Springreiten: Tjark, Björn und Carsten-Otto Nagel starten von Donnerstag an beim Hallenturnier in Neumünster.

Neumünster. Es ist ein Jubiläum der besonderen Art. Wenn morgen in der Holstenhalle das mit insgesamt 200 000 Euro Preisgeld dotierte 53. internationale Reitturnier von Neumünster beginnt, knallen bei Turnierleiter August Christian Horn die Sektkorken: Zum 35. Mal seit 1969 organisiert das norddeutsche Urgestein das größte Pferde-Spektakel Schleswig-Holsteins. So ist es kaum verwunderlich, wenn Horn schwärmt: "Das ist Weltklasse." Doch er nutzt den Superlativ nicht, um seine eigene Leistung zu feiern. Vielmehr begeistert ihn das Starterfeld der Springreiter, das sich wie ein Who's who der Springsport-Elite liest. Fehlen wird nur Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der in Vigo (Spanien) um Weltcuppunkte reitet. Dabei sind: Weltcupsieger Otto Becker (Steinfeld), Mannschafts-Olympiasieger Lars Nieberg (Homberg), der WM-Dritte Peter Wylde (USA) - und natürlich der Vorjahressieger des Großen Preises von Schleswig-Holstein: Tjark Nagel. Aber der 50 Jahre alte Titelverteidiger aus Friedrichskoog kommt nicht allein: Sohn Björn (25), mehrfacher Junioren-Europameister, und Vetter Carsten-Otto (40), Derbysieger 1999 in Klein Flottbek sowie Dritter 2002, gehen in der Holstenhalle ebenfalls an den Start. Nicht nur August Christian Horn frohlockt: "Bei uns in der Halle wird genagelt." Der Große Preis von Schleswig-Holstein - wird es ein Triumphzug der Familie Nagel? Tjark muss nicht lange überlegen: "Ich sehe mich leider nicht als Favorit. Zuletzt hatte ich mit meinem Pferd wenig Glück." Sein Problem: Der Wallach Chagall, der bei den letzten Turnieren in Neustadt (Dosse), Münster und Aarhus (Dänemark) vor allem in den Stechen Schwächen zeigte, leidet an einer schmerzhaften Hufprellung. Nagel: "Ich hoffe, dass wir das bis Neumünster wieder einigermaßen hinkriegen." Sohn Björn, der von seinem Vater ausgebildet wurde und bereits mit 14 die Bedingungen für das Goldene Reitabzeichen erfüllte, verzichtet sogar ganz auf einen Start beim Großen Preis und tritt nur mit zwei Pferden in der mittleren Tour an. "Sein Hengst Coreano ist noch nicht wieder fit und wird bis zum Start in die Freiluftsaison geschont", erklärt Vater Tjark. Und fügt augenzwinkernd hinzu: "Pferde sind halt auch nur Menschen." Bleibt Carsten-Otto, der mit Elwood an den Start gehen wird. Von ihm glaubt sein Vetter: "Er ist sicherlich ein Mitkandidat für den Sieg." Persönlich hofft Tjark Nagel, noch in der Halle den Grundstein für eine erfolgreiche "Grüne Saison" legen und damit die Situation der ganzen Familie verbessern zu können. Denn er sagt auch auf die Frage, wie es ihm geht: "Das Einkommen könnte besser sein . . ." Die Familie Nagel nur in der Außenseiterrolle - wer ist denn nun der Favorit auf den Sieg beim Großen Preis, der am Sonntag entschieden wird? August Christian Horn hat sich bereits festgelegt: "Ich tippe auf Alois Pollmann-Schweckhorst und Aperio. Was der Reiter hier in den vergangenen Jahren gezeigt hat, war schon sensationell." Noch mehr freuen würde er sich allerdings über einen Sieg von Publikumsliebling Sören von Rönne und Chandra aus Neuendeich. "Dann", so Horn, "fliegt hier vor Begeisterung das Dach von der Halle."