Boxen: Warum Universum Ex-Coach Chuck Talhami zurückholte.

Hamburg. Als Chuck Talhami vor dreieinhalb Wochen das Universum-Gym an der Walddörferstraße betrat, da fühlte er sich, als käme er nach einer langen Reise wieder nach Hause. "Auch wenn ich überrascht war, wie groß dieser Boxstall mittlerweile geworden ist, ich habe mich gleich heimisch gefühlt", sagt der 56-jährige Box-Lehrer, der seit Ende Juli wieder auf der Universum-Gehaltsliste steht. Talhamis Heimatgefühle verwundern nicht. Schließlich arbeitete der in Betlehem geborene Sohn einer Libanesin und eines Palästinensers bereits von 1993 bis 1996 für den Hamburger Stall. Unter seiner Regie wurde Dariusz Michalczewski Weltmeister. Nach dessen umstrittenem Sieg über Graciano Rocchigiani im August 1996 am Millerntor trennten sich die Wege von Talhami und Universum allerdings - im Streit, über den niemand offen reden möchte. Das sei längst vergessen, betont Weltenbummler Talhami, der seit seinem Abschied aus Hamburg in Argentinien, Kanada, Australien, Neuseeland, Skandinavien und seiner Wahl-Heimat Miami arbeitete: "Ich bin nicht nachtragend, habe damals auch selbst Fehler gemacht. Herr Kohl hat mich immer gut behandelt." Universum-Chef Klaus-Peter Kohl bestätigt diese Version: "Fachlich war und bin ich von Chucks Kompetenz überzeugt. Er ist ein guter Trainer mit viel Gefühl. Die Probleme von damals sind kein Thema mehr. Unsere Trainer Fritz Sdunek und Michael Timm sind mittlerweile ständig unterwegs. Sie brauchen einfach Entlastung." Talhamis Aufgabenbereich ist laut Kohl genau umrissen: "Er wird zunächst keine eigenen Boxer betreuen, sondern sich bei allen umschauen und auf Feinheiten achten, die zu verbessern sind." Insbesondere soll der US-Amerikaner den größtenteils osteuropäisch geprägten Universum-Kämpfern den amerikanischen Stil näherbringen. Dieser Aufgabe ist er sich bewusst: "Meine Erfahrung ist gefragt. Ich möchte helfen, wo ich kann." Dass mit Tommy Brooks, der im vergangenen Sommer für ein paar Monate in Hamburg arbeitete, bereits ein US-Trainer an seinen und Universums (zu) hohen Vorstellungen scheiterte, wertet Talhami nicht als schlechtes Omen. "Ich stelle keine Ansprüche", sagt der Junggeselle, dessen Lebensgefährtin in Miami geblieben ist, "ich werde alle Boxer gleich behandeln." Die Dauer von Talhamis Engagement ist nicht vertraglich fixiert. "Wir werden sehen, ob wir zusammen passen, und danach entscheiden, wie es weitergeht. Das haben wir immer so gehalten", sagt Kohl, der zuletzt in den USA unterwegs war und bald das Gespräch mit Trainern und Boxern suchen will. Talhami freut sich indes darauf, seinen Lieblingsschüler Michalczewski wiederzusehen, der dieser Tage aus Polen erwartet wird. Dann, so glaubt er, "werde ich genau wissen, dass ich wieder zuhause bin".