Drei Siege beim Ausscheidungsturnier in Berlin über Indien, Vizeweltmeister Kuba und Tschechien

Berlin. Jubel, Trubel, Freudentränen: Die deutschen Volleyballer haben die Qualifikation für die Olympischen Spiele wie vor vier Jahren in letzter Minute geschafft. Das ersehnte London-Ticket löste das Team von Bundestrainer Vital Heynen am Sonntagabend mit einem 3:1-Sieg (Sätze: 25:22, 23:25, 25:23 und 25:21) gegen Tschechien. Ganz nebenbei haben die Volleyballer damit auch die Anzahl der deutschen Mannschaften in London um ein Drittel erhöht - zuvor hatten sich nur die beiden Hockey-Teams für die Sommerspiele qualifiziert.

Bei der entscheidenden Olympia-Qualifikation in Berlin war die Dramaturgie perfekt. Vieles erinnerte an das Turnier 2008, als Deutschland auch im letzten Anlauf den Sprung zu Olympia - erstmals seit 36 Jahren - geschafft hatte. Mit einem souveränen 3:0-Sieg gegen Außenseiter Indien (damals gegen Taiwan) starteten die Volleyballer ins Turnier. Tags darauf folgte das erwartete Schlüsselspiel gegen Vizeweltmeister Kuba - 126 Minuten, die in einem packenden Tiebreak wie vor vier Jahren gipfelten. 3:2 (25:21, 25:17, 21:25, 17:25, 20:18) siegten die Deutschen. Sie verwandelten ihren dritten Matchball, nachdem sie zuvor drei der Kubaner abgewehrt hatten.

"Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Es ist schwer zu beschreiben. Ich kann nur weinen", sagte der beste deutsche Angreifer, Georg Grozer. Als das Projekt Olympia am Sonnabend vorzeitig auf der Kippe stand, zeigten die deutschen Spieler ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein.

Genau das hatte ihnen Vital Heynen in nur wenigen Wochen eingeimpft. Im September noch, als die Mannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien als Gruppenletzter vorzeitig wieder nach Hause fahren musste, gab niemand was auf die Truppe. Doch der erst im Februar verpflichtete Belgier entfachte bei den Schmetter-Assen wieder die Lust am Volleyballspielen. Auch, weil er seine Spieler in Entscheidungen bewusst mit einbezog und damit anders als sein autoritärer Vorgänger Raul Lozano für ein neues Wir-Gefühl in der Mannschaft sorgte.

Dies war auch beim dritten und letzten Spiel in der Max-Schmeling-Halle zu spüren. Tschechien trat zwar als ernsthafter Olympia-Verderber auf und bot den Heynen-Männern mächtig Paroli, doch am Ende war dies nicht genug für die nervenstarken Deutschen. Selbst wenn die Kraft ab und an nachließ, der Kopf war zu stark. "Wir haben uns Schritt für Schritt nach London gearbeitet", sagte Heynen.

Die Mannschaft um Star-Angreifer Grozer wollte vor den 4110 Zuschauern unbedingt den Sprung zu Olympia schaffen, nachdem beim ersten Qualifikationsturnier in Sofia noch winzige drei Punkte nach London gefehlt hatten. Die DVV-Volleyballer nutzten nun wie vor Jahren im "Endspiel" damals gegen Spanien ihre Chance. Und wieder hatte das Publikum als "siebter Spieler" einen riesigen Anteil daran.