Nationaltorwart Neuer will gegen den Angreifer nicht vorgehen. Schalke-Boss Clemens Tönnies sagt im Wechsel-Poker: “Ich kann ihn nicht verkaufen.“

Gelsenkirchen/München. Nationaltorwart Manuel Neuer von DFB-Pokalsieger Schalke 04 verzichtet nach dem Ohrfeigen-Eklat beim Autokorso am Sonntag in Gelsenkirchen auf eine Anzeige gegen den Angreifer. "Für mich ist das Thema erledigt“, sagte der 25-Jährige der "Bild"-Zeitung. Neuer kennt den Mann, der ihm am Sonntagnachmittag bei der Fahrt im Cabrio nach der Rückkehr vom 5:0-Pokaltriumph gegen den MSV Duisburg eine Ohrfeige verpasst hatte.

"Ich habe ihn sofort erkannt, als ich ihn am Straßenrand gesehen habe. Er war mir gegenüber total aggressiv, hat mich übelst beleidigt. Ich wollte ihn beruhigen, die Situation entschärfen“, äußerte Neuer, der sogar deeskalierend auf den Fan einzuwirken versuchte: "Deshalb habe ich versucht, seine Wange zu tätscheln und zu ihm gesagt: ’Junge hör’ doch auf mit dem Unsinn. Es ist alles gut, wir sind Pokalsieger. Lass uns feiern!’ Dann hat er mir auch schon die Ohrfeige verpasst.“

Der Mann, der sich nach der Ohrfeige offenbar aus dem Staub machte, soll den Kapitän bereits in der vergangenen Woche beim Training beschimpft und beleidigt haben. Neuer: "Da fielen Sachen wie ’scheiß Bayern’. Ich habe das aber nicht weiter ernst genommen.“

Im Transferpoker um den Nationaltorhüter kündigte Schalke indes eine schnelle Lösung an. Die Königsblauen wollen den 25-Jährigen allerdings nicht kampflos zu Bayern München ziehen lassen. "Ich kann Manuel Neuer nicht verkaufen - und Schalke muss ihn auch nicht verkaufen“, sagte Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies der "Bild“-Zeitung: "Allerdings wollen wir das Thema nicht noch wochenlang köcheln lassen.“

Schalke will Neuer, dessen Wechsel zum deutschen Rekordmeister zuletzt eigentlich nur noch als Formsache galt, wohl mit einem neuen Angebot zum Bleiben überreden. Der bis 2012 laufende Vertrag Neuers soll durch einen neuen Vierjahresvertrag bis 2015 abgelöst werden. Sieben Millionen Euro Gehalt soll das Schalker Idol pro Jahr beziehen. Zudem soll in den Kontrakt eine Ausstiegsklausel nach zwei Jahren eingearbeitet werden, die Neuer 2013 einen Wechsel zu den Bayern ermöglichen würde. Bereits nach dem Pokalerfolg der Schalker hatte Tönnies angekündigt, Neuer "den Bayern noch aus dem Rachen reißen“ zu wollen. Sollte der Keeper dem neuen Vertrag nicht zustimmen, denken Schalkes Bosse wohl auch drüber nach, den Torhüter bis 2012 zu halten und dann ablösefrei ziehen zu lassen.

Trotz der Kampfansage aus Gelsenkirchen bangt Bayern Münchens Vorstandsetage nicht um die geplante Verpflichtung Neuers in diesem Sommer. "Ich bin überzeugt, dass sich Schalke 04 an die getroffene Vereinbarung, die wir per Handschlag besiegelt haben, halten wird“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge und schickte noch einen Seitenhieb nach Westfalen: "Ich kenne die Vertreter von Schalke 04 nur als Ehrenmänner und seriöse Kaufleute, so wie wir es auch sind.“ Bereits vor zwei Wochen hatten sich die Bosse beider Vereine bei einem Treffen in Berlin auf die Modalitäten des Transfers im Sommer 2011 verständigt. (dapd/sid)