Der 9. Mai wird zum Schicksalstag für Hansa. Die Bürgerschaft der Hansestadt muss einem Hilfspaket zustimmen, sonst ist der Klub insolvent.

Rostock. Beim FC Hansa Rostock geht nach dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga erst so richtig die Angst um. 46 Jahre nach seiner Gründung droht dem einstigen Stolz des Fußball-Ostens die Löschung aus dem Vereinsregister. Sollte die Rostocker Bürgerschaft an diesem Mittwoch ein millionenschweres Hilfspaket verweigern, muss der letzte DDR-Meister und Pokalsieger, der so lange in der Bundesliga gespielt hat wie kein anderer Verein der neuen Bundesländer, Insolvenz anmelden.

An dieses Schreckensszenario wagt Bernd Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende des beliebtesten und bekanntesten Sportvereins Mecklenburg-Vorpommerns, nicht zu denken. „Mein Gefühl ist gut, dass die Bürgerschaft positiv für uns entscheiden wird“, sagte der 43-Jährige vor der Abstimmung, die über Sein oder Nichtsein des mit 8,5 Millionen Euro verschuldeten Traditionsverein entscheidet.

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Hofmann und sein Vorstand haben davon kaum welche gemacht. Im Gegenteil. Unter ihrer zweijährigen Ägide sind die Kosten von 17 Millionen auf 11 Millionen Euro gesenkt worden. Die existenziellen Nöte resultieren hauptsächlich aus 4,5 Millionen Euro Steuerschulden, die zwischen 1999 und 2001 gemacht wurden. Hansa wird das laufende Geschäftsjahr nach Angaben von Finanzvorstand Sigrid Keler, der ehemaligen Finanzministerin des Landes, trotz des Abstiegs in die 3. Liga mit einem leichten Plus abschließen.

Wenn Keler denn die Bilanz zum 30. Juni 2012 überhaupt noch aufrechnen muss. Darüber entscheiden die 53 Abgeordneten mit ihrem Votum. Das von der Stadt zu stemmende Paket beinhaltet neben dem Teilerlass der Steuerschulden in Höhe von 680.000 Euro, den Ankauf eines in Hansa-Besitz befindlichen Sportgeländes im Wert von 530.000 Euro und einen Zuschuss an den Verein in Höhe von 750.000 Euro. Nur wenn dem Rettungspaket zugestimmt wird, ist ein Schuldenschnitt möglich. Sagt die Bürgerschaft nein, dürften auch die drei anderen Hansa-Hauptgläubiger ihre Zusagen nicht einlösen.

Das würde das Aus bedeuten. Dagegen machen Fans und Sympathisanten mobil. Über 5000 Menschen demonstrierten am Sonntag in Rostock für den Erhalt des Vereins. In Briefen und E-Mails oder auf Fotos bekundeten Menschen von Chicago bis Hongkong, von Kap Arkona bis zur Zugspitze in verschiedenen sozialen Netzwerken ihre Anteilnahme.

Olympiasieger wie Marita Meier-Koch und Christian Schenk reihten sich ebenso in die Aktion „Ja zum FCH“ ein wie Fußball-Nationalspieler Toni Kroos, der bei Hansa ausgebildet wurde. Auf einer Kundgebung auf dem Neuen Markt soll zeitgleich zur Sitzung der Bürgerschaft noch einmal um Hilfe für Hansa geworben werden.

Sollten die Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt sein, wäre der Gang zum Amtsgericht für Vorstandschef Hofmann unvermeidlich. „Es gibt keinen Plan B“, bekräftigte er. Sollte das Insolvenzverfahren noch vor dem 30. Juni eröffnet werden, würde Hansa nächste Saison in der Regionalliga spielen müssen. Wird der Insolvenzverwalter erst nach diesem Termin tätig, würde der einstige Erstligist in der vierten Liga gleich als erster Absteiger feststehen. (dpa/HA)