ARD und ZDF setzen bei Olympia in London aufs Internet - und bündeln im Sparzwang ihre Kräfte

Hamburg. Um die Standhaftigkeit ihrer Moderatoren Gerhard Delling, Michael Antwerpes, Rudi Cerne und Michael Steinbrecher brauchen sich ARD und ZDF nicht zu sorgen. Auch nach 45 Minuten lächeln sie immer noch ihr frischestes Lächeln in die Kameras, die sich beim Fototermin im Hotel Le Royal Méridien an der Alster vor ihnen aufgebaut haben. Mag sein, dass es am 12. August etwas eingefroren wirken wird, was aber kein Wunder wäre nach 260 Stunden Liveberichterstattung von Olympia in London.

Volles Programm in Zeiten des Sparzwangs: Nach dieser Formel haben sich die öffentlich-rechtlichen Sender auf die Sommerspiele vorbereitet, die am 27. Juli eröffnet werden. Mehr als je zuvor, so versprach es ZDF-Chefredakteur Peter Frey bei der Präsentation in Hamburg, setze man auf eine Bündelung der Kräfte. Nicht nur Technik und Infrastruktur sollen gemeinsam genutzt werden. Auch bei ihren Redaktionen wollen ARD und ZDF mehr kooperieren als konkurrieren. "Wir müssen sparen und mit den Gebührengeldern haushalten. Je mehr Synergien wir hinbekommen, desto mehr Personal können wir einsparen", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Annähernd zehn Millionen Euro lassen sich das Erste und das Zweite jeweils das mediale Großereignis kosten. Insgesamt sollen etwa 480 Mitarbeiter in London zum Einsatz kommen, etwa 200 weniger als noch 2008 in Peking. Auch an der Unterkunft vor Ort sei gespart worden.

Der Programmvielfalt soll es keinen Abbruch tun. So werden erstmals online auf bis zu sechs Kanälen gleichzeitig hochauflösende Livestreams zu sehen sein, die nach Möglichkeit auch kommentiert werden sollen - an einem ARD-Sendetag von ZDF-Reportern und umgekehrt. 60 Stunden täglich kommen allein so zusammen. Dafür entfällt die Übertragung auf Digitalsendern wie Eins Plus und ZDF Info, was wiederum Personal für die Bildregie einspart.

Diese Aufgabe soll der Olympia-Konsument im Internet künftig selbst übernehmen. Wer ein Ereignis verpasst hat, kann in der Mediathek die Aufzeichnung abrufen oder bekommt die Höhepunkte in einer Zusammenfassung serviert. Sowohl Herres als auch Frey rechnen mit Rekordzugriffszahlen. Rund drei Viertel aller Haushalte in Deutschland seien mit der notwendigen Technik ausgestattet, sei es über einen internetfähigen Computer, sei es über Smartphones oder Tablet-PCs. Der Bildschirm könnte mancherorts trotzdem schwarz bleiben - wenn die Server dem Interesse nicht standhalten. "Irgendwann sind die Kapazitäten ausgeschöpft", sagte Frey.

Nur für die Paralympics (29. August bis 9. September) hat man trotz Kostendrucks den Aufwand noch einmal erhöht. Die Übertragungszeiten wurden im Vergleich zu Peking 2008 auf 65 Stunden verdoppelt - das Internetangebot nicht eingerechnet.