Sophie Kampmann will beim Derby in Klein Flottbek ihren Titel in der Pony-Dressur verteidigen

Hamburg. Ihre Zimmerwand ist gepflastert mit rund 270 Turnierschleifen. Pokale und Schärpen schmücken den Raum. Es gibt fast kein Fleckchen an diesem Ort, das nicht an Sophie Kampmanns große Leidenschaft erinnert: das Reiten. In dieser Woche nun soll eine weitere Trophäe hinzukommen. Zumindest, wenn es nach der 14 Jahre alten Gymnasiastin geht. Sophie Kampmann will beim Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek (17. bis 20. Mai) ihren Titel in der Pony-Dressur verteidigen. Das werde sicherlich nicht einfach, sagt die junge Reiterin aus dem Hamburger Stadtteil Moorwerder, "aber wenn ich das Finale erreiche, dann ist alles möglich". Einen Satz wie diesen hat man so oder ähnlich auch von Berufsreitern schon gehört. Er spiegelt ihre bereits in jungen Jahren profihafte Einstellung wider.

Sophies Liebe zum Reitsport hat sich früh manifestiert. Mit drei Jahren saß sie zum ersten Mal auf einem Pferd. Und dieses Gefühl, die Welt von dort oben zu sehen und zu erleben, wollte der Teenager seitdem nicht mehr missen. Ein paar Jahre lang sei sie neben dem Reiten auch noch im Schwimmverein gewesen, erzählt sie. Aber irgendwann habe sie sich aufgrund der Vielzahl der Turniere und Wettkämpfe für eine der beiden Sportarten entscheiden müssen. Das Ergebnis ihrer Überlegungen fiel eindeutig aus: Ein Leben ohne den Reitsport könne sie sich nicht vorstellen, sagt Sophie Kampmann.

So ehrlich und gewissenhaft sie diese Aussage trifft, so ungewiss scheinen allerdings die Prognosen für den angestrebten Sieg in Klein Flottbek. Auch deshalb, weil beim Finale der Pony-Dressur am Sonntag (ab 9.15 Uhr) ein sogenannter Pony-Wechsel praktiziert wird. Sollte Sophie die Endrunde der besten drei Teilnehmer erreichen, müsste sie sich nicht nur auf ihrem eigenen zwölfjährigen deutschen Reitpony namens Voyager bewähren, sondern auch auf den Pferden der Konkurrenz. "Man hat nur fünf Minuten, um sich auf die Ponys der anderen einzustellen", erklärt Sophie. Das verursache nicht nur einen Adrenalinkick, sondern mache das Finale zu einer großen Unbekannten, die Titelprognosen kaum zulasse.

Das große, dem Derby übergeordnete Ziel sei aber sowieso die diesjährige Europameisterschaft in Frankreich, betont Sophies Trainerin Janina Siemers. Und auch darauf arbeitet Sophie, die seit zwei Jahren dem Bundeskader angehört, jeden Tag nach der Schule beim Training im niedersächsischen Sittensen hin. Neben Voyager ist dort auch Sophies zweites Pony Cinderella im Reitstall Königshofer Heide untergebracht. An die Fahrerei zwischen Wohnort und Pferdehof hat sich Familie Kampmann inzwischen gewöhnt. Nach acht Jahren, sagt Sophies Mutter Svenja Kampmann klaglos, sei der Weg mehr oder weniger Routine.

Aufregung herrscht derweil vor Turnieren. Auch wenn Sophie und ihr "Schatz" Voyager längst ein eingespieltes Team sind, seien die Auftritte vor Publikum und Jury noch immer "unfassbar spannend", gesteht die 14-Jährige, die ihr eigenes Mittel gegen die Aufregung gefunden hat: "Bei jedem Turnier sind meine drei Glücksbringer dabei: ein Glückscent, den ich von meinem Vater bekommen habe, eine Freundschaftskette und einen Ansteckpin mit Pferdekopf", sagt Sophie.

Wohl auch dank dieser Accessoires wird die dreifache Landesmeisterin wahrscheinlich noch zahlreiche Turnierschleifen an ihre Zimmerwand heften dürfen. Vielleicht auch jene, die am Sonntagvormittag in Klein Flottbek vergeben wird.