der Toten sein Mitgefühl aus. "Im Namen der Fifa und der Weltgemeinschaft des Fußballs möchte ich gegenüber den Betroffenen unsere große Trauer und unser Beileid zum Ausdruck bringen", erklärte der Schweizer in offiziellen Kondolenzmitteilung. Vor den örtlichen Behörden forderte die Fifa eine genaue Untersuchung der Katastrophe.

Am Tag nach dem Unglück berichteten lokale Medien, dass Tausende von Menschen versucht hatten, ohne Eintrittskarten ins ausverkaufte Stadion zu drängen. Unter dem Druck der Menge war eine Begrenzungsmauer zusammengebrochen, anschließende Tumulte hatten weitere Opfer gefordert. Angeblich soll durch die Polizei auch Tränengas eingesetzt worden sein. Obwohl es zu dem Unglück noch vor dem Anpfiff gekommen war, fand das Spiel wie geplant statt.

Viele Fußball-Fans waren gekommen, um die in Europa spielenden Stars der Elfenbeinküste zu bewundern, unter anderem Didier Drogba und seinen Vereinskameraden Salomon Kalou vom FC Chelsea, dem Klub des deutschen Nationalmannschafts-Kapitäns Michael Ballack. Ebenfalls eingesetzt wurden Kolo Toure and Emmanuel Eboue vom FC Arsenal.

Befürchtungen, eine ähnliche Katastrophe könne sich bei der WM im kommenden Jahr wiederholen, hält Fifa-Berater Horst R. Schmidt allerdings für unbegründet. "Bei der WM wird in den Stadien ein ähnlich hohes Sicherheits-Niveau wie 2006 erreicht. Das Ordnungspersonal wird zum Teil neu rekrutiert, um Unregelmäßigkeiten bei der Einlasskontrolle zu verhindern. Viele WM-Tickets werden personalisiert, die Plätze in den Stadien sind nummeriert. Das sind die Afrikaner bisher nicht gewohnt", sagte Schmidt zu "Bild".

Erst am 10. Februar waren in Kumasi/Ghana vier Menschen ums Leben gekommen. Sie erstickten beim Schlagerspiel zwischen Asante Kotoko und Hearts of Oak im völlig überfüllten Baba-Yara-Stadion. Offiziellen Angaben zufolge hatten die Behörden über 60.000 statt der lediglich zugelassenen 44.000 Zuschauer in die Arena gelassen.

Mitte September 2008 waren in der Demokratischen Republik Kongo 13 Tote und 54 Verletzte die Folge von Ausschreitungen bei einem Fußball-Spiel in Butembo. Die Massenpanik sei ausgelöst worden, als der Torhüter des zurückliegenden Klubs Nyuki versuchte, das Spiel durch Hexerei zu drehen, berichtete das von den Vereinten Nationen unterstützte Radio Okapi.

Drei Monate zuvor waren Anfang Juni neun Menschen beim Qualifikationsspiel zur Fußball-WM zwischen Liberia und Gambia (1: 1) ums Leben gekommen. Die Zuschauer wurden dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn an Zäunen zerquetscht oder zu Tode getrampelt, nachdem UN-Soldaten und die Polizei das völlig überfüllte Stadion in Monrovia aus Sicherheitsgründen geschlossen hatten.

Im Mai 2001 spielten in Accra die Teams Hearts of Oak und Assante Kotoko im größten Stadion der ghanaischen Hauptstadt gegeneinander, als Assante-Anhänger fünf Minuten vor Spielende aus Wut über die drohende Niederlage Sitze aus der Befestigung rissen und aufs Spielfeld warfen. Als die Polizei Tränengasgranaten abfeuerte, stürmten die Zuschauer zum Ausgang und überrannten sich dabei gegenseitig. Neben 130 Toten gab es damals weit über 100 Verletzte.