Youngster Julian Draxler von Schalke 04, Sven Bender vom deutschen Meister Borussia Dortmund, Torwart Marc Andre ter Stegen (Borussia Mönchengladbach) nach seinem schwarzen Tag beim 3:5 im Test gegen die Schweiz und auch Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart erfuhren überraschend schon einen Tag vor dem Ende der Nominierungsfrist am Dienstag um 12.00 Uhr, dass sie nicht zur EM fahren.

Tourrettes. Ein Tag Klausur mit seinen Assistenten im Teamquartier in Tourrettes reichte Bundestrainer Joachim Löw, um nach dem Debakel von Basel sein endgültiges Aufgebot für die Fußball-Europameisterschaft zu finden. Löw gab am Pfingstmontag überraschend früh den 23 Spieler umfassenden Kader für das Endturnier in Polen und der Ukraine bekannt, das für die deutsche Nationalmannschaft am 9. Juni mit dem ersten Gruppenspiel gegen Portugal beginnt. Youngster Julian Draxler von Schalke 04, Sven Bender vom deutschen Meister Borussia Dortmund, Torwart Marc Andre ter Stegen (Borussia Mönchengladbach) nach seinem schwarzen Tag beim 3:5 im Test gegen die Schweiz und auch Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart erfuhren überraschend schon einen Tag vor dem Ende der Nominierungsfrist am Dienstag um 12.00 Uhr, dass sie nicht zur EM fahren.

Die große Enttäuschung der vier Betroffenen war verständlich, das Quartett befand sich zum Zeitpunkt der Bekanntgabe exakt zum Beginn des Nachmittagstrainings am Montag um 17.30 Uhr bereits auf dem Weg zurück nach Deutschland. Löw wird sich erst am Dienstag auf der Pressekonferenz zu seiner Entscheidung äußern. „Es war mein großes Ziel, nach der WM in Südafrika auch bei der EURO 2012 für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Von Anfang an war mir klar, dass der Konkurrenzkampf um die 23 Plätze sehr hart und eng sein wird. Ich habe mein Bestes gegeben. Wie die jüngeren Spieler bin auch ich enttäuscht, aber ich fühle mich weiterhin als Teil der Mannschaft und wünsche ich ihr von ganzen Herzen, dass sie eine tolle EM spielt“, sagte Cacau, dessen Nichtberücksichtigung unerwartet kam, weil ihm Sturm Personalmangel herrscht.

Vor allem Miroslav Klose ist nach Rückenbeschwerden und einer längeren Verletzungspause in der ersten Jahreshälfte noch nicht fit. Damit steht als Vertreter streng genommen nur Mario Gomez von Rekordmeister Bayern München als weitere Option anstelle des Angreifers von Lazio Rom zur Verfügung. Die anderen drei jungen Betroffenen trugen die harte Entscheidung mit Fassung, besonders der 18-jährige Draxler. „Die Einladung in den erweiterten EM-Kader war für mich schon ein Riesenerfolg. Das intensive Training und die gute Gemeinschaft haben mich beeindruckt“, sagte der Schüler, der am Samstag gegen die Schweiz sein Debüt im deutschen Team geben durfte. Das war auch so bei ter Stegen, der nach seinem schlechten ersten Auftritt für Deutschland möglicherweise schon eine düstere Vorahnung hatte. „Ich hoffe auch, dass ich bald wieder einmal eine Chance bekommen werde“, sagte der 20-Jährige.

Bei Sven Bender war nach einer von zwei schweren Gesichtsverletzungen unterbrochenen Saison in Dortmund ausschlaggebend, dass er auch zuletzt unter Jürgen Klopp nicht erste Wahl war. Für ihn spielte Ilkay Gündogan in der Rückrunde groß auf, der auch im Trainingslager sehr gute Leistungen abrief und damit den Sprung vom 27 Spieler umfassenden vorläufigen Aufgebot in Löws EM-Auswahl schaffte. Statt Sven blieb sein Zwillingsbruder Lars im Kader, den Löw auch als Aushilfe für den rechten Verteidigerposten vorgesehen hat.

Löw setzte Zeichen der Strenge

Nach zwei Wochen Arbeit steht Löw erst am Anfang. Die EM-Vorbereitung bezeichnete er selbst als „zerrüttet“. Die Bruchlandung beim 3:5 gegen die Schweiz in Basel war praktisch das amtliche Siegel für die weitgehend fehlgeschlagene Veranstaltung, in der die Nationalspieler tröpfchenweise zusammenkamen. Am Tag nach der Basler Blamage blieb Löw allein mit seinem Trainerteam im Quartier „Terre Blanche“ zurück, um den Ist-Zustand seiner Mannschaft nach der ersten Niederlage gegen die Schweiz nach 56 Jahren genau zu überprüfen. Seine Nationalspieler waren derweil beim Formel-1-Grand-Prix in Monaco.

Löw stellte alles auf Null. „Mit den Bayern-Spielern gehen wir zur Normalität über. Nun beginnt die Vorbereitung auf die EM. Ich werde mit keinem Spieler über das verlorene Spiel sprechen“, sagte der Bundestrainer. Gegen 23.00 Uhr am Samstag, 16 Tage und 12 Stunden nach dem Start des EM-Trainings am 11. Mai, hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) endlich sein komplettes Team zusammen, die acht Spieler des FC Bayern waren kurz vor den 19 Verlierern aus Basel in Südfrankreich eingetroffen. Die Situation im Team wirkt angesichts der Äußerungen der vorhergehenden Tage fast widersinnig: Die Münchner, die doch selbst nach ihrer bitteren Final-Niederlage in der Champions League von den anderen aufgefangen werden sollten, müssen nun den großen Rest der DFB-Truppe aus der Lethargie und Krisenstimmung reißen.

Die große Verteidigungslinie hatte Löw sich bereits in Basel zurecht gelegt. Den Auftritt beschönigte er nicht. „Viele Dinge haben nicht gepasst. Die gesamte Defensivleistung war nicht gerade berauschend“, gestand der Bundestrainer, um dem bedenklichen Geschehen im Sankt-Jakobs-Park umgehend jeden dramatischen Ansatz zu nehmen. „Aber es macht mir keine großen Sorgen, weil ich weiß, dass wir uns bis zur EM eindeutig verbessern werden.“ Einen ersten Fingerzeig könnte das nun komplette Aufgebot in der EM-Generalprobe am Donnerstag in Leipzig gegen Israel geben.

(dapd)