Hamburg. "Was sind eine Million Dollar gegen acht Millionen Kubaner, die mich lieben?" Dieser Spruch machte ihn in seiner Heimat zum Idol. Boxer Teófilo Stevenson war ein Held auf Kuba, wegen seiner drei Olympiasiege im Schwergewicht (1972, 1976, 1980) natürlich, aber auch, weil er stets der Verlockung widerstand, als Profi in den Ring zu steigen. Am Montag ist er im Alter von 60 Jahren in Havanna an einem Herzinfarkt gestorben.

Stevenson war bereits seit Ende Januar wegen Blutgerinnseln in der Herzgegend behandelt worden. Sonntagabend soll es ihm jedoch noch gut gegangen sein, der Tod jetzt kam unerwartet. Der Sohn eines Einwanderers von der Karibikinsel Saint Vincent war nur einer von drei Boxern weltweit, die drei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewinnen konnten. Die anderen sind sein Landsmann Félix Savón und der Ungar Laszlo Papp. Außerdem gewann er unter anderem auch dreimal Weltmeistertitel bei den Amateuren (1974, 1978 und 1986).

Natürlich rief der groß gewachsene Techniker schon bald das Interesse von Profipromotern hervor. Ein Vergleich mit Muhammad Ali in den 70er-Jahren war der Traum aller Boxsportfans. Es gab Angebote, für fünf Millionen Dollar gegen Joe Frazier oder Ali anzutreten, es gab auch Verhandlungen. Doch zu dem Schritt konnte und wollte sich Stevenson schließlich doch nicht durchringen. Er mochte auf seinen Amateurstatus nicht verzichten und auch seine Heimat nicht verlassen.

Tatsächlich war er offenbar ein Anhänger von Fidel Castro und der kubanischen Revolution. Das nahm ihm auch die Chance, 1984 eine vierte Olympiamedaille zu gewinnen, denn Kuba boykottierte die Spiele in Los Angeles wie nahezu der gesamte "Ostblock" als Reaktion auf das Fernbleiben der meisten westlichen Staaten bei den Spielen vier Jahre zuvor in Moskau.