Der Amateur-Boxweltmeister von 2009 sieht sportlich und wirtschaftlich keine Perspektiven mehr

Hamburg. Die Rückschläge für den Hamburger Profistall Universum reißen nicht ab. Dem Unternehmen, das seit dem Auslaufen des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 um seine Existenz kämpft, droht nun der endgültige Verlust des größten deutschen Boxtalents. Superweltergewichtler Jack Culcay, 25, hat seinen bis November 2012 laufenden Vertrag fristlos gekündigt. Als Hauptgründe für diesen Schritt gab Culcays Manager Moritz Klatten die Nichterfüllung vertraglicher Verpflichtungen sowie die fehlende sportliche und wirtschaftliche Perspektive an.

"Jack sind sechs Kämpfe jährlich garantiert worden. Bis November stehen noch vier aus. Das ist nicht mehr einzuhalten", so Klatten. Zudem glaube er nicht mehr an ein neues Konzept, das Universum-Chef Klaus-Peter Kohl seit Monaten ankündigt. "Jack braucht Kämpfe, um sich zu entwickeln, und einen starken TV-Partner, um das Interesse an ihm zu erhalten. Beides kann Universum nicht mehr bieten." Es ginge bei der Kündigung nicht ums Geld. "Wir gehen nicht aus Gier, sondern aus sportlichen Gründen", sagt Klatten.

Bei Universum löste die fristlose Kündigung Unverständnis aus. "Wir haben Perspektiven aufgezeigt und Kämpfe angeboten. Wir werden unseren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Deshalb akzeptieren wir die Kündigung nicht und werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen", so Kohl. Für Befremden sorgte vor allem, dass Culcay das Angebot, die Promotionsrechte von Universum auf den Magdeburger SES-Stall von Ulf Steinforth zu übertragen und dort bei Sat.1 live zu boxen, abgelehnt hatte. "Steinforth hat keinen festen Vertrag mit Sat.1, wir sollten dort zu schlechteren Konditionen unterschreiben. Das geht nicht", sagt Klatten, der sich wundert, dass Kohl Culcay nun halten wolle. "Vor ein paar Wochen hieß es noch, man wolle Jack keine Steine in den Weg legen", sagt er.

Wo Culcay in der Zukunft boxen wird, ist noch nicht klar. "Es ist denkbar, dass wir uns an einen anderen Promoter binden, aber auch, dass wir mithilfe eines Investors selbstständig agieren. Wichtig ist nur, dass Jack regelmäßig Kämpfe bekommt, die ihn nach vorn bringen", sagt Klatten. Sollte die fristlose Kündigung indes gerichtlich nicht anerkannt werden, drohen dem Sportler Schadenersatzforderungen wie im Fall des WBA-Mittelgewichtsweltmeisters Felix Sturm, der sich im Juli 2010 für rund eine Million Euro von Universum freigekauft hatte, oder eine Sperre bis zum Vertragsablauf.