Basketball: Regionalliga-Spitzenreiter BC Hamburg setzt auf Jugend und Bescheidenheit.

Hamburg. Den Namen Holtkötter mag in der Sporthalle Wandsbek niemand mehr hören. "Das ist Geschichte!", sagt Sven Jeglitza (34) und setzt auch mit seiner Stimme ein hörbares Ausrufezeichen. Die Schatten der Vergangenheit holen den engagierten Trainer des Basketball-Clubs Hamburg Tigers indes ständig ein. "Bemühen wir uns um neue Spieler oder Sponsoren, kommt stets als erste Frage, was Jens Holtkötter noch mit dem Projekt zu tun habe", berichtet der Gymnasiallehrer. Die Antwort ist eindeutig: "Nichts!" Auferstanden aus den Ruinen der hybriden Holtkötter-Historie - die im April 2002 zwar sportlich mit der Rückkehr in die Bundesliga endete, finanziell aber mit einer Millionenpleite, der Insolvenz der BCJ Tigers, 50 Klagen gegen den einstigen Mäzen und den Verein sowie den Zwangsabstieg in die Regionalliga - hat sich der ähnlich klingende Nachfolgeclub Bescheidenheit verordnet. "Wir haben klare Ziele definiert, aber wir werden uns nur an dem Machbaren orientieren", wirbt Manager Gerhard Ramcke allerorten um neues Vertrauen. Seine Agentur Com-MIX garantiert den 50 000-Euro-Etat in der Regionalliga und sucht seit Juli 2002 Sponsoren für das mittelfristig angestrebte Comeback in der ersten Klasse. Fast hätte der Masterplan schon in diesem Frühjahr umgesetzt werden können, da die Basketball-Bundesliga (BBL) damals aber keinen TV-Vertrag vorweisen konnte, kamen unter dem Zeitdruck keine Verträge mit den vier interessierten Unternehmen zu Stande. Hintergrund: Die BBL hatte den BCH ermutigt, sich für einen der zwei freien Erstligaplätze zu bewerben, weil, so BBL-Generalmanager Otto Reintjes, "wir den Standort Hamburg für attraktiv halten". Statt der verpassten sprunghaften Entwicklung setzen Ramcke und Jürgen Jessen, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft BBG, nun auf einen kontinuierlichen Prozess. Der sieht allerdings den Aufstieg in die Zweite Liga am Saisonende (und die Verdreifachung des Etats 2004/05) zwingend vor. Notfalls soll Verstärkung geholt werden. "Die Mannschaft hat aber bereits genug Potenzial, da wächst etwas zusammen", glaubt der frühere Bundesligaprofi Wilbert Olinde (48), der sich mit Jeglitza die sportliche Verantwortung teilt. Der 78:77-Erfolg gegen Wedel (siehe Infokasten) bestätigte ihn in seiner Einschätzung: "Das war Teamarbeit bester Art." Talentierte Hamburger Spieler, und die gibt es bei den Tigers seit Jahren reichlich, sollen auch in der Zweiten Liga die Basis bilden. Weil für diese fast fernsehlose Klasse nur regionale Geldgeber zu gewinnen sind, schnürt Ramcke an einem Gesamtpaket. Neben einer Mannschaft mit hohem Identifikationsgrad will er den Firmen Streetball-Events in der Hamburger Innenstadt und Trainingscamps in den Schulferien als zusätzliche Darstellungsplattform bieten. Selbst für den letzten Schritt, geplant 2006, hat der Manager klare Vorstellungen: "In der Bundesliga wollen wir in Alsterdorf spielen und nur bei attraktiven Gegnern in die Color-Line-Arena ausweichen." Dass Basketball auch in Konkurrenz zu Eishockey und Handball eine erstklassige Zukunft hat, davon ist Ramcke überzeugt: "Diese Sportart bietet fantastische Möglichkeiten." Das glaubte einst auch Jens Holtkötter. Jetzt verkauft er dänische Lebensmittel.