Die Preise für die Eintrittskarten für das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea liegen zwischen 70 Euro für den billigsten Sitzplatz und 3500 Euro für einen Logenplatz. „Ich betrachte den Fan nicht als Melkkuh“, sagte Hoeneß.

München/Hamburg. Uli Hoeneß hat die Preispolitik der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für das Endspiel der Champions League am kommenden Sonnabend in München (20.45 Uhr/Sky, Sat.1 und im Liveticker auf abendblatt.de) kritisiert. „Da wird es mir selbst schlecht“, sagte der Präsident des FC Bayern bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer München (IHK).

Die Preise für die Eintrittskarten für das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea liegen zwischen 70 Euro für den billigsten Sitzplatz und 3500 Euro für einen Logenplatz. „Ich betrachte den Fan nicht als Melkkuh“, sagte Hoeneß. Die billigste Stehplatz-Dauerkarte für die Bundesliga kostet beim deutschen Rekordmeister 120 Euro. Der Bayern-Präsident berichtete außerdem, er habe für das Endspiel für die Mitarbeiter seiner Bratwurst-Firma in Nürnberg eine Loge in der Münchner Arena angemietet, „die kostet 53.000 Euro“. Er habe sich angesichts des Preise aber hinterher selbst gefragt, was er da tue, sagte Hoeneß.

Trotz Hoeneß' schlechter Laune über die Finalpreise steht die Stadt München Kopf: Rund 180.000 Besucher werden zum Finale in München erwartet, wenn der FC Bayern mit dem FC Chelsea um die Fußball-Vorherrschaft in der europäischen Königsklasse konkurriert. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Bereits am Montag kam der heiß begehrte Pokal in der Landeshauptstadt an. In einem offenen Doppeldeckerbus wurde die Champions League-Trophäe durch die Innenstadt bis zum Olympiapark chauffiert und den Fans von Fußballlegenden wie Paul Breitner und Giovane Elber präsentiert.

Am 19. Mai tritt zum ersten Mal in der Champions League-Geschichte eine Mannschaft das Finale im heimischen Stadion an – dieser Umstand lässt in Bayern das Fußballfieber steigen. So hat die Biermarke Paulaner eigens für das Team von Jupp Heynckes ein Sieger-Bier gebraut. Ein Einkaufszentrum hat für Freitag eine Dackeldame als „Tierorakel“ engagiert: „Sissi“ soll den Sieger des Endspiels voraussagen, indem sie entweder aus dem Chelsea oder dem Bayern-Fressnapf frisst. Und die Spieler des FC Bayern selbst rufen dazu auf, die Stadt in ein weiß-rotes Fahnenmeer zu verwandeln.

Wie die Fans sind auch Hoteliers und Gastronomen euphorisch. Für sie bringt das Spiel der Spiele ein dickes Einnahmeplus. Neben 140.000 Tagesbesuchern rechnet das Tourismusamt München mit 40.000 Übernachtenden aus dem In- und Ausland. Allein aus England hätten sich 30.000 Anhänger angekündigt. „Die Hotels in München sind so gut wie ausgebucht“, sagt Tourismusamt-Sprecherin Astrid Gansen. Auch die Preise lägen an dem Final-Wochenende über dem Standard. Dies bestätigt das Hotelportal HRS: „Die insgesamt hohe Nachfrage lässt die Zimmerpreise zum Finale drastisch ansteigen“, sagt eine Sprecherin. Im Durchschnitt koste eine Übernachtung 190 Euro. Das sei eine Preissteigerung von 86 Prozent gegenüber dem normalen Preis und sogar ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Oktoberfest 2011.

Einen Vorgeschmack auf das Herrenfinale liefert das Champions League-Finale der Frauen am Donnerstag (17. Mai). Bereits hierzu werden laut UEFA 32.000 Zuschauer erwartet. Begleitet wird die Begegnung zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Olympique Lyonnais von einem Champions Festival im Olympiapark.

Aber erst zur Begegnung zwischen Heynckes' Jungs und „The Blues“ unter Coach Roberto di Matteo am Samstag wird Münchens Innenstadt aus allen Nähten platzen, vermuten die Experten vom Tourismusamt. Für alle, die kein Stadionticket ergattern konnten, gibt es etliche Möglichkeiten zum Public Viewing, erzählt Gansen. Die gewaltigsten Leinwände stehen im Olympiastadion und auf der Theresienwiese. Beide zusammen fassen rund 100.000 Fans. Allerdings sind die Tickets schon längst restlos ausverkauft.

Auch andere Plätze zum kollektiven Mitfiebern sind ausgebucht - zumindest überall da, wo es Reservierungen gibt. Die Fans dürften dennoch ein Plätzchen finden, denn neben den Live-Übertragungen in den Sportsbars locken viele Biergärten mit Public Viewing: Nach Angaben des Tourismusamts können im Hirschgarten und beim Paulaner am Nockerberg je 7.000 bis 8.000 Zuschauer ihrem Team zujubeln. Der Augustinerkeller biete 6.000 Leuten großes Fußballkino, der Münchner Flughafen und der Löwenbräukeller je 3.000. „Meeting Point“ für die Fans von der Insel sei der Odeonsplatz.

Am Finaltag will die Polizei mit 2.000 Einsatzkräften für Sicherheit sorgen. „Wir gehen davon aus, dass wir weitgehend eine friedliche Veranstaltung haben werden“, schätzt Münchens Polizeivizepräsident Robert Kopp. Auf mögliche Randale der erwarteten 400 englischen „Problemfans“ sei man aber eingestellt. Zudem seien für einen guten Service spezielle Wegweiser, ein zweisprachiger Fanbrief und ein Fantelefon vorgesehen, um sich anbahnende Konflikte im Dialog zu lösen. Nicht ausgeschlossen werde aber, die Innenstadt rund um die „Hotspots“ Olympiapark, Theresienwiese, Odeonsplatz und Ludwigstraße zeitweise für den Verkehr zu sperren. Und sollte dem FC Bayern in einer magischen Nacht der Coup gelingen, sei die Polizei natürlich auch für die Feierlichkeiten am Sonntag vorbereitet, betonte Kopp.

Mit Material von dpa und dapd