Hockeystürmerin Marie Mävers will sich über starke Leistungen im UHC-Dress für Olympia empfehlen

Hamburg. Marie Mävers trinkt einen Schluck Kaffee, schwarz, ohne Zucker, dann guckt sie konzentriert in die Ferne und sagt - nichts. Und das ist gut so, denn eine Antwort auf die Frage, wo sie selbst ihr größtes Entwicklungspotenzial sehe, muss eine Hockeyspielerin, die um die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August) kämpft, mit Bedacht wählen. Also überlegt Marie Mävers mindestens zehn Sekunden, dann sagt sie: "Ich kann mich taktisch sicherlich verbessern, auch athletisch geht noch mehr. Daran arbeite ich seit einem Jahr intensiv. Aber ich bin ein eigener Spielertyp und kann meine Stärken im Kreis und beim Torabschluss einbringen."

Schwächen eingestehen und ausmerzen, Stärken betonen und ausbauen: Mit dieser Einstellung hat die 21 Jahre alte Studentin der Kulturwissenschaften gute Chancen, am 4. Juli die letzte Kaderreduzierung zu überstehen und ins 18-köpfige Aufgebot zu rutschen, das Bundestrainer Michael Behrmann mit nach England nimmt. Olympia ist dieser Tage bei allen 22 im erweiterten Kader verbliebenen Spielerinnen im Hinterkopf. "Unser Leben ist darauf ausgerichtet. Für jede, die jetzt noch gestrichen wird, bricht eine Welt zusammen", sagt Mävers. Die Torjägerin weiß, dass sie sich in den kommenden Wochen in Topform präsentieren muss, um Behrmann davon zu überzeugen, sie trotz der Defizite in Antritts- und Grundschnelligkeit zu nominieren. Mävers, die als Sechsjährige beim Rahlstedter HTC mit dem Hockey begann, 2008 zum Uhlenhorster HC ging und nie eine andere Position bekleidete als die Sturmmitte, muss jede Chance nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. So wie am 9. Mai gegen Südkorea im letzten Testspiel vor der ersten Kaderreduzierung, als sie drei Tore zum 5:0 beisteuerte - und bleiben durfte.

Die nächsten Gelegenheiten dazu bieten sich in den kommenden zwei Wochen, wenn sie mit dem UHC um die zwei wichtigsten Feldtitel kämpft. An diesem Freitag (20 Uhr) geht es im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister im niederländischen Amstelveen gegen Hollands Topklub Laren, der Sieger spielt am Pfingstsonntag das Finale gegen Den Bosch oder Club de Campo Madrid. Am Wochenende darauf will der UHC bei der Endrunde in Berlin seinen deutschen Meistertitel verteidigen. "Für mich hat der Europapokal einen höheren Stellenwert, weil ich den noch nie gewonnen habe", sagt Mävers, mit 15 Toren zweitbeste UHC-Torschützin der laufenden Saison.

Nachdem es in der vergangenen Spielzeit im Europacup-Viertelfinale eine 1:5-Schlappe gegen Laren gegeben hatte, brennt die Mannschaft von Kais Al Saadi darauf, in diesem Jahr ihre Weiterentwicklung zu beweisen. "Ich denke, dass es ein engeres Spiel wird. Wir sind reifer geworden und wünschen uns seit dem Abpfiff des letzten Spiels diese Revanche", sagt Mävers.

Wie die gesamte Mannschaft ist die Eppendorferin konstanter in ihren Leistungen geworden, der intuitive Torabschluss geht ihr mittlerweile ruhiger vom Schläger. Und mit Lisa Hahn bildet sie ein Duo, das sich perfekt ergänzt. "Wir verstehen uns blind, jede weiß genau, was die andere macht", sagt Mävers. Umso glücklicher wäre sie, in London mit ihrer UHC-Kollegin auflaufen zu dürfen. Ist die Olympiateilnahme ihr Lebenstraum? "Früher war das mein Traum. Jetzt ist es ein Ziel geworden", sagt sie. Für diese Antwort muss sie nicht eine Sekunde überlegen.