Promoter Klaus-Peter Kohl prägte den Boxsport in Deutschland mit seinem grenzenlosen Optimismus. Heute wird der 64-Jährige auf der 4. Hamburger Sportgala für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Hamburg. Der 24. Februar 1984 war ein guter Tag im Leben des Hamburger Kaufmanns Klaus-Peter Kohl. 150 000 Mark Verlust machte er an diesem Tag, aber dass er ihm dennoch morgen mit rund 350 geladenen Gästen im Trainingsgym seines Profiboxstalles Universum an der Walddörferstraße in Wandsbek feierlich gedenkt, erklärt das Erfolgsgeheimnis des 64-Jährigen, der maßgeblichen Anteil daran hat, dass das Berufsboxen in Deutschland wurde, was es heute ist - ein Sport, der sich aus der zwielichtigen Halbwelt ins Rampenlicht gekämpft hat und durch alle Schichten hindurch die Massen bewegt.

Kohl hat immer an die Zukunft geglaubt, sich von Rückschlägen nie aus der Bahn werfen lassen und leidenschaftlich für seine Visionen gekämpft. Sein Glas war immer halb voll, was nicht als Anspielung auf seine zweifellos vorhandene Trinkfestigkeit verstanden werden soll, und dank dieses Optimismus kann der Geschäftsmann, der mit Gastronomie und Automaten, aber eben auch dem Faustkampf Millionen verdiente, morgen auch mit zwei lachenden Augen auf die 150 000 Mark blicken, die ihm vor genau 25 Jahren den Start ins Boxpromoter-Dasein vermiesten.

2000 Menschen waren an jenem 24. Februar 1984 in die Sporthalle Alsterdorf gekommen, um die erste von Kohl veranstaltete Boxgala live zu sehen. Lediglich 500 hatten jedoch Eintrittsgeld entrichtet, und da damals keiner der Kämpfer bei Kohl unter Vertrag stand und die übliche Promotergebühr von 25 bis 35 Prozent von der Kampfbörse abtreten musste, blieb unterm Strich ein dickes Minus. "Natürlich war das eine herbe Enttäuschung. Aber für mich gab es nur eins: aufstehen und es beim nächsten Mal besser machen", erinnert sich Kohl.

Er hielt sich daran. 25 Jahre später kann er auf 274 Veranstaltungen zurückblicken. 32 Weltmeister, 23 männliche und neun weibliche, haben Universum und der seit September 2003 bestehende Ableger Spotlight produziert. Kohl tut sich schwer damit, einzelne Sportler oder Kämpfe hervorzuheben. "Für mich waren alle Sportler, die ich unter Vertrag hatte, wichtig, und alle ihre Kämpfe auch", sagt er.

Wäre es nach dem zweifachen Großvater gegangen, dessen Tochter Gaby mit Spotlight-Chef Dietmar Poszwa verheiratet ist, hätte es morgen überhaupt keine Feier gegeben. "Ich bin nicht der Typ für Jubiläen, ich blicke lieber nach vorn", sagt er. Geschenke hat er sich ausdrücklich verbeten, stattdessen soll für das Kinderhospiz Sternenbrücke gespendet werden. Dass sich viele Weggefährten angesagt haben, freut ihn trotzdem sehr. Besonders gespannt ist er auf das Comeback von Ex-Leichtgewichtsweltmeister Artur Grigorian (41), der für ein Sechsrunden-Duell mit dem Bulgaren Kirkor Kirkorov vom Assistenztrainerposten in den Ring zurückkehrt.

Für das Abendblatt hat Kohls Ehefrau Ute zum 25. Geburtstag in alten Fotoalben geblättert. Ihr Mann bewahrt seine Erinnerungen nur im Gedächtnis. Die Geschichten zu den Fotos kann er umso besser erzählen. Nur eine Bedingung hat er gestellt: keine Familienfotos. "Mein Privatleben bleibt privat, Homestories wird es mit mir nie geben", sagt er.

Wo er das Boxen in 25 Jahren sähe, wurde Kohl zuletzt häufig gefragt. "Es wird noch besser dastehen als heute", hat er stets gesagt. Eine andere Antwort hätte man auch nicht erwartet.