So hoch wie gegen den MSV hatten in einem DFB-Pokalfinale zuletzt die “Königsblauen“ selbst gewonnen. 1972 musste Kaiserslautern dran glauben.

Berlin. Der FC Schalke 04 kann offenbar nur "hoch": Das 5:0 im DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg bedeutet die Einstellung des Rekordergebnisses aller bisherigen Endspiele. Zuletzt gewann 1972 eine Mannschaft so hoch - Sieger damals: Schalke. Mit 5:0 wurde seinerzeit der 1. FC Kaiserslautern vom Platz gefegt. Und auch beim letzten Pokaltriumph ließ sich "Königsblau" nicht lumpen. 2002 holten die Gelsenkirchener durch ein 4:2 im Finale gegen Leverkusen den Pokal in den Pott.

Mit dem Sieg gegen Duisburg hat Schalke nunmehr zum fünften Mal in seiner Vereinsgeschichte den DFB-Pokal gewonnen. Damit liegen die "Königsblauen" bei zwölf Finalteilnahmen in der Liste der Rekordpokalsieger auf dem dritten Platz hinter Werder Bremen und Rekordpokalsieger Bayern München.

Die Bayern haben bei 17 Endspielteilnahmen im DFB-Vereinspokal 15 Titel geholt. Nur zwei Finals wurden verloren: 1985 gegen Bayer Uerdingen (1:2) und 1999 gegen Werder Bremen (1:1 n.V., 4:5 i.E.).

Die Rekordsieger im DFB-Pokal:

1. Bayern München 15 Siege (bei 17 Finalteilnahmen)

2. Werder Bremen 6 (10)

3. Schalke 04 5 (12)

4. Eintracht Frankfurt 4 (6)

4. 1. FC Nürnberg 4 (6)

4. 1. FC Köln 4 (10)

7. Hamburger SV 3 (6)

7. Borussia Mönchengladbach 3 (5)

7. VfB Stuttgart 3 (5)

10. Borussia Dortmund 2 (4)

10. Dresdner SC 2 (2)

10. Fortuna Düsseldorf 2 (7)

10. 1. FC Kaiserslautern 2 (7)

10. Karlsruher SC 2 (4)

10. 1860 München 2 (2)

Die höchsten Siege in den DFB-Pokal-Endspielen:

27. Dezember 1959 in Kassel:

ETB Schwarz-Weiß Essen - Borussia Neunkirchen 5:2 (1:0). - Tore:

1:0 Rummel (25.), 2:0 Rummel (50.), 3:0 Klöckner (66.), 4:0 Trimhold (70.), 5:0 Schieth (80.), 5:1 Emser (86.), 5:2 Dörrenbächer (89.). - Zuschauer: 21.000.

14. August 1963 in Hannover:

Hamburger SV - Borussia Dortmund 3:0 (2:0). - Tore: 1:0 Uwe Seeler (30.), 2:0 Uwe Seeler (32.), 3:0 Uwe Seeler (85.). - Zuschauer: 70.000.

4. Juni 1966 in Frankfurt/Main:

Bayern München - MSV Duisburg 4:2 (1:1). - Tore: 0:1 Mielke (28. ), 1:1 Ohlhauser (31.), 2:1 Brenninger (56.), 2:2 Heidemann (72.), 3:2 Brenninger (77.), 4:2 Beckenbauer (82.). - Zuschauer: 60.000.

10. Juni 1967 in Stuttgart:

Bayern München - Hamburger SV 4:0 (1:0). - Tore: 1:0 Müller (23. ), 2:0 Ohlhauser (72.), 3:0 Müller (76.), 4:0 Brenninger (85., Foulelfmeter). - Zuschauer: 68.000.

9. Juni 1968 in Ludwigshafen:

1. FC Köln - VfL Bochum 4:1 (2:1). - Tore: 1:0 Hornig (22.), 1:1 Böttcher (37.), 2:1 Rühl (38.), 3:1 Rühl (57.), 4:1 Löhr (70.). - Zuschauer: 60.000.

1. Juli 1972 in Hannover:

Schalke 04 - 1. FC Kaiserslautern 5:0 (2:0). - Tore: 1:0 Helmut Kremers (13.), 2:0 Scheer (32.), 3:0 Lütkebohmert (57.), 4:0 Fischer (66.), 5:0 Helmut Kremers (82.). - Zuschauer: 61.000.

