Boxprofi Ola Afolabi trainiert jetzt mit Weltmeister-Macher Fritz Sdunek und gibt sich geläutert

Hamburg. "Versagen ist keine Option", so steht es in englischer Sprache auf dem T-Shirt, das Ola Afolabi im Training trägt. Wollte man ganz korrekt sein, so müsste man dem Spruch das Wort "mehr" anfügen, denn der Boxprofi hat in seiner Karriere schon einige Chancen liegen gelassen, teils ausUnvermögen, teils jedoch auch wegen purer Faulheit. Doch nun, wenige Tage vor dem Showdown in Erfurt mit WBO-Cruisergewichtschampion Marco Huck (Sa, 22.35 Uhr/ARD), ist man in Afolabis Lager bemüht, den 32-Jährigen als geläutert zu verkaufen. Als einen, der aus der Vergangenheit gelernt hat und der endlich bereit ist, sein fraglos großes Talent in Titel umzumünzen.

Der Sohn nigerianischer Eltern wuchs in London mit acht Brüdern auf und lernte auf der Straße, seine Fäuste zu benutzen. Als Teenager zog er nach Kalifornien, im Alter von 22 Jahren wurde er dort Boxprofi. Doch wie sein Training aussah, hat er selbst jüngst drastisch beschrieben: "Sechs Sit-ups, drei Cheeseburger - und immer den Mädchen hinterherlaufen!" Nur seinem Talent war es also zu verdanken, dass er es trotzdem bis zum WM-Kampf brachte. Am 5. Dezember 2009 unterlag er in Ludwigsburg dem Mann, an dem er Sonnabend Revanche nehmen will, nach Punkten. In Runde fünf hatte er Huck angeschlagen, sein Phlegma verhinderte das notwendige Nachsetzen.

Dennoch war die zweite und bislang letzte Niederlage seiner Karriere der Startschuss in ein neues Leben. Tom Loeffler, Geschäftsführer von K 2, der Promotionfirma der Klitschko-Brüder, erkannte das Talent des Briten - und die Notwendigkeit, ihm einen starken Coach zur Seite zu stellen. Afolabi unterschrieb bei K 2 und arbeitet seitdem mit Weltmeistermacher Fritz Sdunek zusammen - eine Entscheidung, die ihn sportlich auf ein Level brachte, das er nicht für möglich gehalten hatte. "Fritz hat mich zu einem kompletten Kämpfer gemacht", sagt er.

Sdunek hat seitdem nicht immer leichtes Spiel gehabt. "Ola hat früher ohne Linie geboxt, er hat nicht viel Lust auf zielgerichtetes Training gehabt", erinnert sich der 65-Jährige. Anfang des Jahres, im Trainingslager in Österreich, gab es ein langes Gespräch zwischen Coach und Boxer, in dem Sdunek mit Trennung drohte, sollte der Sportler nicht endlich ernsthaft mitziehen.

Als Konsequenz machte Afolabi Anfang März gegen den Russen Waleri Brudow den besten Kampf seiner Karriere - und verdiente sich damit nicht nur das Vertrauen seines Trainers, sondern auch die neue Chance gegen Huck. Dennoch bringt sein Leichtsinn, den Afolabi seinem afrikanischen Temperament zuschreibt, Sdunek bisweilen auf die Palme; so wie vorige Woche, als er im Sparring in Hamburg gegen den Profineuling Noel Gevor schlecht aussah.

Dass in Erfurt ein anderer Kampf ansteht als vor zweieinhalb Jahren, davon sind alle überzeugt. Und das nicht nur, weil Huck nach seinem Ausflug ins Schwergewicht Probleme mit dem Erreichen des Cruiserlimits (90,7 kg) nachgesagt werden. "Wir beide haben uns weiterentwickelt, aber ich habe viel mehr dazugelernt", sagt Afolabi. "Deshalb glaube ich, dass Marco eine Kanone braucht, um mich zu stoppen."