Im Testspiel gegen Uruguay zog sich Miroslav Klose eine Rippenprellung zu. Bundestrainer Löw erwägt Nachnominierung, Gomez ist nun gesetzt.

Frankfurt/München. Torjäger Miroslav Klose fällt für die EM-Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Freitag in Österreich (20.30 Uhr) und vier Tage später in Aserbaidschan (19.00 MESZ/beide im Liveticker auf abendblatt.de) aus. Der 109-malige Nationalspieler erlitt am Sonntag beim 2:1 der DFB-Auswahl im Benefizspiel gegen Uruguay in Sinsheim eine schmerzhafte Rippenprellung, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montag mitteilte.

Bereits unmittelbar nach dem Abpfiff hatte der Stürmer von Bayern München über starke Beschwerden geklagt, am Montagmorgen wurde eine Kernspintomografie in München durchgeführt. Bei der Untersuchung ergab sich, dass der 32-Jährige in den kommenden Tagen mit dem Training aussetzen muss und daher für die letzten beiden Länderspiele in dieser Saison nicht zur Verfügung steht.

„Es ist bedauerlich, dass Miro ausfällt. Bei unseren Planungen für diese Begegnungen hat er gemeinsam mit Mario Gomez im Sturm eine wichtige Rolle gespielt. Wir wünschen Miro einen guten und schnellen Heilungsverlauf. Über eine Nachnominierung werden wir uns Gedanken machen“, sagte Joachim Löw nach dem Ausfall seines erfolgreichsten Torschützen. Dem Bundestrainer steht in Bundesliga-Torschützenkönig Gomez, der gegen Uruguay begonnen und das 1:0 erzielt hatte, nur noch ein echter Stürmer zur Verfügung.

Fraglich ist auch noch der Einsatz von Sami Khedira. „Ich bin guten Mutes und habe große Lust, nach der langen Pause nochmals zwei wichtige Spiele zu bestreiten. Aber wir müssen auch sehr vorsichtig sein. Eine Muskelverletzung birgt viele Risiken“, sagte der Mittelfeldspieler von Real Madrid dem kicker (Montagausgabe).

Wegen eines Muskelbündelrisses im Adduktorenbereich konnte Khedira nicht am Benefizspiel der DFB-Auswahl am Sonntag in Sinsheim gegen Uruguay (2:1) teilnehmen. Der 24-Jährige absolvierte seit dem Treffen der Nationalelf am Freitag in Frankfurt/Main nur individuelles Training. Löw hofft aber, dass er gegen Österreich im defensiven Mittelfeld wieder auf Khedira zurückgreifen kann.

Der frühere Stuttgarter sieht die deutsche Mannschaft schon bei der EM-Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine auf Augenhöhe mit dem Welt- und Europameister Spanien. „Wir sind definitiv reif für den Titel. Wir haben eine sehr gute Mischung, wir spielen seit einem Jahr in dieser Formation zusammen. Wenn wir diesen Weg weitergehen, können wir den Pott in den Händen halten“, sagte er.

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Ein Appetitanreger mit kleinen Schwächen

Der Termin war denkbar gemein angesetzt. Am Tag nach dem glanzvollen Endspiel in der Champions League musste die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Uruguay antreten - und dann noch in der Kraichgauer Provinz. Ein Benefizspiel, das zwar über vier Millionen Euro in die Kassen der Stiftungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) spülte, aber auch an das WM-Spiel um Platz drei in Port Elizabeth vor einem Jahr erinnerte: an die Begegnung der Frustrierten, der Halbfinalverlierer. Und nun, so war zu befürchten, würde die spanische Dominanz, die Barcelonas Spieler zelebriert hatten, erneut den Abstand zum DFB-Team verdeutlichen.

