Dramatisches Finale um deutsche Handballmeisterschaft. 28:23-Erfolg in Thüringen reicht nicht aus

Bad Langensalza. Die Fans des Thüringer HC sind für ihre euphorische Unterstützung der Handballfrauen bekannt. Diesmal allerdings herrschte in der mit 1100 Zuschauern ausverkauften Salza-Halle eine seltsame Ruhe. Und das lag an der Mannschaft des Buxtehuder SV, die dem favorisierten Thüringer HC im Bundesliga-Endspiel die sportlichen Grenzen aufgezeigt hatte. Die BSV-Abwehr stand mit einer glänzend aufgelegten Torhüterin Jana Krause wie ein Bollwerk. Der Gastgeber verspielte zwischenzeitlich sogar seinen Fünftorevorsprung aus dem Hinspiel in Buxtehude (34:29).

Das Team von Trainer Dirk Leun träumte von der ersten deutschen Meisterschaft in der Vereinsgeschichte, es führte schon mit neun Toren (27:18). Ein weiteres Handball-Wunder blieb allerdings aus. Während den Buxtehuderinnen in der dramatischen Endphase die Kräfte schwanden und die Ideen im Angriff ausgingen, kämpfte sich der Thüringer HC wieder heran. Katrin Engel erzielte mit einem abgefälschten Wurf das letzte Tor zum 23:28. Buxtehudes Josephine Techert vergab die letzte Möglichkeit - Torhüterin Maike März lenkte den Ball Sekunden vor dem Abpfiff an den Pfosten. Und so entschied die Zahl der Auswärtstore zugunsten der Thüringerinnen.

Während die 1000 Thüringer Fans wieder euphorisch und lautstark wie gewohnt den ersten Titelgewinn ihrer Mannschaft trotz der Niederlage feierten, flossen beim Buxtehuder SV die Tränen. "Wir waren so dicht dran", sagte Randy Bülau, "der Frust sitzt tief."

Die Enttäuschung war riesig, Leun sprach von einer vertanen Chance, sich einen Traum zu erfüllen. Es wäre nur drei Tage nach dem Titelgewinn der HSV-Männer die zweite deutsche Meisterschaft für den Hamburger Handballverband gewesen.

Die Übergabe der Silbermedaillen von Bundesliga-Spielleiterin Erika Petersen aus Hamburg konnte über die tiefe Enttäuschung nicht hinwegtrösten. Leun hatte den BSV optimal vorbereitet. So aggressiv und kompromisslos wie in diesem Herzschlagfinale von Bad Langensalza hatte der Trainer seine Mannschaft selten gesehen. Wenn er jetzt noch die Angriffsleistungen verbessern kann, dann zählt der Buxtehuder SV auch am kommenden Wochenende beim Final-Four-Turnier in Göppingen zu den Titelkandidaten auf den DHB-Pokal. Buxtehude trifft im Halbfinale auf den Zweitligisten Bensheim-Auerbach und kann im Endspiel erneut auf den Thüringer HC treffen, der im Finale gegen Leipzig antreten muss. Für fünf Euro werden alle Spiele bei Live im Netz Hamburg (liveimnetz.de) gezeigt.

Der neue deutsche Vizemeister Buxtehuder SV kann sich trotz der Niederlage für die Champions League qualifizieren, spielt im September eine Relegation. Die EHF-Pokal-Teilnahme ist längst sicher.