Der Bundesliga-Dritte gibt nun weniger Geld an Spieler-Gehältern aus als zu Saisonbeginn im Etat ausgewiesen. Hier die ersten Trainingsbilder der Neuen.

Hamburg. Wegen Überfüllung geschlossen! Dieses Schild hätte der HSV gestern an die Mixedzone in der Nordbank-Arena heften können. Weil der Klub im Kaufrausch war, war die Medienmeile fast überfüllt. Überall Kameras, Mikrofone, Fotoapparate und Reporter. Einen solchen Ansturm hatte es in Hamburg lange nicht mehr gegeben. Und mittendrin die HSV-Verantwortlichen in Sachen Sport. Direktor Dietmar Beiersdorfer betrat um 12.05 Uhr die Halle, immer noch ein Handy in der Hand. Übernächtigt sah er aus, blasses Gesicht, die Haare standen kreuz und quer, zudem war er unrasiert. Aber er war guter, nein, er war bester Laune. Alle Einkäufe, die quasi auf die letzte Minute getätigt wurden, sind noch reibungslos über die Bühne gegangen. Der HSV hat sich in diesem Winter mit sechs neuen Spielern verstärkt.

In der Nacht zuvor hatte Beiersdorfer die Geschäftsstelle erst um 1.30 Uhr verlassen. Welch ein Kampf! Kurz vor Schluss der Transferperiode wurden noch Torwart Khalid Sinouh, Abwehrspieler Michael Gravgaard, die Mittelfeldspieler Mickael Tavares, Tomas Rincon, Albert Streit und zuvor schon Marcel Ndjeng verpflichtet.

"Wir haben sieben Spieler gegenüber der Hinrunde verloren, nun haben wir wieder einen stabilen Kader und sind gut für die drei Wettbewerbe aufgestellt", befand Beiersdorfer und ergänzte: "Wir haben darauf geachtet, dass wir das Mannschaftsgefüge nicht kaputt machen."

Gegenüber dem Saisonstart fehlen dem HSV nun Nigel de Jong (Manchester City), Thiago Neves (Fluminense Rio de Janeiro), Änis Ben-Hatira (ausgeliehen an den MSV Duisburg), Vadis Odjidja-Ofoe (FC Brügge), Anton Putsilo (Dynamo Minsk) sowie die bis zum Saisonende verletzt ausfallenden Thimothee Atouba und Bastian Reinhardt. Trainer Martin Jol zählt auch immer noch Romeo Castelen und Eric Maxim Choupo-Moting dazu.

Beachtlich ist bei dieser "Runderneuerung" des HSV: Der Klub gibt nun monatlich sogar weniger Geld an Gehältern aus als im Saison-Etat ausgewiesen. Weil jetzt Spitzenverdiener wie de Jong und Neves von der Gehaltsliste gestrichen werden konnten. Und weil die Neuen fast alle zum Schnäppchen-Preis nach Hamburg geholt wurden. So soll es in die Champions League gehen.

Und die Erfolgsserie soll weiter ausgebaut werden. Beim HSV herrscht jedenfalls Optimismus. "Ich bin zufrieden mit dem, was nun noch passiert ist mit dem Kader, wir haben gute Verstärkungen gefunden", resümierte Martin Jol. Über die Neuzugänge befand der Coach: "Wir haben alle Spieler in ihren Klubs beobachten lassen, ich hoffe, dass alle nun auch so gut spielen wie in ihrem alten Umfeld. Ich hoffe, dass alle bei uns einschlagen werden."

Dass sich der HSV einen neuen Keeper zu Frank Rost und Wolfgang Hesl geholt hat, verteidigte Jol wie folgt: "Für einen Verein wie den HSV ist es normal, drei Torhüter zu haben. Es kann ja immer mal etwas passieren." Hesl bleibt im Uefa-Cup Torwart Nummer zwei, denn Khalid Sinouh wurde für diesen Wettbewerb nicht gemeldet.

Jetzt ist Jol gefordert, die Neuzugänge so schnell wie möglich zu integrieren. Dass die Jungs alle super motiviert sind, war zweien von ihnen schon am Montag anzumerken. "Ich bin mit Slavia Prag Meister in Tschechien geworden, ich will auch mit dem HSV Titel holen", sagte Mickael Tavares (26). Tomas Rincon (21), dem seine Fußball-Leidenschaft an seinen Augen abzulesen ist, befand über sein primäres Ziel: "Ich will 100 Prozent im Training geben, und dann hoffe ich, dass ich die Möglichkeit bekomme, in die Mannschaft zu kommen. Ich weiß, das wollen alle Spieler - aber das will ich auch."

Eine Überraschung war das Leihgeschäft mit Schalkes Albert Streit (28), der als nicht gerade leicht zu führender Profi gilt. Dazu Jol: "Ich hatte als Spieler auch solche Perioden, das sagt nichts. Wir haben mit Albert gesprochen, er ist ein guter Junge."

Und wenn es doch nicht klappen sollte? Beiersdorfer: "Wenn es an der einen oder anderen Stelle im Kader doch nicht so harmoniert, dann können wir im Sommer noch reagieren."