Oen ist am Montagabend im Alter von nur 26 Jahren im Höhen-Trainingslager im US-Bundestaat Arizona gestorben. “Wir sind alle unter Schock“.

Flagstaff. Die Schwimm-Welt steht unter Schock: Weltmeister Alexander Dale Oen ist offenbar nach einer Herzattacke während eines Höhentrainingslagers in Flagstaff/Arizona gestorben. Der erst 26 Jahre alte Weltklasseschwimmer war am Montagabend (Ortszeit) nach seinem Zusammenbruch in seinem Badezimmer umgehend ins Krankenhaus gebracht worden, wo anschließend nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. Das gab der norwegische Verbandspräsident Per Rune Eknes am Dienstag bekannt. Eine Krankenhaussprecherin bestätige den Tod, gab jedoch keine Details bekannt.

„Wir sind alle unter Schock“, sagte Norwegens Trainer Peter Loevberg: „Dies ist eine erschütternde Erfahrung für das ganze Team hier. Unsere Gedanken gehen in erster Linie zu Alexanders Familie, die ihn viel zu früh verloren hat.“

Dale Oen, der sich mit der norwegischen Nationalmannschaft zum Höhentraining drei Wochen in den USA aufgehalten hatte, soll am Montag nur ein leichtes Training absolviert und eine Golfrunde gespielt haben. Die Sportlerkollegen wurden unruhig, als er am Abend ungewöhnlich lange unter der Dusche stand. Als sie daraufhin das Hotelzimmer öffneten, fanden sie Dale Oen bewusstlos im Badezimmer vor. Mannschaftsarzt Ola Roensen begann sofort mit der Reanimation. „Wir haben alles versucht. Es ist so unendlich traurig, dass wir ihn nicht wiederbeleben konnte“, sagte Roensen: „Es ist schwer zu akzeptieren.“

Dale Oen galt als einer der größten Hoffnungen im norwegischen Team für die Olympischen Spiele in London. Vor vier Jahren in Peking war er zu Silber geschwommen. Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Schanghai hatte er die 100 Meter Brust gewonnen. Es war das erste WM-Gold von Norwegen im Schwimmen überhaupt. Dale Oen hatte seinen Titel den Opfern der wenige Tage zuvor verübten Anschläge des Rechtsextremisten Anders Breivik in seiner Heimat gewidmet.

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg erklärte per Twitter-Mitteilung: „Alexander Dale Oen war ein großer Spitzensportler aus einem kleinen Land. Meine Gedanken gehen an seine Familie und seine Freunde.„ Oens Trainer Stig Leganger-Hansen meinte in „Bergens Tidende“ zum Tod seines Sportlers: „Das hier ist völlig unfassbar. Er war so ein wunderbarer, warmherziger Mensch. Der Sport ist in diesem Moment völlig egal.“ Norwegens alpines Ski-Ass Aksel Lund Svindal twitterte: „Es fühlt sich irreal an, dass Alexander Dale Oen nicht länger unter uns ist.“

Oen hatte in den vergangenen Wochen über Schulterschmerzen geklagt, sich aber nach Behandlung mit Cortison in den USA optimistisch gezeigt. Norwegens Team-Trainer Petter Løvberg hatte vor dem schockierenden Todesfall erklärt, dass Oen ausgeprägten Ehrgeiz beim Training gezeigt habe: „Wir sehen, dass Alexander gerne ausgesprochen kräftig zur Sache gehen will. Aber wir bitten ihn, Geduld zu zeigen. Wir wollen kein Risiko eingehen.“

In den vergangenen Wochen hatten zwei ähnliche Fälle bei Leistungssportlern für Bestürzung gesorgt. Der englische Fußballprofi Fabrice Muamba war am 17. März nach einem Herzstillstand bei einem FA-Cup-Spiel seines Klubs Bolton Wanderers 78 Minuten ohne Herzschlag gewesen, überlebte aber und ist mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Am 14. April verstarb Piermario Morosini vom italienischen Fußball-Zweitligisten Pescara Calcio nach einer Herzattacke während eines Ligaspiels.

Mit Material von dpa und dapd