Dortmunds Liebling Nuri Sahin hat seinen Wechsel nach Spanien am Montag bekannt geben. In Madrid erhält er einen Sechsjahresvertrag.

Hamburg/Dortmund. Die deutsche Meisterschaft wird er am kommenden Wochenende noch mit Borussia Dortmund feiern, in der Champions League spielt Nuri Sahin ab September aber mit Real Madrid. Der beste Spieler der nun endenden Saison verlässt den BVB für eine Ablösesumme von rund zehn Millionen Euro und unterschreibt in Madrid einen Sechsjahresvertrag. Den Wechsel bestätigte Sahin am Montag auf einer Pressekonferenz in Dortmund. Die Vereinsführung hatte er bereits am Wochenende unterrichtet, die Gerüchte um den Abgang hielten sich seit Wochen hartnäckig. Am Montag sagte Sahin: "Ich bin sehr stolz darauf diesen Schritt zu gehen. Es ist mir sehr schwer gefallen. Aber ich werde immer ein Fan und Mitglied des BVB bleiben."

Der 22-jährige Mittelfeld-Chef der Westfalen nutzt eine Ausstiegsklausel, die der BVB 2009 bei seiner Vertragsverlängerung akzeptierte. In dem bis 2013 laufenden Vertragswerk ist ein Weggang mit festgeschriebener Ablösessumme festgehalten. Bei einem Transfer im Inland hätte der Meister sogar nur sechs Millionen Euro kassiert. Dennoch ist der Abschied des Publikumslieblings nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich ein herber Schlag für Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Sahins Marktwert wird nach der überragenden Spielzeit auf 17,5 Millionen Euro geschätzt. Watzke erklärt den Vertrag: "Wir waren damals nicht die schönste Braut. Heute würden wir solche Klauseln nicht akzeptieren."

Noch vor drei Wochen deuteten die Zeichen auf eine Fortsetzung der Traumehe zwischen Sahin und dem BVB hin. Am Ende war der Lockruf eines der größten Klubs der Welt jedoch zu laut. Der scheidende Denker und Lenker der Borussia kämpfte bei seinem Abschied mit den Tränen und verriert: "Ich habe alle zum nächsten ’Clásico’ zwischen Real und Barcelona eingeladen."

Vor den Toren Dortmunds in Lüdenscheid geboren, spielte Sahin bereits seit 2001 in der Jugend der Borussia und wurde im August 2005 im Alter von 16 Jahren jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten. Nur drei Monate später durfte er sich auch jüngster Bundesliga-Torschütze nennen. Kurz zuvor hatte der Sohn türkischer Einwanderer für das Land seiner Eltern in der Nationalelf debütiert. Ausgerechnet im Freundschaftsspiel gegen Deutschland, wo er kurz vor Schluss sogar das 2:0 erzielte.

Nun folgt der Wechsel zu den "Königlichen". Sein Berater Reza Fazeli (37) transferierte im Sommer 2010 bereits Nationalspieler Mesut Özil, ein Freund Sahins, von Werder Bremen zu Real Madrid. Mit Sahin wechselt nun innerhalb eines Jahres bereits der dritte Bundesliga-Profi (Sami Khedira) zum spanischen Topklub. Sein Jahresgehalt wird bei rund vier Millionen Euro liegen. Einen Aufstieg in eine solche Gehaltsklasse konnte Dortmund ihm trotz Meisterschale nicht bieten. Bei den Schwarz-Gelben lag Sahins Salär bei rund 1,5 Millionen Euro. Gute Gespräche habe er auch mit seinem neuen Teamkollegen Mesut Özil geführt, auf Real-Trainer José Mourinho freue er sich, erzählte Sahin. "Er wird mich weiterbringen", glaubt der Jungstar.

Ein Abschiedsspiel wird es für Sahin in Dortmund nicht mehr geben. Wegen eines Innenbandrisses fällt die Nummer acht des BVB beim Saisonfinale gegen Eintracht Frankfurt am Sonnabend aus. Die Meisterschale wird er mit seinen Kollegen dennoch in den Dortmunder Himmel recken. Am Montag berichtete der Deutsch-Türke: "Der Abschied von der Mannschaft viel mir sehr schwer. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen und es war sehr emotional."

Vermissen werden den Filigrantechniker wohl nicht nur die Borussen-Fans, Sahin spielte sich spätestens in dieser Spielzeit in die Herzen vieler Fußball-Anhänger in Deutschland. "Ich werde Dortmund vermissen, ich werde die Bundesliga vermissen und ich werde mein Heimatland vermissen", wusste der gebürtige Sauerländer bei seiner Abschiedspressekonferenz. Wenn der 22-Jährige am Sonnabend zum letzten Mal den Signal-Iduna-Park betreten wird, werden dann wohl ein paar Tränen fließen. Das perfekte Abschiedsgeschenk hat er sich schon selbst gemacht: Er verlässt Dortmund mit der Meisterschale im Gepäck.