Im letzten Saisonheimspiel besiegten die HSV-Handballer Hannover-Burgdorf 37:27

Hamburg. Der Hallensprecher überschlug sich fast vor Euphorie: "Damit sind wir die Nummer eins!" Und das Publikum in der Hamburger O2 World jubelte, als seien die HSV-Handballer deutscher Meister geworden. Daraus wird, wie man seit der 31:33-Niederlage gegen den THW Kiel am vergangenen Sonnabend weiß, wohl nichts werden. Aber wenigstens in der Zuschauerstatistik, das steht nun fest, sind die Hamburger am Branchenprimus vorbeigezogen. 10 119 sahen den 37:27-(19:14)-Sieg im letzten Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf, was dem Rekordschnitt von 10 372 entspricht.

"Pokal, Meister, Supercup - geile Saison, danke!", war auf einem Transparent zu lesen. Zumindest die Fans haben Hoffnung auf einen Kieler Ausrutscher. Ihre Lieblinge aber schienen zunächst noch düstere Gedanken umzutreiben. Als Igor Vori nach vier Minuten per Tempogegenstoß zum 1:3 traf, hatte der HSV bereits drei Fehlversuche und zwei technische Missgeschicke fabriziert.

Von nun an aber bemühte sich der Pokalsieger erkennbar um Vergangenheitsbewältigung. Die erreichte in der 26. Minute ihren inoffiziellen Höhepunkt, als Hans Lindberg, kurz zuvor für den leicht am Knie lädierten Stefan Schröder eingewechselt, eine zweite Hamburger Angriffswelle von rechtsaußen zum 17:11 abschloss. Es war das 1000. Pflichtspieltor des Dänen für den HSV und sein 250. Treffer in der Bundesligasaison - die Führung in der Liste der besten Schützen wird ihm wohl keiner streitig machen. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass Nachwuchsmann Marcel Schliedermann kurz vor Schluss sein Bundesligadebüt geben durfte.

Alles andere war nicht rekordverdächtig, aber allemal ausreichend, um Bedenken zu zerstreuen, man könne dieses und das letzte Spiel am kommenden Sonnabend in Balingen nicht mit der gebührenden Ernsthaftigkeit angehen. Daran sollte, das lehrt die Erfahrung vergangener Jahre, auch der Wochenendausflug nach Mallorca nichts ändern, derweil die Kieler in der Champions-League-Endrunde in Köln nach Europas Sternen greifen.

HSV-Präsident Andreas Rudolph, 55, hatte die Mannschaft auf die Partyinsel eingeladen, auch wenn der Pokal und Lindbergs Torjägerkanone gewiss nicht die Titel waren, die er sich erhofft hatte. "Man kann mit dieser Saison nicht zufrieden sein", stellte Rudolph noch einmal klar. Selbst wenn es noch zur Meisterschaft reichen sollte, woran er aber nicht glaube, wäre diese mit einem "Geschmäckle" behaftet. Dennoch werde man mit der gleichen Mannschaft in die nächste Saison gehen, für Verstärkungen sei gar kein Platz, was auch für Michael Kraus gelte, für dessen Wechsel vom TBV Lemgo nach Hamburg sich die Anzeichen mehren: "Es wäre schwer, ihn einzubauen."

Der große Umbruch im Team ist offenbar auf nächstes Jahr vertagt, wenn viele Verträge auslaufen, auch der von Trainer Martin Schwalb. Auf eine vorzeitige Trennung befragt, antwortete Rudolph mit einer zweifachen Negation: "Wir werden nicht den Anlass geben, dass er nicht bei uns Trainer ist." Einen Treueschwur könnte man klarer formulieren.

Tore, Hamburg: Jansen 7, B. Gille 6, Vori 4, Hens 4, M. Lijewski 4, G. Gille 3, Schröder 3, Lindberg 2 (1 Siebenmeter), Duvnjak 2, K. Lijewski 1, Flohr 1; Hannover-Burgdorf: Brack 7, Johannsen 5, Jurdzs 4, Friedrich 4, Lehnhof 4 (3), Jonsson 2, Stelmokas 1. Schiedsrichter: Schaller/Wutzler (Leipzig/Frankenberg). Zuschauer: 10 119. Zeitstrafen: 1; 5.