Formel 1 Red-Bull-Doppelsieg für Webber und Vettel in Monaco. Schumachers Schlussmanöver geahndet - Sturz auf den 12. Platz

Monte Carlo. - Zum Schluss des Rennens gab es noch einmal ganz großes Kino. Erst wäre die Triumphfahrt des Red-Bull-Duos Mark Webber und Sebastian Vettel fast noch durch eine Harakiri-Aktion zweier Kollegen in Gefahr geraten. In der berüchtigten Rascasse-Kurve kollidierte Jarno Trulli mit Karun Chandhok, der Lotus des Italieners hob ab und verfehlte den Kopf des indischen Formel-1-Debütanten nur knapp. Webber und Vettel konnten im letzten Moment ausweichen.

Als das Safety-Car in der letzten von 78 Runden kurz vor der Zielgeraden abgebogen war, rollten die Führenden in derselben Formation der schwarz-weiß-karierten Flagge entgegen: Webber vor Vettel und Renault-Pilot Robert Kubica. Dahinter aber bereitete Michael Schumacher den Coup des Rennens vor - wie er dachte. Der Mercedes-Pilot schob sich in der letzten Kurve noch an Fernando Alonso im Ferrari vorbei auf Platz sechs.

Das Manöver entbehrte nicht einer gewissen Brisanz: Denn fast an derselben Stelle in der Rascasse-Kurve, wo Schumacher zum Überholen ansetzte, bremste der siebenmalige Weltmeister bei seinem bis dato letzten Auftritt im Fürstentum 2006 Alonso in der Qualifikation mit einem Parkmanöver.

Lauda glaubte, Alonso habe schlichtweg "gepennt"

Nun geriet er erneut mit seinem Widersacher aneinander, was eine heftige Diskussion über die Legitimität des Überholmanövers auslöste. Seit dieser Saison darf statt von der Start-Ziel-Linie bereits ab der so genannten Safety-Car-Linie (dem Bereich, an dem das Führungsauto die Strecke in Richtung Boxengase verlässt) überholt werden. Doch das Ferrari-Team war der Überzeugung, dass in der letzten Runde hinter dem Safety-Car generell nicht mehr überholt werden dürfe. So funkte es der Kommandostand der Roten ihrem Fahrer ins Auto, nachdem Alonso sich erkundigt hatte, ob er Lewis Hamilton noch einmal angreifen könnte. Während Ex-Weltmeister Niki Lauda glaubte, dass Alonso schlichtweg "gepennt" habe, war sich Schumacher nicht sicher. "Mir ist mitgeteilt worden, dass die Strecke frei ist. Aber vielleicht haben wir etwas im Regelbuch übersehen, ich weiß es nicht." Sie hatten. Wegen des Regelverstoßes bekam der Mercedes-Pilot nachträglich eine 20-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt und fiel auf Position 12 zurück. Mercedes wird gegen die Entscheidung protestieren.

Mann des Rennens war Alonso, der das Feld von hinten aufrollte

Die Silbernen blieben das gesamte Wochenende den Nachweis der Extraklasse schuldig. "Unser Speed war gestern gut, und er war heute gut", beharrte Motorsportchef Norbert Haug. "Nico hat gezeigt, dass wir mit den weichen Reifen bis zum ersten Stopp sehr schnell gefahren sind. Ein schwacher Trost, wenn man weiß, dass mit einem guten Startplatz hier ganz bestimmt ein Top-Ergebnis für uns drin war." Rosberg vergab die Chance auf eine bessere Endplatzierung als Rang sieben, weil ihn der Kommandostand zu spät zum Reifenwechsel beordert hatte.

Mann des Rennens war aber Alonso. Wegen eines Unfalls verpasste er die Qualifikation, musste aus der Boxengasse starten. Doch dann rollte er das Feld von hinten auf, überholte binnen weniger Runden vier Kollegen und schob sich auch durch einen strategisch klugen Reifenwechsel in der ersten Safety-Car-Phase auf den sechsten Rang vor.

Den ersten Crash hatte Nico Hülkenberg in Umlauf eins verursacht. Blieb beim Start noch das befürchtete Chaos aus, knallte es heftig, als Hülkenberg in der ersten Runde im Tunnel in die Leitplanken schlitterte.

Webber hatte den Start gewonnen, Vettel düpierte mit einer beherzten Attacke Kubica und preschte sofort auf Platz zwei vor. Aber seinen australischen Teamkollegen musste er ziehen lassen. Nach der zweiten Unterbrechung in der 33. Runde war Webbers Vorteil jedoch wieder weg: Rubens Barrichello blieb in seinem Williams wegen einer gebrochenen Radaufhängung beim Casino mitten auf der Strecke stehen. Das Red-Bull-Duo konnte sich jedoch sofort wieder absetzen, wobei Vettel erneut Webbers Tempo nicht halten konnte. Ein drittes Mal rückte das Safety-Car aus, nachdem sich in einer Kurve ein Kanaldeckel gelockert hatte. Wieder meisterte der mit 78 Zählern punktgleich mit Vettel führende Australier die Herausforderung am besten. "Es ist der größte Tag meines Lebens", sagte Webber - und feierte den Doppelsieg der roten Bullen im Pool des Brauseherstellers. Gemeinsam mit Vettel.