Der 1. FC Köln ist nach einer chaotischen und schlimmen Saison zum fünften Mal aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen. Für Lukas Podolski war es der schwärzeste Moment seiner Karriere.

Köln. Nach dem Abschied mit dem Abstieg flüchtete die Kölner Fan-Ikone Lukas Podolski vor dem FC-Mob: Die dicke, pechschwarze Rauchwolke hinter dem Tor verhieß nichts Gutes, und so nahm Podolski wie alle anderen Spieler nach dem vorzeitigen Schlusspfiff von Schiedsrichter Florian Meyer die Beine in die Hand und sprintete schnurstracks in die Kabine. Es waren schlimme letzte Sekunden für Podolski im geliebten Trikot mit dem Geißbock, und so war der Nationalspieler nach dem 1:4 (0:1) gegen Bayern München auch untröstlich. "Das ist der bitterste Moment meiner Karriere“, sagte der zum FC Arsenal wechselnde Stürmer. Und man spürte, dass er es so meinte.

Für Podolski, dessen Rückennummer 10 der FC bis zum Karriereende des "Prinzen“ nicht mehr vergeben wird, war es schon der dritte Abstieg mit seinem FC, zum zweiten Mal verabschiedet er sich danach. Und während auf dem Spielfeld eine Hundertschaft der Polizei die aufgebrachten FC-Fans nach dem schon fünften Abstieg seit 1998 in Schach hielt, sah man in den Katakomben nur noch leere Gesichter.

"Das ist ein ganz bitterer und schwarzer Tag. Und es ist ein brutal unnötiger Abstieg“, sagte Interimstrainer Frank Schaefer, der mit nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen den Absturz nicht vermeiden konnte und nun in anderer Funktion im Klub bleibt. "Diese Mannschaft hätte, wenn sie funktioniert hätte und gut ausbalanciert gewesen wäre, das Potenzial gehabt, den Abstieg aber auch ganz klar zu vermeiden“, sagte er.

Was Schaefer meinte, aber nicht sagte: Die Mannschaft war ein zerrissener Haufen ohne Moral, der als Altlast von Trainer Stale Solbakken zudem körperlich kein Bundesliga-Niveau besaß. "Es ist wichtig, dass diese Mannschaft ein neues Gesicht bekommt“, sagte Schaefer.

"Kein Abstieg war so unnötig wie dieser“, meinte auch Claus Horstmann. Der Geschäftsführer schloss einen Rücktritt zwar aus, erklärte aber selbstkritisch: "Vor allem in der Rückrunde haben wir auf und neben Platz leider die Performance eines Absteigers gezeigt. Es gab zu viel Unruhe, in vielen Fällen selbstgemacht.“ Ein halbes Jahr kein Präsident, seit März kein Sportdirektor, zahlreiche Skandale durch Hooligans, unzählige Peinlichkeiten der Profis neben der Platz - so unnötig dieser Abstieg des ersten Bundesliga-Meister sicher war, so verdient und folgerichtig war er auch.

Das empfand auch Bayern-Coach Jupp Heynckes so. Der Gentleman unter den Bundesliga-Trainern zeigte offen sein Mitleid, äußerte aber auch nie gekannte Kritik am Gegner. "Man muss eine moralisch starke Mannschaft haben, das war heute sicher nicht der Fall“, sagte "Don Jupp“ und ergänzte mit Blick auf den Kölner Publikumsliebling der 60er: "Ich habe immer Hans Schäfer bewundert. Einen Spieler, der vorneweg geht und die Ärmel hochkrempelt. Das ist etwas, was ich beim 1. FC Köln heute nicht gesehen habe.“

Durch die Blume sicher auch eine deutliche Kritik am vor dem Spiel so feierlich und tränenreich verabschiedeten Podolski, auch wenn dieser von Magen-Darm-Problemen geschwächt ins Spiel gegangen war. Die Frage, ob ihn die mangelnde Gegenwehr der Kölner in diesem so wichtigen Spiel gewundert habe, verneinte Heynckes: "Ich habe noch das Spiel gegen Dortmund vor Augen.“ Gegen den Meister hatte sich der FC Ende März sogar mit 1:6 im eigenen Stadion abschießen lassen.

Wie es mit dem FC nun weitergeht ist völlig offen. Der Klub hat keinen Trainer, keinen Sportdirektor. Der bisher einzige Neuzugang, Assani Lukimya von Fortuna Düsseldorf, wird nach dem Abstieg abspringen. Das so guten Mutes angetretene neue Präsidium wurde im ersten Heimspiel nach seiner Wahl gleich Zeuge des Abstiegs.

"Das ist ein harter Schlag für uns. Die Bitterkeit dieses schwarzen Sonnabends müssen wir erst mal verdauen, dann werden wir mit dem Gesellschafterausschuss die weiteren Schritte beraten“, sagte Präsident Werner Spinner, der auch die nur von der Polizei verhinderte Eskalation geißelte: "Was nach dem Spiel passiert ist, ist nicht zu akzeptieren. Wir müssen die Gewalt aus dem Stadion kriegen.“

Es ist nur eine der vielen Baustellen des FC. Und so war das Fazit von Schaefer das passendste: "Diese schwarzen Rauchschwaden nach dem Spiel hatten absolute Symbolkraft.“