Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich wehrt sich vehement gegen “ungeheuerliche“ Vorwürfe, in den 80er-Jahren als Trainer in das DDR-Dopingsystem...

Leipzig. Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich wehrt sich vehement gegen "ungeheuerliche" Vorwürfe, in den 80er-Jahren als Trainer in das DDR-Dopingsystem verstrickt gewesen zu sein. "Ich habe in keinster Art und Weise weder Jürgen Wirth noch sonst einem Athleten Dopingmittel verabreicht bzw. zu unerlaubter Leistungsmanipulation aufgefordert - weder im DDR-System noch heute. Ich werde jetzt prüfen lassen, inwieweit man hier auch gerichtliche Schritte einleiten kann. Das kann man so nicht stehen lassen", sagte Frank Ullrich, der seit zehn Jahren als Bundestrainer hauptverantwortlich für die deutsche Männermannschaft ist, im "Morgenmagazin" des ZDF.

Der Staffelweltmeister von 1987, Jürgen Wirth, hatte in einem Bericht der ARD erklärt, von Frank Ullrich und dessen damaligem Chef Wilfried Bock angewiesen worden zu sein, Dopingmittel zu konsumieren. Staffel-Olympiasieger Jens Steinigen unterstützte Wirths Aussage (Abendblatt berichtete).

Rückendeckung erhielt Ullrich von Frank-Peter Roetsch. "Ich habe weder von Herrn Bock noch von Herrn Ullrich jemals irgendwelche Dopingmittel erhalten. Mit mir war Doping nicht zu machen. Ich habe nichts genommen", sagte der zweimalige Olympiasieger von 1988. Roetsch hatte 1987 in Lake Placid insgesamt drei WM-Titel gewonnen und war dort im Weltmeisterquartett auch Staffelgefährte Wirths.

Der Deutsche Skiverband (DSV) will sich heute in einer Präsidiumssitzung mit den Vorwürfen beschäftigen, eine Beurlaubung Ullrichs bis zur Klärung der Vorwürfe sei aber nicht geplant, sagte Sprecher Stefan Schwarzbach. Man werde im Verband die Ruhe bewahren und sich die Aussagen von Ullrich anhören. Dieser habe sich in den letzten 20 Jahren um das deutsche Biathlon verdient gemacht. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verweist auf die Ehrenerklärung, mit der alle Olympia-Teilnehmer Verstrickungen in Dopingpraktiken ausschließen. Ullrich will sein Amt nach den Spielen in Vancouver 2010 aufgeben.

Dopingforscher Werner Franke beklagte im Zusammenhang mit den Dopingvorwürfen die unzureichende Aufarbeitung der Doping-Praktiken im DDR-Biathlon. "Es ist ein Versäumnis, dass die zuständigen Verbände das nicht richtig aufgearbeitet haben", sagte Franke auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes, "deswegen ist es heute noch auf dem Tisch."