Was dann Joachim Löws Mannschaft im Test vor den EM-Qualifikationsspielen gegen Österreich (3. Juni) und Aserbaidschan (7. Juni) zeigte, entpuppte sich zumindest in der ersten Hälfte als Appetitanreger, bestätigte später allerdings auch die grundsätzlichen Befürchtungen. Die verletzungsbedingt geschwächte DFB-Elf spielte - womöglich inspiriert vom Auftritt Barcelonas - lustvoll auf und siegte verdient mit 2:1. Sie konnte aber einige Schwächen nicht verbergen.

Schon nach 45 Minuten stand es 2:0 nach Toren von Mario Gomez (20.) und André Schürrle (35.). Dies war das Resultat eines in dieser Güte nicht zu erwartenden Offensivschwungs. Dass ausgerechnet Gomez traf, dürfte die Diskussionen um den Stammplatz im Sturmzentrum weiter befeuern, schließlich konnte der Münchner seinen Torlauf - in der Bundesliga holte er sich mit 28 Treffern erstmals den Titel des Torschützenkönigs - halten. Miroslav Klose wiederum, der in der Liga nur zu einem Treffer gekommen war, muss auf die Treue des Bundestrainers setzen, die nicht unberechtigt ist, erzielte doch Klose, der diesmal keine Akzente setzen konnte, während der EM-Qualifikation bisher acht Tore.

Vor der Begegnung hatte Löw seine Ziele klar formuliert: Die Zeit ist reif für den nächsten Titel seit dem EM-Gewinn 1996 in England. Soll dieses Unterfangen gelingen, muss er seiner Defensive aber erheblich mehr Stabilität verleihen. Zwischen dem neu formierten zentralen Verbund mit den beiden Innenverteidigern Mats Hummels und dem "ewigen" Arne Friedrich sowie Simon Rolfes und Toni Kroos vor der Abwehr taten sich mehr als einmal große Lücken auf. Die größte Chance der Uruguayer zum möglichen 1:1 vergab Edison Cavani (30.). Auf der umkämpften Linksverteidiger-Position konnte Marcel Schmelzer, der sich sogar einen Beinschuss von Suarez gefallen lassen musste, keine Pluspunkte sammeln. HSV-Profi Dennis Aogo darf weiter auf einen Startplatz gegen Österreich hoffen, obwohl er gestern nicht zum Einsatz kam. In Zukunft könnte ihm aber Philipp Lahm die linke Seite streitig machen, da der DFB-Kapitän auch bei seinem Klub Bayern München nach der Verpflichtung des Brasilianers Rafinha wieder auf diese zurückkehren wird.

Dass die überschwängliche Stimmung in Sinsheim nach dem Wiederanpfiff immer mehr abflachte, lag einerseits an Gargano, der eine erneute Unkonzentriertheit der deutschen Abwehr ausnutzte und beim 1:2 (48.) auch Torwart Manuel Neuer unglücklich aussehen ließ. Zweitens litt der Spielfluss sichtlich nach den vielen Wechseln, Löws Team drosselte zudem deutlich das Tempo, die Südamerikaner passten sich dem stetig sinkenden Niveau an.

"Das Spiel war dennoch sehr gut, um sich Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben zu holen", sagte Torschütze Schürrle. In den kommenden drei Tagen wird sich die DFB-Auswahl nun in Frankfurt am Main auf die Partie gegen Österreich vorbereiten. Am Donnerstag fliegt das Team nach Wien.

Deutschland: Neuer - Lahm (67. Höwedes), Friedrich (67. Badstuber), Hummels, Schmelzer - Kroos (79. Träsch), Rolfes - Müller (79. Götze), Özil (46. Klose), Schürrle (58. Podolski) - Gomez.

Uruguay: Muslera - M. Pereira, Lugano, Godin, Caceres - Gargano (87. Abreu), Rios (76. Eguren), A. Pereira (56. Ramirez) - Forlan - Suarez, Cavani.

Tore: 1:0 Gomez (20.), 2:0 Schürrle (35.), 2:1 Gargano (48.). Schiedsrichter: Benquerenta (Portugal). Zuschauer: 25 655 (ausverkauft)