Der Formel-1-Weltmeister feiert in Barcelona den vierten Sieg im fünften Saisonrennen und führt souverän im Titelrennen. Schumacher Sechster

Barcelona. Flamenco? Fiesta? Nein, es gibt kein besseres und einfacheres Wort als das multilinguale "Drama" für diesen ersten Sieg von Sebastian Vettel beim Großen Preis von Spanien. Auf den Tag genau 50 Jahre nachdem Wolfgang Graf Berghe von Trips den ersten deutschen Sieg überhaupt in der Formel 1 herausgefahren hatte. Der Titelverteidiger hat damit vier von fünf Rennen in dieser Saison gewonnen, aber der Erfolg von Barcelona war der schwerste. Denn Vettel musste nicht nur gegen Lewis Hamilton im McLaren kämpfen, sondern einmal mehr auch gegen seinen störrischen Red-Bull-Rennwagen. Michael Schumacher meldete sich mit Platz sechs vor dem Mercedes-Kollegen Nico Rosberg zurück, Nick Heidfeld wurde vom letzten Startplatz aus Achter. Ein rundum ordentliches deutsches Ergebnis.

Die Duellanten Vettel und Hamilton spielen vor der Siegerehrung ihre Manöver noch einmal mit den Händen nach, der eine bescheinigt dem anderen dabei "Wahnsinn". 15 Runden Champions League, das rettet einen ansonsten eher zähen Europa-Auftakt der Formel 1. Der Titelverteidiger hat seinen Vorsprung in der WM-Wertung damit ausgebaut, führt beruhigend mit 118 Zählern vor Hamilton (77) und Mark Webber (67).

Der erste Kommentar, live aus dem Cockpit, hörte sich nach einer hessischen Interpretation der Familie Feuerstein an: "Jabbadabbadu ", gefolgt von einer Art Vettelschen Klingelton: "Ringdingding". In ganzen Sätzen klingt das dann so: "Alle haben gedacht, dass es ein Rennen zwischen mir und Mark wird, eine Red-Bull-Show. Aber so schnell können sich die Dinge ändern. Ich habe den heißen Atem von Lewis im Nacken gespürt. Dass es so eng wird, damit haben wir nicht gerechnet. Aber am Ende überwiegt die Freude."

Matador und Bulle - ohne das Wortspiel geht es nicht auf dem Circuit de Catalunya. Und schon gar nicht bei diesem Start: Mark Webber gefiel es offenbar so gut auf der ersten Poleposition der Saison, dass er einen Tick zu lange dort blieb. Innen schlüpfte Fernando Alonso vorbei, außen dann Sebastian Vettel. Und der Heppenheimer folgte dem Ferrari wie ein Schatten. Bester Starter war einmal mehr ein anderer Routinier. Michael Schumacher stieß von zehn auf sechs vor und zog auch am Mercedes-Kollegen Nico Rosberg vorbei. "Es war ein solides Rennen, da war wieder Spaß dabei", bilanzierte der Rekordweltmeister angesichts der eher dürftigen Silberpfeil-Leistung.

Trotz verstellbarer Heckflügel und Energie-Rückgewinnungssystem Kers: Barcelona machte seinem schlechten Ruf als Rennstrecke mit unsichtbarem Überholverbot alle Ehre. Doch wenigstens gibt es die Pirelli-Reifen, deren Kurzlebigkeit die Boxenstopps diktiert. So kam Sebastian Vettel in der 19. Runde an die Spitze. Er parkte früher an der Garage als die Konkurrenten, fuhr einen Wahnsinns-Umlauf, in dem er die eigene Bestzeit um Sekunden verbesserte, und fädelte sich auf seinem angestammten Platz wieder ein.

Die Reifen hielten den fünften WM-Lauf spannend. Hamilton hetzte Vettel bis zur Zielflagge, Webber und Alonso rangelten um den dritten Podestplatz. Aber mit seinem vorgeschriebenen Satz harter Reifen verlor der nur am Start gefeierte Spanier den Anschluss und fiel auf Platz fünf zurück - am Ende sogar überrundet. Dafür stürmte Reifenflüsterer Jenson Button mit einem Stopp weniger als Dritter auf das Podium.

Die Entscheidung um den Sieg sollte der letzte Reifenwechsel bringen, 17 Runden vor Schluss. Vettel bremste als Erster, Hamilton fuhr eine Runde weiter. Auch dessen Stopp war perfekt, parallel zur Boxenmauer rasten die beiden an der Haupttribüne entlang. Der eine in der Gasse, der andere auf der Piste. Als Hamilton auf die Piste bog, war Vettel gerade vorbei.

Doch der scheinbar sichere Vorsprung verflog. Red Bull hatte die Taktik im Griff, nicht aber den Zusatzschub des Kers-Systems. Denn Vettels Kers zickte. Mal funktionierte es, mal nicht. Es ist einfach zu wenig Platz im Heck des am Limit konstruierten schnellsten Autos im Feld. Aufladen, entladen, häufig reichte es nur für die Hälfte. Im direkten Duell fehlte Vettel die Extra-Kraft, zudem musste er permanent die Fahrzeugbalance am Lenkrad justieren. Hamilton tauchte fett in seinem Rückspiegel auf, kaum mehr als eine halbe Sekunde entfernt. "Da rutscht man mit abgefahrenen Reifen dann einfach nur rum", sagte Vettel. Doch er blieb vorn.

Eine Schwerstarbeit, die bei Niki Lauda Hochachtung hervorruft: "Für mich ist Sebastian das vielleicht beste Rennen seiner Karriere gefahren - auf jeden Fall aber eins der schwierigsten."

Mehr o, là, là als Olé.