Die Profis von Bayer Leverkusen sind reif für die Psycho-Couch: Zweieinhalb Wochen nach dem 4:2-Triumph im DFB-Pokal gegen Bayern München präsentierte sich die Werks-Elf mutlos, orientierungslos und kraftlos. "Das ist ein Kopfproblem. Die Jungs können das Kicken ja nicht verlernt haben", analysierte Bayer-Sportchef Rudi Völler nach dem trostlosen Auftritt seiner Mannen beim 1:1 (1:1) gegen das abstiegsbedrohte Team von Eintracht Frankfurt.

Sorge bereitet Völler vor allem die totale Verunsicherung in Reihen der Rheinländer, die nunmehr seit dem 15. November vergangenen Jahres (2:1 gegen Schalke 04) in sechs Heimspielen vergeblich auf einen Dreier warten. "Sie haben totale Angst, Fehler zu machen, keiner geht ein Risiko ein, niemand traut sich etwas zu", sagte der Weltmeister von 1990 weiter, "ich bin froh, dass wir jetzt die Länderspielpause haben, um uns dann aus dem Dreck wieder rauszuziehen."

Doch gerade das nächste Match in zwei Wochen wird alles andere als ein Spaziergang, denn die verunsicherten Bayer-Spieler müssen ausgerechnet im brisanten Derby beim 1. FC Köln antreten. Von einer Trainerdiskussion will "Rudi Nazionale" nichts wissen, Trainer Bruno Labbadia genießt nach wie vor das Vertrauen, auch wenn die UEFA-Cup-Plätze für Bayer in immer weitere Ferne rücken. Völler: "Das wird schwierig. Das geht nur, wenn wir jetzt eine Serie starten. Wir wollen uns im Derby gut verkaufen." Gegen Frankfurt hatte er ein "schwaches Bundesligaspiel" und "ein Fehlpass-Festival von beiden Mannschaften" gesehen.

Vor 32.000 Zuschauern, darunter mehr als 10.000 aus Frankfurt, rettete Michal Kadlec (40.) Leverkusen in der weiterhin unbeliebten Notunterkunft Düsseldorf nach dem Führungstor von Alexander Meier (16.) wenigstens einen Punkt. In der Schlussminute musste Nationaltorwart Rene Adler gegen Habib Bellaid Kopf und Kragen riskieren, um die sechste Heimschlappe der Saison zu verhindern. Dabei erlitt die deutsche Nummer eins eine Handverletzung.

In der NRW-Landeshauptstadt gab es zwar zwei Siege im Pokal, aber ebenfalls noch kein Erfolgserlebnis in der Bundesliga. "Kein Frage, wir stecken in einer Krise", äußerte Kapitän Simon Rolfes und beschönigte nichts. Dagegen wirkte Labbadia rat- und konzeptlos, wie er nun dafür sorgen kann, dass seine Spieler die psychologische Hemmschwelle überwinden: "Das geht nicht mit Handauflegen."

Kämpferisch überzeugend trumpfte dagegen die Eintracht auch ohne ein halbes Dutzend Leistungsträger auf. "Heute war mehr drin, ein Dreier wäre möglich gewesen", sagte Michael Fink, während Meier auch so zufrieden war: "Wir sollten uns über jeden Punkt freuen." Trainer Friedhelm Funkel konstatierte: "Wir haben die Lehren aus dem Hinspiel gezogen, als Bayer Leverkusen haushoch überlegen war." Damals siegte die Werkself 2:0 und träumte zwischenzeitlich sogar vom Titel - derzeit kommt Bayer über tristes Mittelmaß nicht hinaus.