HSV-Handballer besiegen Wetzlar 31:19 und bleiben Tabellenführer der Bundesliga

Hamburg. Bevor er zum Feiern Richtung Fankurve ging, hatte Johannes Bitter eine Frage: "Wie hat Kiel gespielt?" Als der Torhüter hörte, dass auch der Meisterschaftsrivale sein Spiel klar gewonnen hatte, rümpfte er kurz die Nase, ehe er sich die verdienten Ovationen abholte. Mit 17 Paraden und einer Quote von annähernd 50 Prozent hatte Bitter gegen die HSG Wetzlar dafür gesorgt, dass der Pflichtsieg der HSV-Handballer mit 31:19 (15:9) ein entsprechendes Ergebnis hatte. "Insgesamt war das eine gute Leistung" meinte HSV-Präsident Andreas Rudolph.

Lange war die Atmosphäre allerdings seltsam angespannt gewesen, auch wenn dazu kein Anlass bestanden hatte, denn die Hamburger hatten Spiel und Gegner jederzeit im Griff. Aber viele Nachlässigkeiten könnten darauf schließen lassen, dass sie ihrer Zeit in Gedanken schon elf Tage voraus waren. Und auch einige Zuschauer schienen sich ihre Energien für den Show-down um die Meisterschaft gegen den THW Kiel aufsparen zu wollen, bisweilen war die Stimmung fast andächtig. Natürlich hatten die Fans zweierlei früh gemerkt: Erstens, dass sie an diesem Abend nicht Zeugen einer Galavorstellung werden würden; und zweitens, dass es ihre Lieblinge auch ohne sie schaffen würden. Nach sechs Minuten und drei Hamburger Gegenstößen stand es bereits 6:1. Drei, zwei, eins - die defensive Hamburger Taktik blieb für die Wetzlarer ein unlösbares Aktenzeichen. Und sie verschaffte Johannes Bitter im Tor obendrein angenehme Arbeitsbedingungen.

Es lief also gut, vielleicht sogar zu gut. Jedenfalls begann der HSV von nun an die Konzentration im Angriff schleifen zu lassen, was bei Trainer Martin Schwalb für Missmut sorgte. Nach 18 Minuten beorderte er nicht zufällig Pascal Hens vom Feld. Nach zwei frühen Gegenstoßtoren hatte der Halblinke nämlich nur noch ins Hintertornetz getroffen, was ein Spiegelbild seiner jüngsten Leistungsschwankungen war. Hens' Formsuche ist noch nicht beendet, aber drei weitere Tore in der Schlussphase sollten Mut machen.

Wären die Gäste ihrerseits nicht so nachlässig mit ihren Chancen umgegangen, hätte es vielleicht sogar ein spannendes Spiel werden können. Doch vor allem zwei Spieler wollten es so weit auf keinen Fall kommen lassen. Der eine war Rechtsaußen Stefan Schröder. Ihm konnte man die Spiellaune nach seiner langen Verletzungspause anmerken - und wohl auch den Verdruss darüber, dass ihn Trainer Schwalb am Sonnabend in Düsseldorf 60 Minuten neben sich auf der Bank sitzen ließ. Der andere war Bitter. Eine ähnliche Torwartleistung könnte auch am Sonnabend im Spiel beim TuS N-Lübbecke nötig sein. Zweimal schon machten die Ostwestfalen dem HSV in dieser Saison das Siegen schwer, auch Kiel ließen sie am Dienstag lange Zeit nicht wie einen deutschen Meister aussehen. Ein letzter dicker Brocken vor dem Gipfel.

Tore, Hamburg: Schröder 6, Hens 5, B. Gille 5, Lindberg 4 (3 Siebenmeter), Lackovic 3, Vori 2, K. Lijewski 2, M. Lijewski 2, Duvnjak 1, Jansen 1; Wetzlar: Christophersen 7 (5), Smoler 5, Salzer 4, Valo 1, Allendorf 1, Mraz 1. SR: Pritschow/Pritschow (Stuttgart). Zu.: 9115. Zeitstrafen: 2; 3.