Oklahoma City. Er ist in der Form seines Lebens: Der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki verblüfft alle. Unfassbar, unschlagbar, unübertroffen - das sind die Schlagworte, mit denen Nowitzki derzeit in Verbindung gebracht wird. Das «Monster» Dirk Nowitzki bastelt weiter an seinem großen Traum, die Dallas Mavericks trennt nur noch ein Sieg vom NBA-Finale und den Beobachtern gehen langsam die Superlative aus. «Dirk, du bist der beste Spieler dieser Play-offs», sagte NBA-Legende Magic Johnson nach dem 112:105 der Mavericks in der Verlängerung des vierten Halbfinales bei Oklahoma City Thunder: «So eine Leistung habe ich noch nie gesehen.»

Als «Monster» bezeichneten die Dallas Morning News den deutschen Nationalspieler, der in der Schlussphase eines schon verloren geglaubten Spiels mit unwiderstehlicher Urgewalt durch die gegnerischen Reihen pflügte. Mit zwei verwandelten Freiwürfen rettete «The Dirkster» seine Mavericks 6,4 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung. «Es war eigentlich schon vorbei. Wenn wir noch einmal Mist gebaut, noch einen Offensiv-Rebound abgegeben hätten, wäre es aus gewesen», sagte der Held des Abends, der insgesamt 40 Punkte zum Sieg beisteuerte.

Mit 12 der letzten 15 Dallas-Punkte führte Nowitzki im Alleingang eine der größten Aufholjagden in der Play-off-Geschichte der NBA an - und war nach dem nervenaufreibenden Sieg völlig aufgewühlt: «Ich kann mich nicht daran erinnern, in den letzten Minuten einen geplanten Spielzug gespielt zu haben. Wir sind einfach nach vorne gelaufen und haben frei gespielt.» Es sei eines der besten Comebacks gewesen, an das er selbst sich erinnern könne: «Und das in einem so wichtigen Spiel.»

Nowitzki will ihn endlich abschütteln, den Albtraum von 2006, als die Mavericks in der NBA-Finalserie gegen die Miami Heat sang- und klanglos untergingen. Er könnte schon bald Gelegenheit zur ganz großen Revanche bekommen, denn Miami und die Chicago Bulls ermitteln den zweiten Finalisten.

Mavericks-Besitzer Mark Cuban sprang wie ein Derwisch hinter der Bank auf und ab, als seine Mannschaft in der Verlängerung nach zwei Nowitzki-Freiwürfen erstmals im gesamten Spiel in Führung ging. Wenige Minuten später streckte Guard Jason Terry noch vor dem Abpfiff einen Finger in die Luft und brüllte: «Noch ein Sieg, noch ein Sieg.» Wie gelähmt schienen die Spieler der Thunder, ihr Superstar Kevin Durant stolperte mit bleiernen Beinen über das Parkett, konsterniert, überfordert, atemlos angesichts des Phänomens namens Nowitzki.

Auch der Coach der Thunder wirkte nach dem Spiel ratlos. «Er hat einen schweren Dreier reingemacht, das können wir nicht verteidigen. Er hat einen Wurf reingemacht, obwohl er vom falschen Fuß abgesprungen ist, einen anderen, obwohl wir ihn doppelt verteidigt haben. Das war sensationell. Er hat einfach alles an sich gerissen, das ist ohne Worte», sagte Scott Brooks.

Erst acht Teams haben in der NBA-Geschichte einen 1:3-Rückstand in einer Play-off-Serie noch gedreht, die Mavericks stehen also mit mehr als einem Bein im Finale. Wenngleich das Team davon noch nichts wissen möchte. «Wir haben hart gearbeitet, um diese beiden Auswärtsspiele zu gewinnen. Aber wir wissen, dass das keine Garantie für irgendetwas ist. Beim letzten Mal haben sie auch in unserer Halle gewonnen», sagte Dallas-Coach Rick Carlisle.

Doch angesichts der bisherigen Leistungen und der beeindruckenden Form ihres deutschen «Monsters» ist ein Finaleinzug für die Mavericks schon deutlich mehr als nur wahrscheinlich. Schon am Mittwoch könnte es in Spiel fünf für Nowitziki und Co. vor heimischem Publikum soweit sein.

Das dritte Spiel: Dallas siegt 93:87

Der Traum vom Titel lebt: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA wieder Finalkurs eingeschlagen. Die Texaner machten ihre Heimpleite vom Donnerstag wett und gingen durch einen 93:87-Erfolg in Spiel drei bei den Oklahoma City Thunder in der Endspielserie der Western Conference (best of seven) mit 2:1 in Führung.

Der Schlüssel zum Erfolg war diesmal die stark verbesserte Defensive. "Wir wollten aggressiver verteidigen und es Oklahoma schwer machen", sagte Nowitzki nach der Partie. Die Statistik gab dem gebürtigen Würzburger recht: "Solch ein offensiv-orientiertes Team wie Oklahoma zu Hause nur 36 Prozent der Würfe treffen zu lassen, ist schon sehr gut." Nowitzki hatte zwar nicht seinen besten Tag, war mit 18 Punkten wie Shawn Marrion aber immer noch bester Werfer der "Mavs". Der deutsche Nationalspieler glänzte einmal mehr im letzten Viertel: Hatte er in den ersten drei Durchgängen zusammen gerade acht Punkte erzielt, steuerte er im letzten Abschnitt zehn Zähler bei und hielt Thunder so auf Abstand.

Sollte Dallas auch die vierte Begegnung heute in Oklahoma gewinnen, hätte die Mannschaft von Trainer Rick Carlisle zwei Tage später in eigener Halle bereits den ersten Matchball zum Einzug ins Finale gegen den Besten aus dem Osten. Hier stand es zwischen Rekordmeister Boston Celtics und den Miami Heat 1:1.