St. Paulis Rugbyfrauen unterliegen Heidelberger RK im Finale um die deutsche Meisterschaft 19:27

Hamburg. Am Ende war alles eine Frage der Zeit. Die letzte Minute des Finales um die deutsche Rugbymeisterschaft war angebrochen, die schöne 19:0-Halbzeitführung der Frauen des FC St. Pauli gegen den Heidelberger RK war auf 19:17 geschmolzen. Dann kam, was wohl kommen musste: Heidelbergs Jana Eisenbeiß legte den Ball im Malfeld der Hamburgerinnen ab - und nahm den knapp 400 Zuschauern an der Saarlandstraße die Hoffnung, Zeugen einer Sensation zu werden. Denn St. Pauli fehlte längst die Kraft, um noch einmal zu reagieren, im Gegenteil: Lisa Kropp konnte nach ihrer Erhöhung per Straftritt in der Nachspielzeit sogar noch den 19:27-Endstand erzielen und ihrer Mannschaft den dritten Titel hintereinander sichern.

So schnell der Knock-out für St. Pauli kam, so schnell hatte sich die Mannschaft von dem Schock erholt. "Enttäuscht ist bei uns heute niemand", versicherte Nils Zurawski, der Vorsitzende der Rugbyabteilung: "Unsere Frauen sind heute über sich hinausgewachsen und haben ein ganz starkes Spiel abgeliefert. Da gibt es keinen Grund, traurig zu sein. Die erste Halbzeit und die Anfangsphase der zweiten waren Rugby erster Klasse."

Schon 1999 hatte St. Pauli an gleicher Stelle beim 15:17 gegen den Heidelberger Lokalrivalen Neuenheim die Meisterschaft in letzter Minute aus der Hand gegeben. Doch damals war es die vierte Finalniederlage gegen den deutschen Rekordmeister hintereinander. Diesmal bedeutete schon der Einzug ins Endspiel St. Paulis größten Erfolg seit vier Jahren.

Eine derart lange Durststrecke dürfte der Mannschaft von Trainer Phil Gilbert bis zum nächsten Finaleinzug nicht bevorstehen. Unter den Augen von Vereinspräsident Stefan Orth und seinen Vorstandskollegen demonstrierte St. Pauli ein variables Offensivspiel. Stephanie Harringer, Kickerin Alina Stolz und Marlene Lorenz nach einer großartigen Teamleistung belebten mit ihren Versuchen die Hoffnung auf die neunte Meisterschaft.

Doch dann schlug der Titelverteidiger erbarmungslos zurück. "Wir haben die erste Hälfte komplett verschlafen", gestand Heidelbergs Meistertrainer Alfred Jansen. Offensichtlich hatte auch er nach dem leichten 119:0-Halbfinalsieg gegen Berlin nicht mit so viel Gegenwehr gerechnet: "Es war das erste Mal seit Langem, dass ich an der Seite mal wieder so richtig mitfiebern konnte. Zum Glück haben wir eine sehr gute Fitness, das hat sich am Ende dann noch ausgezahlt."