1. Mai 1982 in Frankfurt/Main:

Bayern München - 1. FC Nürnberg 4:2 (0:2). - Tore: 0:1 Hintermaier (31.), 0:2 Dreßel (44.), 1:2 Karl-Heinz Rummenigge (54. ), 2:2 Kraus (65.), 3:2 Breitner (72., Foulelfmeter), 4:2 Dieter Hoeneß (89.). - Zuschauer: 61.000.

3. Mai 1986 in Berlin:

Bayern München - VfB Stuttgart 5:2 (2:0). - Tore: 1:0 Wohlfarth (34.), 2:0 Wohlfarth (40.), 3:0 Michael Rummenigge (65.), 4:0 Michael Rummenigge (72.), 4:1 Buchwald (75.), 5:1 Wohlfarth (77.), 5:2 Klinsmann (85.). - Zuschauer: 76.000.

24. Juni 1989 in Berlin:

Borussia Dortmund - Werder Bremen 4:1 (1:1). - Tore: 0:1 Riedle (15.), 1:1 Dickel (21.), 2:1 Mill (58.), 3:1 Dickel (74.), 4:1 Lusch (74.). - Zuschauer: 76.500.

24 Juni 1995 in Berlin:

Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg 3:0 (2:0). - Tore: 1:0 Dahlin (13.), 2:0 Effenberg (60.), 3:0 Herrlich (85.). - Zuschauer: 75.717.

6. Mai 2000 in Berlin:

Bayern München - Werder Bremen 3:0 (0:0) - Tore: 1:0 Elber (57. ), 2:0 Sergio (83.), 3:0 Scholl (90.). - Zuschauer: 76.000 (ausverkauft).

11. Mai 2002 in Berlin:

Schalke 04 - Bayer Leverkusen 4:2 (1:1) - Tore: Tore: 0:1 Berbatow (27.), 1:1 Böhme (45.), 2:1 Agali (68.), 3:1 Möller (71.), 4:1 Sand (85.), 4:2 Kirsten (89.)

Rote Karte: Agali (Schalke) nach einer Tätlichkeit (90.)

Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)

15. Mai 2010 in Berlin:

Werder Bremen - Bayern München 0:4 (0:1)

Tore: 0:1 Robben (35., Handelfmeter), 0:2 Olic (51.), 0:3 Ribery (63.), 0:4 Schweinsteiger (83.)

Zuschauer: 75.420 (ausverkauft)

Gelb-Rote Karte: Frings (Bremen) wegen wiederholten Foulspiels (77.)

21. Mai 2011 in Berlin:

MSV Duisburg - Schalke 04 0:5 (0:3)

Tore: Tore: 0:1 Draxler (18.), 0:2 Huntelaar (22.), 0:3 Höwedes (42.), 0:4 Jurado (55.), 0:5 Huntelaar (70.)

Zuschauer: 75.708 (ausverkauft)

Lesen Sie auch den Spielbericht von Oliver Mucha und Thomas Lipinski:

Schalke 04 hat nach einer enttäuschenden Bundesliga-Saison kühlen Kopf bewahrt und mit einem Rekordsieg zum fünften Mal den DFB-Pokal gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick wurde im Ruhrpott-Duell gegen den MSV Duisburg ihrer Favoritenrolle gerecht und erteilte dem Zweitligisten beim 5:0 (3:0)-Erfolg eine Lehrstunde.

Damit stellten die Schalker ihren eigenen Rekord für den höchsten Finalsieg in der 76-jährigen Pokalgeschichte ein. 1972 hatten die Königsblauen das Endspiel mit demselben Ergebnis gegen den 1. FC Kaiserslautern gewonnen. Während sich die Königsblauen für die Europa League qualifizierten, kassierten die weiterhin titellosen Duisburger in ihrem vierten Pokal-Endspiel ihre vierte Niederlage.

Jungstar Julian Draxler (18.), Klaas-Jan Huntelaar (22.) und Benedikt Höwedes (42.) sorgten schon zur Halbzeitpause im mit 75. 708 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion für klare Verhältnisse. Der überragende Jefferson Farfan hatte zu allen drei Treffern die Vorarbeit geleistet. Nach der Pause trafen Jose Manuel Jurado (55.) und erneut Huntelaar (70.) zum Endstand.

