Vor den French Open siegen Petkovic in Straßburg und das Herrenteam in Düsseldorf

Paris. Julia Görges hat dem deutschen Tennis einen gelungenen Auftakt in die French Open beschert. Die Weltranglisten-18. aus Bad Oldesloe besiegte gestern auf dem Centre-Court die Französin Mathilde Johansson mit 6:1 und 6:4. Die 22-Jährige musste lediglich im zweiten Satz kurz zittern, als sie ein Break zum 1:2 kassierte. Anschließend fand sie jedoch zu ihrem souveränen, druckvollen Spiel zurück und verwandelte nach 1:28 Stunden ihren ersten Matchball. Nächste Gegnerin ist die Tschechin Lucie Safarova. Anschließend zog auch Mona Barthel (Neumünster) bei ihrem Grand-Slam-Debüt in die zweite Runde ein. Die 20-jährige Qualifikantin gewann gegen die Österreicherin Sybille Bammer mit 6:1, 6:4 und feierte damit den größten Erfolg ihrer jungen Karriere.

So gelungen wie der Auftakt war, so groß ist auch die Hoffnung aus deutscher Sicht, dass von den 21 Profis wenigstens zwei Damen die zweite Woche erreichen. Neben Görges zählt vor allem Andrea Petkovic zum erweiterten Favoritenkreis. Die eloquente Darmstädterin setzt für den maximalen Erfolg momentan auf die Politik der minimalen Kommunikation. Und das Ergebnis spricht für sich: Durch den Finalsieg in Straßburg nach der verletzungsbedingten Aufgabe der Französin Marion Bartoli beim Stand von 6:4 und 1:0 wird Petkovic als Weltranglisten-Zwölfte am Bois de Boulogne aufschlagen. "Jetzt freue ich mich auf Paris. Denn im Endspiel von Straßburg habe ich lange das bisher beste Sandplatztennis in dieser Saison gespielt. Und ich konnte Kräfte sparen", sagte sie. wohl wissend, dass sie nach ihrem Sprung in der Rangliste weiter auf den Spuren von Steffi Graf wandelt. Platz zwölf ist die beste Platzierung einer Deutschen seit dem 13. August 1999, als Graf als Nummer drei zurücktrat. Um vielleicht schon auf der roten Asche von Roland Garros die Top Ten zu knacken, beißt sich Petkovic derzeit schweren Herzens auf die Zunge und vermeidet ausschweifende Antworten. Auch auf Anraten ihres Mentaltrainers Holger Fischer. "Ich habe lange mit Holger gesprochen. Wir sind übereingekommen, dass ich vor meinem ersten Einsatz bei den French Open keine langen Interviews gebe", sagte die 23-Jährige, die in der Auftaktrunde morgen auf die Serbin Bojana Jovanovski trifft.

Bei ihrem kleinen Schweigegelübde wird Petkovic, die in einer Werbekampagne der Spielerinnengewerkschaft WTA als wilde Kriegerin posiert, auch von Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner unterstützt. "Ich habe Andy geraten, in sich hineinzuhören. Abzutauchen ist auch mal gut", erklärte Rittner. Wie die Medienmaschinerie nach den ersten großen Erfolgen funktioniert, hat die Melbourne-Viertelfinalistin beim Fedcup gegen die USA (5:0) und dem folgenden Turnier in Stuttgart im April zu spüren bekommen. Der "Petko-Hype" mit unzähligen Interview-Terminen ließ eine blasse und entkräftete Hessin zurück, die sogar Pickel bekam. "Die bekomme ich sonst nie", meinte Deutschlands beste Tennisspielerin - und zog ihre Konsequenzen: "Ich habe gelernt, dass ich künftig mit meiner Energie haushalten muss."

Auch die deutschen Herren starten mit dem Rückenwind eines Erfolgs in das Pariser Großereignis. Der 2:1-Finalsieg über Argentinien beim World Team Cup in Düsseldorf könnte, so hoffte Teamchef Patrik Kühnen, eine Initialzündung für seine Spieler gewesen sein. "Dieser Titel ist etwas ganz Besonderes für uns. In diesem Team macht es einfach riesigen Spaß", sagte Philipp Kohlschreiber. Im Doppel sorgte der Augsburger zusammen mit Philipp Petzschner (Bayreuth) am Sonnabend gegen den Titelverteidiger für das 2:1 und den fünften Sieg nach 1989, 1994, 1998 und 2005. Kein anderes Land gewann im Rochusclub häufiger.

"Wir hoffen, dass wir diesen Schub mit in den Daviscup nehmen können", meinte Petzschner. Zusammen mit Kohlschreiber und Florian Mayer (Bayreuth) will er vom 8. bis 10. Juli in Stuttgart gegen Frankreich das Halbfinale erreichen. Zunächst sind aber die French Open die Bewährungsprobe.

"Es war eine super Vorbereitung auf Paris. Man hat hier Matches auf hohem Niveau und perfekte Trainingspartner im Team", sagte Kohlschreiber, der im Endspiel das Einzel gegen Juan Ignacio Chela mit 4:6, 6:7 (4:7) verlor, sich aber an der Seite von Petzschner steigerte. Das Duo gewann gegen Chela/Maximo Gonzalez mit 6:3, 7:6 (7:5). Das erste Einzel hatte Mayer gegen Juan Monaco 7:6 (7:4), 6:0 für sich entschieden. Dabei hatte er doppelten Grund zur Freude, weil er durch die drei Einzelerfolge in Düsseldorf in die Top 20 der Weltrangliste aufstieg. "Es ist ein unglaubliches Gefühl", freute sich Mayer, der schon 2005 beim letzten deutschen WM-Triumph dabei war.

Kühnen sieht das deutsche Tennis nicht nur wegen des ersten WM-Erfolges seit sechs Jahren im Aufwind. "Tennis findet schon länger in Deutschland wieder mit guten Resultaten statt", sagte er, "ich hoffe, wir nehmen den Rückenwind mit."