Nach dem deutlichen Halbfinalaus im Super-Six-Turnier steht der Profiboxer vor unsicherer Zukunft

Los Angeles. Kraftlos, hilflos - perspektivlos? Arthur Abraham steht nach der dritten Niederlage innerhalb von 14 Monaten vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Im Halbfinale des Super-Six-Turniers im Supermittelgewicht musste sich der Berliner Profiboxer dem US-Amerikaner Andre Ward nach mäßigem Kampf einstimmig nach Punkten geschlagen geben. Damit steht die einst so glanzvolle Karriere des 32-Jährigen vor dem Aus, auch wenn er es noch nicht wahrhaben wollte.

"Ich boxe auf jeden Fall weiter", tönte Abraham nach der deutlichen Pleite (108:120, 110:118 und 111:118) trotzig. Allerdings dürfte dem 31-Jährigen nicht entgangen sein, dass er im Supermittelgewicht mit den Besten nicht mithalten kann. Zum dritten Mal kam er im Super-Six-Turnier unter die Räder und ist in dem Limit verbrannt. "Wir werden sehen, wie es weitergeht", sagte Promoter Wilfried Sauerland diplomatisch.

Betretene Blicke machten die Runde, als Abraham nach einem Kampf ohne den nötigen Biss in seine Ecke trottete. Nur wenig gezeichnet und schweigend ließ er sich von Trainer Uli Wegner mit einem Handtuch den Bauch abwischen. Wegner machte gute Miene zum bösen Spiel. Innerlich jedoch brodelte es. "Arthur hat all das getan, was er nicht machen sollte", schimpfte Abrahams langjähriger Coach, als man ihm ein Mikrofon vor die Nase hielt.

Vor nur 8000 Zuschauern im halbleeren Home Depot Center, darunter viele Armenier, weckte Abraham nur in den ersten beiden Runden Hoffnungen auf die Rückkehr zur alten Stärke. Der gebürtige Armenier trieb den 3:1-Favoriten vor sich her. Doch mit zunehmender Dauer verfiel Abraham in das alte Muster: Doppeldeckung hoch, Warten auf die K.-o.-Chance. "Lass die Fäuste fliegen, du musst eher schlagen", schrie Wegner schon verzweifelt aus der Ecke, doch Arthurs Kräfte schwanden mehr und mehr.

"Ich wollte nur noch den K. o. Das war mein Fehler. Ich habe gedacht, anders habe ich gegen Ward in den USA keine Chance", sagte Abraham hinterher über seine Taktik. Der gebürtige Kalifornier Ward, der auf seiner Boxhose die Aufschrift "Son of God" stehen hat, war zunächst irritiert von Abrahams forschem Beginn. Spätestens ab Runde vier aber spielte der 27 Jahre alte Olympiasieger von 2004 seine Schnelligkeit aus und ließ König Arthur sportlich bettelarm aussehen. "An den Sieg habe ich erst nach der zwölften Runde gedacht. Arthur ist immer gefährlich", sagte Ward, der in allen 24 Profikämpfen ungeschlagen blieb.

Im Finale des Turniers trifft der WBA-Weltmeister auf den Sieger des Halbfinales zwischen dem Briten Carl Froch und Glen Johnson (Jamaika), das am 4. Juni in Atlantic City ausgetragen wird. Wards Trainer fand tröstende Worte für Abraham. "Arthur, du bist ein guter Champion. Geh wieder ins Mittelgewicht", riet Virgil Hunter. Abraham verneinte sofort. Zwar hatte er das Mittelgewicht über Jahre hinweg beherrscht, doch die Quälerei um das Gewicht schreckt ihn ab. Die Frage ist nur, welche Alternative ihm bleibt.