Heute beginnt in Stockholm und Helsinki die Eishockey-WM. Das Team mit dem Hamburger Christoph Schubert startet gegen Italien

Hamburg. Am vergangenen Wochenende war Christoph Schubert als Psychologe gefragt. Der Kapitän der Hamburg Freezers musste seinem Teamkollegen Jerome Flaake Trost zusprechen, nachdem dieser aus dem deutschen Aufgebot für die Eishockey-Weltmeisterschaft in Schweden und Finnland, die heute beginnt, gestrichen worden war. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich nicht verrückt machen soll. Jerome ist doch erst 22, er wird noch so viele Turniere spielen", so der 30-Jährige.

Schubert hat gut reden, könnte man meinen. Für den gebürtigen Münchner sind es die sechsten Welttitelkämpfe, er hat mehr als 300-mal in Nordamerikas NHL gespielt. Der bullige Abwehrspieler hat jedoch den Ruf, sich um seine Mitspieler zu kümmern, Anteil zu nehmen, sich einzusetzen - eine Aufgabe, die er auch bei den Freezers erfüllt.

Beim Slovakia-Cup in Bratislava, der WM-Generalprobe am vergangenen Wochenende, hatte Bundestrainer Jakob Koelliker jeden Spieler zum Einzelgespräch gebeten. Schubert beschreibt seine Aufgabe: "Ich soll mich vor allem um die Jungen im Team kümmern, sie anführen und ihnen helfen. Köbi hat gesagt, dass er von mir genau das erwartet, was ich in Hamburg auch tue." Schubert muss sich also lediglich sportlich umstellen, an stärkere Mitspieler gewöhnen. Ansonsten soll er das einbringen, was ihn für die Freezers unverzichtbar macht.

Wenn die WM für Deutschland heute (12.15 Uhr/Sport 1) gegen Italien beginnt, wird sich auch bei Schubert vor dem ersten Bully ein Gefühl der Anspannung breitmachen. "Diese Nervosität vor dem ersten Spiel werde ich wohl auch nach 20 Profijahren nicht verlieren", sagt er. Es hängt einiges ab von dieser richtungweisenden Partie. Zwar verzeiht der neue Modus (siehe Text unten) unerwartete Niederlagen eher, dennoch gelten die Italiener als ein Gegner, den ein Team mit Ambitionen besiegen muss. Und als solches sehen sich die Deutschen nach Platz vier bei der Heim-WM 2010 und dem siebten Rang im Vorjahr allemal.

Koelliker, den der Deutsche Eishockey-Bund nach der WM als Sportdirektor halten möchte, redet offen vom Titelgewinn. Seine Spieler haben sich als Ziel die direkte Qualifikation für die Winterspiele 2014 in Sotschi gesetzt. Ein Platz unter den besten neun der Weltrangliste würde reichen. Deutschland, derzeit Achter, könnte mit dem Viertelfinaleinzug das Olympiaticket lösen. "Wenn wir das schaffen, wäre nach oben alles offen", glaubt Schubert.

Er setzt auf Schweden als Weltmeister. Der Heimvorteil könne die Skandinavier zum Titel tragen. Vor seinem Wechsel nach Hamburg im Winter 2010 hatte der Bayer ein halbes Jahr bei Västra Frölunda in Göteborg die schwedische Eishockey-Begeisterung erlebt. Mit Alexander Barta, seinem Vorgänger als Freezers-Kapitän, der jetzt in Schweden spielt, hat er darüber viel geredet. Die beiden teilen nicht nur ein Zimmer, sondern auch die Vorliebe für die Gastgeber. Es sei denn, im Finale ginge es gegen Deutschland. "Dann", sagt Schubert, "wollen wir die schwedischen Fans leiden sehen!"