Die deutschen Judoka holten beim Otto-Grand-Prix keine Medaille. Auch Melanie Lierka und Martyna Trajdos blieben erfolglos.

Hamburg. Um 13.10 Uhr war alles vorbei. Alle Träume waren zerplatzt, die Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden beim Hamburger Otto-Grand-Prix begraben. Die Lokalmatadorinnen Melanie Lierka (TH Eilbeck) und Martyna Trajdos (Harburger TB) mussten die in der Sporthalle Hamburg ausgelegten Judomatten räumen. Ohne Sieg. Und ohne die Chance, sich über eine Trostrunde zumindest für den Kampf um Platz drei zu empfehlen. "Es ist schon bitter, nur ein einziges Duell bestritten zu haben", bekannte Lierka nach ihrer Niederlage.

Seit Jahresbeginn wird auf Beschluss der Internationalen Judoföderation (IJF) bei Weltcup-Turnieren zum Zweck der Attraktivitätssteigerung im K.-o.-System gekämpft. Verbände, Trainer und Aktive stehen der Trostrundenabschaffung jedoch skeptisch gegenüber. "Wenn der zweitbeste Judoka durch ein schlechtes Los in Runde eins auf den Stärksten seiner Klasse trifft, fliegt er unter Umständen nach 15 Sekunden aus dem Turnier und kann nicht einmal Platz drei erreichen", erklärt Manfred Birod, Sportdirektor des Deutschen Judobundes (DJB).

Lospech hatten Sonnabendfrüh auch Melanie Lierka und Martyna Trajdos. Während Lierka in ihrem Vorrundenduell auf Europameisterin Ana Carrascosa aus Spanien traf, musste sich die 19-jährige Trajdos vor 2700 Zuschauern mit Europas Spitzenathletin Anicka van Emden (Niederlande) messen. Melanie Lierka fand zunächst gut in den Kampf. Dank der mit Bundestrainer Michael Bazynski abgesprochenen Taktik brachte die 22-Jährige ihre Gegnerin zeitweise sogar an den Rand einer Niederlage. Doch eine Unachtsamkeit verhinderte den Sieg der Deutschen. "Ich war einen Moment lang unkonzentriert", gestand Lierka. Carrascosa nutzte die Chance und warf die Studentin mithilfe einer Abtauchtechnik zu Boden. Die Waza-ari-Wertung reichte der Spanierin am Ende zum Triumph.

Unachtsamkeit verhinderte auch das Weiterkommen von Martyna Trajdos. Im Golden Score, der dreiminütigen Verlängerung, konnte Trajdos' Gegnerin van Emden den Kampf dank einer Würgetechnik für sich entscheiden. "Ich bekam keine Luft mehr, musste reagieren", kommentierte Trajdos die entscheidende Szene. In letzter Not schlug sie die Hände ihrer Gegnerin ab und gab den Kampf vorzeitig auf. Bundestrainer Bazynski war dennoch zufrieden. "Martyna und Melanie haben sich gut verkauft. Beide sind noch jung, müssen Erfahrungen sammeln." Doch gerade für Nachwuchsathleten wird dies aufgrund des neuen Regelwerks immer schwieriger. "Erfahrene Judoka werden sich einfacher durchsetzen können", glaubt auch Olympiasieger Ole Bischof. Der Judoheld von Peking war aufgrund von Studienprüfungen nicht beim Otto-Grand-Prix angetreten, gab am Sonnabend im Foyer der Sporthalle jedoch drei Stunden lang Autogramme. Seiner Meinung nach müssen Judoka, die ganz an die Spitze gelangen wollen, allerdings ohnehin jeden Gegner schlagen können. "Da hilft einem die Trostrunde auch nicht weiter", sagt Bischof.

Diskutiert wurde am Wochenende jedoch nicht nur über den Wettkampfmodus, sondern auch über Hamburg als Austragungsort für den Grand Prix. Fest steht: Die Ansprüche des Weltverbands sind gestiegen und sehen einen Umzug der Veranstaltung in eine modernere Halle wie die Color-Line-Arena vor. Den können Stadt und DJB jedoch nicht finanzieren. Es würden Mehrkosten von 100 000 Euro entstehen. "Geld, das wir nicht haben", sagt DJB-Vizepräsident Rainer Ganschow, "nur ein Großsponsor oder mögliche Konzessionen der IJF können das Turnier in Hamburg halten.". Die Zukunft der Veranstaltung ist deshalb offen.


Lesen Sie ein ausführliches Interview mit Olympiasieger Ole Bischof auf Abendblatt Online.