+++ Liveticker zum Nachlesen +++

Für die Schalker, die zuvor sechs Pflichtspiele in Folge verloren hatten, war es die erste Trophäe seit dem DFB-Pokalsieg 2002. Zudem war es der erste Titel im Schalker Trikot für Nationaltorwart Manuel Neuer, der im Sommer wohl zum Rekordmeister Bayern München wechseln wird. Weltstar Raul komplettierte durch den Erfolg seine Vereinstitelsammlung. Einen nationalen Pokal hatte der Spanier auch mit Real Madrid nie gewonnen.

Wie erwartet bestimmten die Schalker unter den Augen von Bundespräsident Christian Wulff von Beginn an das Spiel. Die ersatzgeschwächten und defensiv eingestellten Duisburger versuchten, sich auf Konter zu verlegen. Die erste Chance hatte der Favorit. Nach einer Vorlage von Höwedes zwang Kyriakos Papadopoulos mit einem Kopfball aus zwölf Metern MSV-Keeper David Yelldell zu einer Glanzparade (15.).

Nur drei Minuten später war der Duisburger Torwart machtlos: Nach einem Zuspiel von Farfan schaltete Draxler blitzschnell und traf von der Strafraumgrenze zur Schalker Führung. Für den 17-Jährigen war es bereits das zweite Pokaltor. Im Viertelfinale hatte der Schüler in der Verlängerung zum entscheidenden 3:2 gegen den 1. FC Nürnberg getroffen.

Auch beim 2:0 und beim 3:0 leistete Farfan die Vorarbeit. Das Zuspiel des Peruaners verwertete Huntelaar, der erstmals seit dem 26. Februar wieder in der Anfangsformation stand. Es war das zwölfte Pflichtspieltor des Niederländers, der nach sehr starkem Saisonstart wochenlang nicht getroffen und dann monatelang verletzt ausgefallen war. Beim dritten Treffer (42.) landete Farfans Ecke auf dem Kopf von Höwedes. Yelldell sah dabei nicht gut aus.

Damit war früh das Konzept von MSV-Trainer Milan Sasic über den Haufen geworfen. Der Zweitligist musste seine defensive Haltung aufgeben, kam auch nach gut einer halben Stunden zu seinen ersten Möglichkeiten. Zunächst schoss Olcay Sahan nach einem Fehler von Hans Sarpei über das Tor (36.), dann scheiterte Manuel Schäffler an Neuer (37.).

Das Berliner Olympiastadion war komplett blau und weiß. Rund 30.000 Schalker Fans waren in die Hauptstadt gereist, um ihren Klub zu unterstützen. 20.000 Duisburger Anhänger, die ihre Pokal-Party zuvor am Brandenburger Tor gefeiert hatten, hielten lautstark dagegen. Nur die königsblauen Profis selbst störten das Bild: Sie mussten in ihren Ausweichtrikots im Brombeerfarbton „ultra beauty“ auflaufen.

Schalke-Coach Rangnick hatte seine Mannschaft gegenüber dem 1:2 zum Bundesliga-Saisonabschluss beim 1. FC Köln auf vier Positionen geändert. Für Atsuto Uchida, Sergio Escudero, Alexander Baumjohann und Edu kamen Sarpei, Farfan, Draxler und Huntelaar in die Startelf. Höwedes rückte auf die rechte Außenverteidigerposition, Papadopoulos für ihn in Innenverteidigung. In der 43. Minute musste Sarpei aber verletzt raus, für ihn kam Escudero.

MSV-Trainer Sasic konnte von seinen Sorgenkindern immerhin Kapitän Ivica Grlic (Oberschenkelzerrung) und Benjamin Kern (Bänderriss) einsetzen. Torjäger Stefan Maierhofer, der seinen Mittelfußbruch auskuriert hat, saß zunächst auf der Bank.

Auch in der zweiten Halbzeit war Duisburg hoffnungslos unterlegen. Jurado nutzte eine weitere Lücke in der MSV-Abwehr zum vierten Treffer. Danach ging es für die Zebras, die zuletzt 1998 im Pokalfinale gestanden hatten, nur noch um Schadensbegrenzung.

Bei Schalke ragten neben Farfan auch Huntelaar und Jurado heraus, bei Duisburg überzeugte nur Olcay Sahan.