Im vertagten Endspiel der French Open triumphiert der Spanier in vier Sätzen über Novak Djokovic

Paris. Nach seinem historischen Sieg im Zwei-Tage-Match gegen Novak Djokovic verschwand Rafael Nadal in einem wild jubelnden Tribünen-Knäuel aus Armen von Freunden und Familie. Unsterblich hatte sich der Sandplatzkönig von Mallorca gerade im Stade Roland Garros gemacht: Als siebenfacher Paris-Sieger stellte er am Montag sogar den großen Schweden Björn Borg in den Schatten, der sechsmal in Paris gewann. "Das ist einer der speziellsten Momente in meiner Karriere", sagte der 26-Jährige, nachdem ihm Borgs Landsmann Mats Wilander die silberne Trophäe übergeben hatte.

Der Weltranglisten-Erste Djokovic, 25, hatte dagegen nach Nadals 6:4, 6:3, 2:6, 7:5-Triumph Tränen in den Augen. Just per Doppelfehler endete sein Traum vom "Djoko Slam". Der Serbe wollte als erster Profi seit dem Australier Rod Laver 1969 alle vier Grand-Slam-Titel auf einmal halten. "Rafa war der bessere Spieler. Ich habe das Finale aber genossen", sagte Djokovic.

"Nachsitzen in Roland Garros", hatte die "L'Equipe" getitelt. Die Hängepartie war ein unwürdiger Rahmen für dieses laut spanischer Presse "Finale der Finals". Nach der zweiten Regenpause am Sonntagabend und nach Nadals Schimpftiraden über den rutschigen Court und schwere Bälle war die Partie im vierten Satz bei 1:2 aus Nadals Sicht nach drei Stunden Spielzeit um 20.04 Uhr abgebrochen worden. Als am Montag der nächste Regenschauer über dem Bois de Boulogne herunterkam, harrten die beiden Profis unter dem Regenschirm aus. Da hatte Nadal aber schon das Rebreak zum 2:2 geschafft. Am zweiten Tag wurden insgesamt 49 Minuten Tennis gespielt.

Zwar konnte in Paris zuletzt 1973 ein Herren-Endspiel nicht pünktlich zu Ende gebracht werden (Ilie Nastase gegen Niki Pilic), mit Finals zwischen Nadal und Djokovic passierte das aber schon zum vierten Mal - nach den US Open 2010 und 2011 und dem Masters-Turnier in Rom in diesem Mai. Zudem standen sich diese beiden Kontrahenten in vier Endspielen bei den Majors nacheinander gegenüber - auch das ist Rekord. Zuletzt hatte Djokovic dreimal gewonnen, darunter bei den Australian Open den 5:53-Stunden-Klassiker. In Nadals "Wohnzimmer" in Roland Garros jedoch wehrte sich der bärenstarke "Djoker" zwar nach Kräften, war am Ende aber machtlos. Nicht nur US-Tennis-Ikone John McEnroe sagte dieser Tage: "Ich habe Nadal noch nie so gut spielen sehen. Er ist auf seinem Zenit."

"Ich bin stolz, hier erstmals im Finale gestanden zu haben. Rafa ist ein großer Spieler", sagte Djokovic in holprigem, aber umjubeltem Französisch. "Dies ist mein Lieblingsturnier, und es war eine Ehre für mich, hier gegen den besten Spieler auf der Welt zu spielen", gab Nadal ebenfalls in Französisch-Brocken die Komplimente zurück. In Erinnerung bleibt eine Szene: Ein entnervter Djokovic schlägt mit seinem Racket ein Loch in seine Holzbank. Nur einmal - nach der ersten Regenpause - hatte der Serbe das Momentum und machte acht Spiele in Serie. Immerhin trotzte Serbiens Olympia-Flaggen-Träger dem "Matador aus Manacor" den einzigen Satz in Roland Garros 2012 ab.

Von der Souveränität, mit der die Nummer eins zuvor den 16-fachen Grand-Slam-Turniersieger Roger Federer (Schweiz) in drei Sätzen bezwungen hatte, war nicht mehr viel übrig. Federer wurde selbst 2006 und 2007 im Paris-Finale von Dauerrivalen Nadal der "Roger Slam" vereitelt. Nadal wirbelte umher, schlug krachende Vorhände und profitierte von Djokovics vielen Fehlern. Vor der tristen Kulisse auf dem am Montagmittag nur zu zwei Dritteln gefüllten Court Philippe Chatrier verwandelte der Spanier seinen ersten Matchball zum 52. Sieg in seinem 53. Match in Roland Garros. Er fiel weinend auf den Boden und bejubelte seinen elften Grand-Slam-Triumph.