Nur Tommy Haas verbleibt nach dem Ausscheiden von Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer noch in der dritten Runde der French Open.

Paris. Auch der kleinste Tommy-Haas-Fan Valentina ballte im fernen Florida beeindruckt die Mini-Faust. „Sie hat „Come on„ gesagt“, schilderte Papa Tommy nach dem Video-Chat mit seiner eineinhalbjährigen Tochter. Wie ein Schnellzug war der 34-Jährige am Donnerstagabend gegen den Ukrainer Sergej Stachowski 6:2, 6:3, 6:2 als einziger deutscher Mann in die dritte Runde der French Open gesaust – noch vor der drohenden Dunkelheit. Seine kleine Familie hat der Weltranglisten-112. nicht im Hotel in Paris mit dabei, weil er auf seiner möglichen Abschiedstour ja nur in der Qualifikation startete – „und überhaupt nicht wusste, was passiert“.Fünf Tennismatches und nur einen Satzverlust später tröstet er Davis Cup-Teamchef Patrik Kühnen über die triste Männer-Bilanz hinweg: „Vom Zweitrunden-Aus von Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer bin ich etwas enttäuscht, aber Tommy hält fantastisch die deutschen Fahnen hoch“, sagte Kühnen. „Er zeigt hier, dass er mit 34 noch ein ausgezeichneter Spieler ist – und topfit!“ Womöglich sei Haas durch seine verlorenen Jahre als Verletzter „gefühlt jünger“.

Immer diese Verletzungen! Gerade zwickt bei Dauerpatient Haas endlich mal nichts – weder die Schulter noch das Knie oder die Hüfte. Und das genießt der einst so Ungeduldige und heute so Gelassene. „Der Körper ist so wichtig, und ich bin im Moment sehr zufrieden, wie ich spiele“, sagte er. „Man lebt das jetzt bewusster – Wer weiß: Wenn der Körper bald nicht mehr mitmacht? Wenn ich jetzt Familie habe? Spiele ich diese großen Turniere nochmal?“

Der Halbfinaleinzug in München gab ihm „wieder Selbstbewusstsein und Schwung“. Sein herausragendes Roland-Garros-Erlebnis war 2009, als er Roger Federer im Achtelfinale am Rande der Niederlage hatte.Wenn Haas es jetzt mit dem an Nummer 17 gesetzten Richard Gasquet zu tun bekommt, hofft er auf eine Ansetzung auf dem Centre Court Philippe Chatrier. Und darauf, dass seine überwältigend vielen Anhänger in „einer deutschen Ecke“ gegen die Franzosen krakeelen. „Diese Unterstützung ist super! Dafür mache ich das alles noch!“Als Haas-Fan outete sich auch Julia Görges: „Ich schau' ihm sehr gern zu – wie er spielt, wie er die Bälle trifft, es ist total schön anzusehen“, sagte die Fed-Cup-Spielerin, die auch in Runde drei steht. „Respekt, was er da leistet, auch in seinem Alter noch. Er liebt den Sport einfach.“Und deswegen hat sich Haas, der inzwischen etwas lichteres Haar bekommt, aber ein Sixpack hat wie ein 21-Jähriger, ein Open End für seine Karriere gesetzt. Mut macht der Oldie-Trend: Im Feld von Roland Garros starteten 37 Ü-30-Spieler – ein Grand-Slam-Rekord. Es waren mehr als dreimal so viele wie noch vor zehn Jahren (damals elf). Haas ist der verbliebene Senior im Feld und sagt: „Eines meiner Idole Andre Agassi hat gezeigt, dass man in meinem Alter noch die Nummer eins sein kann, wenn man auf seinen Körper achtet.“

Und wann hört er nun auf? Diese Frage ist bereits ein Running Gag bei Haas-Pressekonferenzen. Wie es nun weiter gehe? „In Halle und dann bekomme ich hoffentlich eine Wildcard in Wimbledon.“ Und dann? „Nochmal Hamburg und Stuttgart, worauf ich mich riesig freue.“ Und dann? „Die US Open werden nochmal ein Highlight.“ Und dann? „Wir wollen noch nicht zu weit nach vorne blicken“, sagte er lächelnd. (dpa/abendblatt.de)