Michael Schumacher wird vor dem Großen Preis von Monaco von seiner unrühmlichen Vergangenheit eingeholt

Monaco. Die verflixte Kurve liegt wirklich ungünstig. Ganz am Ende des Hafens von Monaco, wo grellgelbe gusseiserne Tore den Straßenverlauf der Rennstrecke von dem des übrigen Fürstentums abschirmen. Von dort geht es wieder zurück den Berg hinauf Richtung Casino. Das Schlimmste an der Rascasse-Kehre aber ist, dass sie direkt vor dem Medienzentrum und dem Fahrerlager der Formel 1 liegt. Schon die Geografie sorgt dafür, dass ein Vorfall an dieser prominenten Stelle nicht so einfach in Vergessenheit gerät.

Deshalb muss niemand so weit gehen wie Michael Schumacher und eine Verschwörung vermuten, wenn die Rede auf seine Rascasse-Gemeinheit kommt. 2006 in der Qualifikation zu seinem bis dato letzten Monaco-Grand-Prix parkte er seinen Ferrari quer im engen Durchlass. Während Schumacher auf Fahrfehler plädierte, setzten ihn die Regelhüter ans Ende des Feldes: "Zufällig" hatte Fernando Alonso seinen Sturm auf die Poleposition wegen des Hindernisses abbrechen müssen.

Als Mercedes diese Woche im Hafen seine schmucke Rennrepräsentanz vorstellte, weigerte sich Schumacher hartnäckig, sich so gläsern zu geben wie das Gebäude oder so souverän, wie es von einem 41 Jahre alten Familienvater erwartet wird. Als einige Briten ihn auf den Vorfall ansprachen und durch ein knappes Geständnis eine Rehabilitation zum untadeligen Sportsmann erwarteten, gab Schumacher sich stur: "Ihr habt diesen Tag zu einem Tiefpunkt gemacht, ihr Journalisten, einige von euch", schimpfte Schumacher, als habe nicht er den Ferrari gesteuert: "Lasst uns nach vorn schauen und nicht zurück. Ihr langweilt mich."

Nicht zufällig rücken Fahrstil und Lenkradethik in Monaco in den Vordergrund. Beim Rasen durch die engen Straßenschluchten bleiben kaum Überholmöglichkeiten. Die Enge des Fürstentums stellt beim Großen Preis am Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky) gehobene Anforderungen an die Fahrer. Hinzu kommt, dass riesige Qualitäts- und Leistungsunterschiede zwischen den Autos Risiken erzeugen und dass gleich sieben der 24 Piloten ihr erstes Formel-1-Rennen in Monaco absolvieren.

Arrivierte Teams hatten sich daher um einen neuen Modus für das Qualifying bemüht, die Teilung des ersten Durchgangs in zwei Hälften à zehn Minuten und zwölf Autos - vergeblich. "Einige Teambosse wollen lieber das Chaos und vielleicht daraus Profit schlagen", klagte Schumacher.

Durch Monaco zu rasen gilt als Traum der größten Draufgänger. Stars mit aggressivem Fahrstil wie Alonso, Schumacher oder auch der Engländer Lewis Hamilton stehen in der Popularität der Fans ohnehin höher als taktischer und bedachter agierende Kollegen wie Jenson Button. Der britische Titelverteidiger hatte sich gerade über Schumachers Überholmanöver in Barcelona beschwert: "Hätte ich nicht zurückgezogen, wären wir zusammengekracht."

Dabei steht sein eigener McLaren-Teamkollege Hamilton in dem Ruch, besonders gern mit waghalsigen Aktionen die Gegner auf der Piste einzuschüchtern. "Der Fahrer mit den größten Eiern und dem meisten Talent sollte oben stehen, wenn er das Auto dazu hat", sagt er, "ich bin keiner, der an Glück oder Pech glaubt. Du machst dein Glück selbst. Wir halten unser Schicksal in den eigenen Händen." In der Branche gilt er derzeit als König der Überholmanöver.