Unter der Rubrik Berufswunsch hat Wolff-Christoph Fuß schon als Kind "Sportreporter" ins Poesiealbum eines Mitschülers geschrieben. Ob er damals ahnte, dass für ihn die weltlichen Verlockungen zu groß sein würden, um selbst ein gefeierter Profifußballer werden zu können? Als Kicker schaffte es der gebürtige Hesse nur bis zur Bezirksliga, in seinem Job jedoch bis in die Champions League: Heute, am Sonnabend, darf der 34-Jährige für Sat.1 das Finale zwischen Manchester United und dem FC Barcelona kommentieren. "Ich sitze auf dem besten Platz im Wembleystadion und bekomme Kohle für das, was ich als Sportbegeisterter verzapfe. Das empfinde ich als Privileg."

Damit das europäische Finale zu einem (Fuß-)Ballfest wird, hat Authentizität Priorität: "Den Zuschauern etwas verkaufen zu wollen bringt nichts. Ich bin zu Gast in Millionen von Wohnzimmern und habe 90 Minuten Zeit, Sympathiepunkte zu sammeln. Wenn Emotionen aufgesetzt oder Analysen gestelzt sind, treten sie dir die Kiste ein." Sein Manuskript mit Fakten und Zahlen umfasst zwar 120 Seiten, mit vorgefertigten Phrasen würde sich Fuß jedoch nie auf die Tribüne setzen. Als 23. Mann fühlt sich Fuß als einer, der ebenso angreifbar ist wie die Darsteller auf dem Rasen - und auch angegriffen wird: "Jeder der 14 Millionen TV-Zuschauer ist selbst ein Experte. Alle wirst du nie kriegen in meinem Metier. Wer 50 Prozent erreicht, hat viel erreicht."