Folgen aus unrühmlichem Relegationsspiel von Düsseldorf lässt den DFB nicht zur Ruhe kommen. Hertha trainiert wieder, Fortuna plant Aufstiegsfeier.

Frankfurt/Main. Das juristische Nachspiel der Skandalpartie von Düsseldorf spaltet den deutschen Profifußball in zwei Lager. Vor dem richtungsweisenden Urteil des DFB-Sportgerichts an diesem Freitag waren sich selbst führende Sportjuristen uneinig über die Erfolgsaussichten des Berliner Einspruchs. Hertha BSC setzte für Freitag eine Übungseinheit unter Noch-Trainer Otto Rehhagel an. Die sportlich aufgestiegenen Düsseldorfer demonstrierten Gelassenheit - und planen die vorerst abgesagte Party zur Rückkehr ins Oberhaus für August.

"Wir trainieren wie vor einem regulären Bundesligaspiel“, sagte Hertha-Sprecher Peter Bohmbach. Ganz Fußball-Deutschland wird am Freitag gespannt nach Frankfurt schauen, wo Hans E. Lorenz, der vorsitzende Richter des DFB-Sportgerichts, von 13.30 Uhr an die Verhandlung leiten wird. Der Fall schlägt Wellen bis nach Sardinien. Bundestrainer Joachim Löw verurteilte die Vorfälle "aufs Äußerste“. "Ungeheuerlich, dass eine Minderheit von Fans vor dem Abpfiff den Platz stürmt. Wo es um so viel geht, um den Aufstieg, um die Existenz, um riesengroßen Erfolg. Da sind DFB und die Fußball-Liga gefragt. Es ist ein unglaublich schwieriges Thema“, sagte Löw im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Die Aussichten von Hertha werden beim DFB intern als eher gering eingeschätzt. Der Heidelberger Sportanwalt Michael Lehner sagte hingegen bei "Spiegel online“: "Der Verein hat Aussicht auf Erfolg.“ Die gesamte Mannschaft sei in ihrem Spielfluss gestört worden.

Ungeachtet der juristischen Nachspielzeit haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Ligaverband bereits eine neue Strategie im Kampf gegen Gewalt angekündigt. "Grundsätzlich ist nach den Übergriffen dieser Saison ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen“, heißt es in einer von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball unterschriebenen Erklärung.

Noch vor der neuen Spielzeit in der 1., 2. und 3. Liga soll ein Verhaltenskodex entwickelt werden, der den Umgang zwischen Vereinen und Fans beschreibt. Außerdem sollen im Zusammenspiel mit Polizei und Justiz effektivere Vorgehensweisen gegen Gewalttäter auf den Weg gebracht und abgestimmt werden, heißt es.

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Hertha hatte Einspruch gegen die Wertung des Relegationsrückspiels (2:2) eingelegt. Nach Angaben von Anwalt Christoph Schickhardt strebt der Club ein Wiederholungsspiel an. "Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich“, begründete Manager Michael Preetz den Protest. Die Partie war am Dienstagabend unter unwürdigen Umständen zu Ende gegangen. Weil Fortuna-Anhänger schon vor dem Abpfiff den Rasen stürmten, musste Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel für 21 Minuten unterbrechen.

Der DFB-Kontrollausschuss leitete gegen beide Vereine Ermittlungen ein – und gegen die vier Hertha-Profis Lewan Kobiaschwili, Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic sowie Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz. Kobiaschwili soll Stark nach dem Spiel in den Nacken geschlagen, seine Kollegen sollen den deutschen EM-Schiedsrichter beleidigt haben. Lambertz soll nach dem Abpfiff im Innenraum ein bengalisches Feuer gehalten haben.

Die Düsseldorfer, die sich nun doch noch nicht als Bundesliga-Aufsteiger feiern lassen dürfen, sehen der Verhandlung nach eigenen Aussagen gelassen entgegen. "Das Spiel ist ordnungsgemäß beendet worden. Es handelt sich um eine klare Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters“, sagte Fortuna-Manager Wolf Werner. In jedem Fall will der Verein in großem Stil mit den Fans erst im August eine Fete steigen lassen. "Die Gründe hierfür liegen in organisatorischen und dabei vor allem in zeitlichen Abläufen“, wurde in einer Mitteilung verbreitet. Neuerliche Trainingseinheiten seien vorerst auch nicht geplant.

Unabhängig vom Ausgang am Grünen Tisch sind die Fußballfunktionäre gefordert, sich nach massiven Ausschreitungen zum Saisonende nicht nur in Düsseldorf etwas einfallen zu lassen. Immer wieder beriefen sich die Verantwortlichen von DFB und DFL in der Vergangenheit auf die gesellschaftliche Problematik bei jugendlichen Gewalttätern, die den Fußball als Bühne missbrauchten und von der Polizei nicht in den Griff zu bekommen sind. "Die jüngsten Ausschreitungen zum Saisonende machen einmal mehr auf traurige Weise deutlich, dass die bisherigen Konzepte und Maßnahmen allein nicht mehr ausreichen“, räumten DFB und Ligaverband in ihrer Erklärung ein.

Man sei sich darüber einig, dass solche "unverantwortlichen und die Gesundheit der vielen friedlichen Fans gefährdenden Szenen“ in einem Fußballstadion nicht tolerierbar seien und konsequent geahndet werden müssen. Die Sportgerichtsbarkeit des DFB sei auch in diesem Fall dafür zuständig, das angemessene Strafmaß zu finden. Düsseldorf muss jedenfalls mit einer empfindlichen Strafe rechnen.